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Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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keinen Bericht abgegeben? Unwahrscheinlich.
    »Ich verstehe nicht«, sagte Andersen. »Wie können andere Erdmenschen hier gelandet sein? Ich meine –«
    »Du bist der dritte. Die beiden anderen kamen in Schiffen wie deinem.«
    »Wann?«
    »Der erste vor elf Jahren. Der zweite vor fünf.«
    »Ortsjahre?«
    »Terra-Jahre.«
    Andersen runzelte die Stirn. Besuche von Forschern, über die es keine Berichte gab? Er holte tief Luft. »Auf jeden Fall bietet euch die Konföderation Terra –«
    »Wir haben kein Interesse.«
    »Laßt mich euch doch wenigstens sagen –«
    Die unerbittliche geistige Stimme unterbrach ihn wieder: »Wir werden keinen Konföderationen beitreten. Wir möchten nicht, daß Erdmenschen auf unserem Planeten landen.«
    Andersen holte tief Luft. Er war schon öfter auf solche eigensinnige Unnachgiebigkeit gestoßen und hatte Überredungskünste parat, mit denen man ihr beikommen konnte. Die Erde war auf eine endlos wachsende Wirtschaft ausgerichtet und brauchte einen endlos wachsenden Markt. Es war wichtig, alle nur möglichen Handelsbeziehungen auszunützen.
    Er sagte: »Bitte keine Voreiligkeit. Laßt mich euch sagen, wie nützlich es ist, friedliche Beziehungen zu uns zu haben. Wir könnten Handel treiben, ohne daß auch nur ein Schiff auf eurem Boden landen muß –«
    »Wir haben kein Interesse.«
    »Ein paar Minuten nur. In meinem Schiff habe ich Soliddias, die ich zeigen können –«
    »Nein.«
    Andersen wurde ärgerlich. »Warum wollt ihr mir nicht zuhören?« fragte er.
    »Wir haben uns seit vielen Tausenden von Jahren die Unabhängigkeit erhalten. Unsere Wirtschaft ist genau auf unsere Umwelt abgestimmt. Wir können uns selbst erhalten. Wir brauchen die Erde und ihre Konföderation nicht.«
    »Was würdet ihr tun, wenn wir euch zwingen würden, Handel mit uns zu treiben?« fragte Andersen unbesonnen. Er glaubte nicht, daß die Erde Gewalt anwenden würde, aber er wollte die Reaktion der Fremden sehen.
    Sie war sanft. »Ihr würdet so etwas nicht tun.«
    »Angenommen, wir täten es?«
    »Ihr würdet keinen Erfolg haben.«
    »Wieso nicht?«
    »Ihr könntet keinen Erfolg haben.«
    Andersen runzelte die Stirn. Die sieben Fremden hatten während der Unterredung kein einziges Mal ihren Tonfall verändert, hatten sich kaum einmal bewegt. Und doch warf man ihm die Tür vor der Nase zu. Diese Leute wollten isoliert bleiben. Das war überdeutlich. Andersen gab jedoch nicht so leicht auf.
    »Ihr seid dem Universum etwas schuldig«, fing er eine eher abstrakte Erklärung an. »Euer Planet, eure Sonne, das alles ist ein Teil der großen Himmelsmaschine. Glaubt ihr, ihr könnt euch völlig aus dieser Maschine heraushalten? Kein Planet ist eine Insel, Freunde. Die Räder müssen ineinandergreifen, sonst zahlt ihr den Preis kulturellen Niedergangs.«
    »Wir haben Jahrtausende erfolgreich überstanden. Unsere Gesellschaft ist fest. Wir haben kein Interesse an der Art, wie sich die Erdmenschen in alles einmischen. Wir haben das den anderen Erdmenschen klargemacht, die uns besuchten.«
    »Ich weiß nichts von ihnen.«
    »Sie waren wie du. Starrköpfig, eigensinnig, überzeugt, im Besitz der ewigen Wahrheit zu sein. Gaben allgemeine Redensarten über das Universum von sich, verschwommene Gleichnisse, unreife und klägliche Schlußfolgerungen. Verlaß uns jetzt, Erdmensch!«
    »Einen Augenblick«, platzte Andersen heraus. »Ich bin ein voll akkreditierter Gesandter der Erde. Ich lasse mich nicht einfach abweisen. Ich möchte mit jemandem sprechen, der eine leitende Stellung auf diesem Planeten einnimmt.«
    »Wir sind hier alle gleich«, sagte die fremde Stimme. Sie klang müde, vielleicht ungeduldig. »Kehre in dein Schiff zurück! Fahre weiter!«
    »Ich werde nicht abreisen, bevor ich nicht mit jemandem gesprochen habe, der –«
    »Du wirst sofort abfahren!«
    »Und wenn ich das nicht tue?«
    Andersen spürte eine Art geistiges Achselzucken. »Wir sind friedliche und passive Leute. Wir würden keine direkten Schritte unternehmen, dir Schaden zuzufügen. Aber wenn du nicht abreist, wirst du dir selbst schaden.«
    »Bitte«, sagte Andersen schmeichlerisch, »werdet doch nicht gleich böse. Ich möchte euch nur sagen –«
    »Wir haben dich gewarnt«, kam die matte Antwort.
    »Aber –«
    Andersen hörte über sich zwei leise Geräusche, die wie ›plopp‹ klangen. Einen Augenblick lang begriff er nicht. Dann blickte er nach oben und hatte begriffen.
    Es überlief ihn kalt. Ihm wurde plötzlich klar, daß ihm

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