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Uferwald

Titel: Uferwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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haben Sie nirgendwo eine Chance, am allerwenigsten in Paris, da werden Sie bloß abkassiert, es sei denn, irgendeine Schwuchtel entdeckt Sie... aber auf dem Ufer brüte ich nicht.«
    »Sie sind dann nach Südfrankreich?«
    »Ja.«
    Das war plötzlich sehr einsilbig, dachte Tamar. »Ohne Solveig?«
    Bittend hob Keull seine Hände. »Wie lange noch? Ja, ich bin ohne Solveig an die Côte. Eine Schweizer Witwe hatte mich eingeladen, da konnte ich schlecht...«
    »Aber Solveig wollte Sie nicht gehen lassen?«
    »Mag sein...«
    »Sie haben sich gestritten?«
    »Ja.« Keull zuckte die Achseln. »Sicher doch. Es hat eine Szene gegeben. Eine Scheißszene. Sie hat nur noch geschrien. Damit sie aufhört, hab ich ihr eine gescheuert, und sie ist hingefallen und hat sich das Gesicht an der Werkbank aufgeschlagen und hat erst recht geschrien, ohne Ende, bis die Polizei gekommen ist.«
    Tamar sah ihn an. Fast bereute sie es, sich auf das Gespräch eingelassen zu haben. »Wissen Sie, was aus ihr geworden ist?«
    Ratlos blickte Keull auf. Er hatte die Frage nicht erwartet. »Warum sollte ich?«, fragte er zurück.
    Ja, dachte Tamar, warum soll jemand wie du sich darüber
    Gedanken machen? Das Zischeln der Neonröhre wurde stärker,
    veränderte sich, irgendetwas vibrierte in ihrer Tasche. »Ihr Handy klingelt«, sagte Keull.
    Warum hatte sie es nicht ausgeschaltet? Tamar zog es heraus und meldete sich mit einem knappen: »Ja?«
    »Kuttler hier«, sagte eine Stimme, die leise und beiläufig klang, »ich hab hier einen Namen und wollte dich bitten, dass du nachprüfen lässt, ob auf ihn im Jahr 1998 ein dunkler Mercedes zugelassen war.«
    »Was soll ich?«
    »Es ist wichtig«, fuhr Kuttler fort. »Darf ich dir den Namen durchgeben?«
     
    K uttler kehrte an die Theke zurück, nahm sein Glas und stellte sich damit neben Puck, die noch immer an dem Stützpfeiler lehnte. Beide betrachteten sie die Runde, die an den zusammengeschobenen beiden Tischchen saß. »Was ist?«, fragte er. »Haben Sie weiter getrunken, haben Sie sich unterhalten oder saßen Sie einfach nur da?«
    »Nein, sicher nicht«, sagte Matthes, stand auf und kam zu Kuttler, das Glas in der Hand. »Mir war die ganze Sache rasend peinlich, und ich habe mich schnell zu Bekannten gesetzt, zu Parteifreunden aus unserem Kreisverband, um genau zu sein.«
    »Aber sicher doch«, fiel Luzie ein, »du hast ja sicherstellen müssen, dass die keine merkwürdigen Dinge über dich weitererzählen.«
    »Luzie, bitte!«, antwortete Matthes und setzte sich wieder, zwei Tische weiter.
    »Puck hatte mir gerade ein frisches Bier gebracht«, sagte Harald Treutlein und drehte sich halb zu Kuttler, »und so bin ich erst mal einfach sitzen geblieben, obwohl es wirklich nicht lustig war am Tisch mit dem Bilch und den beiden Frauen, mit Isolde und Luzie, die müssen beide ziemlich sauer gewesen sein.«
    »Ich war, wie immer, glänzend drauf«, widersprach Czybilla, »sprühend vor guter Laune.«
    »Ja, du hast gefeixt wie ein Schneekönig«, fiel Treutlein ein,»und jeden, den du gesehen hast, mit dem Victory-Zeichen genervt.«
    »Ein Siegertyp«, sagte Czybilla und streckte die rechte Hand hoch, Zeige- und Mittelfinger gespreizt, »war ich schon immer.«
    Kuttler kam an den Tisch und sah Luzie und Isolde an. »Und Sie beide? Stimmt das, dass Sie sauer waren oder ärgerlich?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Luzie zögernd, »dass wir viel miteinander gesprochen haben.«
    »Wir haben überhaupt nie viel miteinander gesprochen«, stellte Isolde Treutlein richtig, und ihre Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass sie in dieser Hinsicht auch künftig nichts ändern wollte.
    »Wer ging zuerst?«
    »Ich nicht«, antwortete Czybilla fröhlich.
    »Ich«, sagte Isolde. »Ich glaube, ich bin einfach aufgestanden und gegangen. So.« Sie stand auf und schob den Stuhl zurück. »Es war mir plötzlich alles unerträglich.«
    »Moment«, warf Puck ein. »Du bist aufgestanden. Aber nicht sofort gegangen. Du bist zuerst zu Til.«
    Kuttler sah Isolde an, wartend.
    »Sicher doch«, antwortete sie. »Natürlich bin ich zuerst zu ihm. Wer sonst hätte das tun sollen?«
    »Und?«, fragte Kuttler.
    »Er stand nur da, wie Puck es beschrieben hat«, sagte Isolde, »am Rand vom Tresen, und tat so, als trinke er sein Bier und wolle sowieso mit keinem reden... Deswegen kam ich gar nicht dazu, ihm etwas zu sagen. Ich kannte ihn ja, wenn er diese Laune hatte. Da hat er die ganze Welt in der Ecke stehen lassen, schon als Kind

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