Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
Stanley schon: »Kann die XV-19 sofort los? Können wir sie innerhalb der nächsten zwanzig Minuten im Raum haben?«
    Der Oberst blinzelte und nickte. »Ich glaube schon, Sir, wenn wir uns beeilen. Wir –«
    »Beeilen Sie sich, zum Teufel!« bellte Stanley. »Ich möchte, daß Sie sich rascher als das Schiff bewegen. Es ist doch das Schiff mit der höchsten Beschleunigung, das wir haben?«
    »Ja, Sir, wir –«
    »Ich möchte, daß es in zehn Minuten zum Abflug bereit ist. Das ist ein Befehl.«
    »Ja, Sir.«
    »Und kein Wort darüber zu irgend jemandem!« sagte Stanley. »Verstanden? Wenn das Schiff nicht so rasch wie möglich losfliegt, sorge ich dafür, daß Sie die längste Zeit Oberst gewesen sind.«
    »Ja, Sir«, sagte der Oberst. »Noch etwas?«
    »Nichts. Weitere Befehle gebe ich Ihnen vom Radarturm eins durch. Wir haben Alarmstufe eins, und wenn wir Fehler machen, müssen eine Menge Menschen sterben. Und jetzt los!«
    Der Oberst war schon fort. Stanley ging wieder hinaus. Er blieb vor dem Gebäude stehen und überlegte die nächsten Schritte. Die XV-19, dachte er. Arthmore müßte sie im Nu losschicken können.
    Die nächsten zwei Minuten würde er frei atmen können. Die Sache lief jetzt. »Zurück zum Radarturm«, sagte er seinem Fahrer.
    Als er den großen Raum betrat, welcher der Mittelpunkt des Turmes war, fielen zwei Stimmen zugleich über ihn her:
    »Kapitän Deering ruft nach Ihnen!«
    »Die Zahlen über die Queen sind da!«
    Er packte das Blatt, das ihm der zweite Mann entgegenhielt, und rannte zum Mikrophon, das den direkten Kontakt mit der Martian Queen herstellte. Er nahm es, wollte etwas sagen, hielt es mit der Hand zu. »Haben Sie Deering etwas gesagt?«
    »Nein, Sir.« Der Sergeant lächelte verzerrt. Jeder in dem Raum wußte inzwischen, wie die Lage war, und die Stimmung war gespannt. Die Luft war wie geladen.
    »Wir meinten, es sei Ihre Sache«, sagte der Sergeant.
    Stanley grinste. »Besten Dank.« Er nahm die Hand vom Mikrophon. »Buddy! Hier Neil. Wie steht’s?« sagte er ruhig.
    »Nichts Neues«, kam nach kurzer Pause die Antwort Deerings. »Kein Antrieb, keine Rettung. Wie sieht’s unten aus?«
    »Wir haben jetzt die genauen Koordinaten«, erwiderte Stanley. »Wir können fast auf Haaresbreite genau sagen, wo ihr aufschlagt.«
    Ein Augenblick Schweigen. Dann: »Aufschlagt? Sie sind also sicher, daß wir die Erde erwischen?«
    »Ohne jeden Zweifel, Buddy«, entgegnete Stanley. »Wenn in der Zwischenzeit nichts passiert, werdet ihr ins Meer plumpsen.« Er warf wieder einen Blick auf das Blatt Papier. »Ihr werdet in den Long Island Sund fallen. Mitten ins große Wasser.«
    Zum dritten Mal war es einen Augenblick still. Deering mußte sich seine Worte überlegen. Dann endlich: »Das darf nicht passieren, nicht wahr?«
    »Genau«, antwortete Stanley ruhig. »Sie möchten doch nicht, daß Ihre Passagiere ein unerwartetes Bad nehmen?«
    »Nein«, erklärte Deering. »Können Sie rechtzeitig eine Rakete heraufschicken?«
    »Mehr als genug Zeit«, sagte Stanley. Im Hintergrund maß ein Chronometer präzis die verstreichenden Sekunden. »Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Jerry Hammermill stieß sich unsicher den langen Gang hinab, der von seiner Kabine zum Aufenthaltsraum des Schiffes führte, einem großen, angenehmen Raum, in dem die Passagiere so getan hatten, als seien sie überall, nur nicht an Bord eines Raumschiffes.
    Er öffnete die Tür und schwebte in die Mitte des Raumes. Er wußte, wie gefährlich seine Lage war. Das Schiff konnte jeden Augenblick beschleunigen, und er würde mit Riesenkraft zu Boden geschleudert werden. Doch irgendwie beunruhigte ihn das nicht. Trotzdem zitterten seine Hände, und sein Gesicht war starr, als sei es von einer Schicht Firnis überzogen.
    Jerry Hammermill hatte bis jetzt ein angenehmes und gewinnträchtiges Leben geführt, und der Gedanke, es könne durch einen verrückten Unfall enden, behagte ihm nicht.
    Er stieß sich von der Decke ab und bewegte sich auf die Bar zu. Während des freien Falles war natürlich kein Barmann im Dienst, und Hammermill bediente sich selbst. Er suchte, bis er einen Plastikballon mit Scotch gefunden hatte. Er brach ihn auf und spritzte sich die Flüssigkeit in einem heißen, öligen Strahl in den Mund.
    Dann wandte er sich um und stieß sich in Richtung der Nase des Schiffes, wo sich der Kapitän befinden mußte. Er fühlte sich ein bißchen besser, wollte aber vor allem von Kapitän Deering genau wissen, was vor sich

Weitere Kostenlose Bücher