Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
ins Ziel steuern. Können Sie das machen?«
    Die Antwort erfolgte ohne Zögern: »Klar, ist einfach. Alles Gute, Neil. Sie werden Glück nötig haben.«
    »Weiß ich. Auch Ihnen alles Gute.«
    »Also dann, Neil.«
    Stanley nickte wortlos und stand auf. »Sergeant, wenn das Gespräch aus Washington kommt, stellen Sie es zu meinem Büro durch.«
    Er drehte sich um und eilte zur Tür hinaus.
4
    Leutnant Bessemer stand im Aufenthaltsraum seinen Mann, so gut er konnte. Mit einer Hand klammerte er sich an die Wand hinter ihm, und die andere hing zur Faust geballt herab.
    Zur Zeit befanden sich über hundert Leute im Aufenthaltsraum. Sie bewegten sich wegen des freien Falles unsicher durcheinander.
    »Sie haben Gerüchte verbreitet«, sagte der Leutnant laut zu Jerry Hammermill. »Die Leute regen sich wegen Ihnen über nichts und wieder nichts auf.«
    Hammermill wollte etwas sagen, doch ein dicker Mann neben der Bar schrie: »Nichts ist gut! Wenn wir uns alle in Gefahr befinden, sollten wir Bescheid wissen! Wir sollten uns in die Rettungsboote begeben!«
    Hammermill drehte sich um und fletschte grinsend die Zähne. »Mein Herr, Sie sind nicht auf einem Ozeandampfer. Das hier ist ein Raumschiff. Auf einem Raumschiff gibt es keine Rettungsboote.«
    Im Hintergrund schluchzte eine Frau, nein, ein Mann war es.
    Mrs. Natalie Ledbetter sagte ruhig: »Werden wir Fallschirme anlegen müssen, junger Mann?«
    »Fallschirme?« Hammermill hätte fast aufgelacht. »Bei dreißig Kilometern pro Sekunde Fallschirme? Nein, Großmütterchen, keine Fallschirme.«
    Die alte Dame warf Hammermill einen vernichtenden Blick zu. »Ich sprach mit dem Offizier, junger Mann. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihren törichten Mund halten würden. Sie haben schon für genug Unordnung gesorgt.« Sie blickte wieder den Leutnant an. »Wie ist die Lage, junger Mann?«
    Bessemer machte seine Faust auf und zu. »Wir haben gewisse Schwierigkeiten«, sagte er und versuchte, ruhig zu sprechen. »Das kann ich nicht bestreiten. Der Kapitän läßt jedoch durch mich ausrichten, daß wir ganz sicher nicht zerschellen werden. Das Schiff wird nicht auf die Erde stürzen.«
    Fred Armbruster fuchtelte mit einem Arm durch die Luft. »Das ist gelogen!« schrie er. »Nichts als eine Lüge! Hat jemand von Ihnen schon einmal aus dem Bullauge geschaut? Man kann die Erde sehen. Und wir stürzen auf sie zu. Sie nimmt den halben Himmel direkt vor uns ein.«
    George MacBride wandte sich zu Armbruster um. »Halten Sie Ihren verdammten Mund! Sie sind so blöd wie Hammermill!«
    Armbruster sagte mit blitzenden Augen: »Was erlauben Sie – he, ich kenne Sie! Sie arbeiten für Breckmann! Da kann ich Ihnen gleich mitteilen, daß Sie entlassen sind!«
    Marian MacBride holte tief Luft. George hatte plötzlich ein hämisches Grinsen im kantigen Gesicht. »Wenn ich schon entlassen sein soll, dann wenigstens aus einem guten Grund.« Er riß die Faust hoch, die Armbruster krachend gegen das Kinn fuhr. Armbruster überschlug sich in hohem Bogen und prallte gegen die nächste Wand.
    MacBride wurde seinerseits von der Wucht des Schlages nach hinten gedrückt. Er konnte sich nicht abbremsen und prallte auf Edouard Andre.
    »Was soll das?« rief Andre ärgerlich und schlug automatisch zu.
    Er traf MacBride genau unter dem Herzen auf die Rippen, und der Ire wirbelte schmerzverkrümmt davon. Marian MacBride sah, was geschehen war, und packte einen emaillierten Aschenbecher, der an der Bar befestigt war. Sie schleuderte ihn Andre an den Kopf. Die leichte Kunststoffschale prallte an dem Schädel ab und traf einen zweiten Mann in der Nähe.
    Alle Nerven waren sowieso schon bis zum Zerreißen gespannt, und dieser Ausbruch von Gewalttätigkeit brachte sie wie Geigensaiten zum Reißen. Man stieß sich, trommelte sich mit Fäusten auf die Köpfe, man schrie und fluchte. Im Nu ging im Aufenthaltsraum alles drunter und drüber. Ein Mob halb hysterischer Menschen erfüllte sich endlich den Wunsch, etwas zu tun. Unbewußt waren sie alle überzeugt, daß etwas getan werden mußte, und es blieb ihnen kaum etwas anderes zu tun übrig.
    Mrs. Ledbetter bekam einen Fuß in die Magengrube und flog wild um sich schlagend rückwärts in die Bar. Parksel sah es, und in seinem Gehirn schnappte etwas ein. Er hatte geglaubt, den alten Besen seit Jahren nicht mehr riechen zu können, und plötzlich begriff er, wie sehr er ihr eigentlich zugetan war. Er stürzte sich durch den Raum und prallte mit dem Kopf voraus gegen den

Weitere Kostenlose Bücher