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Uferwald

Titel: Uferwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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sagte Harald Treutlein. »Isolde?«
    »Tilman.«
    »Eins zu eins. Puck?«
    Puck stand noch immer, hatte sich aber an einen Stützpfeiler gelehnt, der den Übergang vom vorderen Teil des Eastside zu den hinteren Tischreihen teilte. »Tilman.«
    »Zwei zu eins. Luzie?«
    »In Gottes Namen soll halt der Bilch kommen.«
    »Zwei zu zwei.« Matthes überlegte. »Ich glaube, ich habe gesagt, dass wir dem Bilch in diesem Lokal sowieso nicht entgehen können. Also stimme ich dafür, wie es ohnehin kommt. Zwei zu drei. Tilman?« Matthes blickte zu Kuttler. Der zögerte.
    »Ja, Mr. Holmes«, sagte Czybilla, »wie wird Tilman denn nun abgestimmt haben?«
    Kuttler zuckte die Achseln. »Bilch«, sagte er dann.
    »Bingo!«, rief Czybilla. »Fast perfekt. Aber sein Lächeln haben Sie noch nicht so richtig drauf. Da müssten Sie noch etwas üben. Und außerdem hat er es begründet. Er hat gesagt, warum er so abstimmt. Na?«
    Die Blicke richteten sich auf Kuttler. Er griff nach seinemWeizenbierglas. »Ich stimme für den Bilch«, sagte er plötzlich, das Glas in der Hand, »damit ihr mich endlich los seid.« Er nahm einen kräftigen Schluck. Als er das Glas wieder absetzte und aufsah, blickte er in schmale forschende Augen, die ihn unverwandt betrachteten, wie ein unbekanntes Tier. Es waren die Augen von Isolde Treutlein, geborene Scheuch.
    »Sie haben gerade eine ganz andere Stimme gehabt, Monsieur Maigret«, sagte Czybilla. »Wir sind beeindruckt.« Er sah sich in der Runde um. »Auch wenn der Wortlaut etwas anders war. Etwas unmittelbarer, glaube ich.«
    »Ich stimme für den Bilch«, fiel Harald Treutlein mit fast träumerischer Stimme ein, »damit ihr mich endlich alle miteinander am Arsch lecken könnt.«
    Matthes nickte. »Zwei zu vier. Damit war es entschieden. Auf den Bilch kam es gar nicht mehr an. Tilman hat sich selber ausgeladen.«
    »Es war wirklich so«, sagte Luzie, an Kuttler gewandt. »Aber keiner von uns fand es lustig. Ich jedenfalls nicht. Irgendwie war es auch merkwürdig still am Tisch, merkwürdig deshalb, weil im ganzen Lokal ja ziemlicher Krach herrschte, es konnte also an einem einzelnen Tisch nicht wirklich still sein, aber mir ist es so vorgekommen, und Tilman ist aufgestanden und hat gesagt: ›Dann macht’s mal gut!‹, und ging an die Theke.«
    »Und wie weiter?«, fragte Kuttler, während er aufstand, sein Weizenbierglas nahm und an die Theke ging. Dort drehte er sich um.
    Ein Mann in Jeans, zu denen er ein gestreiftes Jackett trug, stieß ihn an. »Spielt ihr hier Tatort?«
    »Nein«, sagte Kuttler. »Vorsicht Kamera... im Vertrauen gesagt, wir suchen den dümmsten Zwischenfrager.«
    »Einen Augenblick«, sagte Puck. »An der Theke drängten sich die Leute. Er hat sein Glas ganz an der Ecke abgestellt und ist erst mal aufs Klo oder zum Telefon.« Sie sah die anderen an. »Ich weiß noch, wie er an mir vorbeiging und mir mit so einem blöden Lächeln auswich, als ob ich Luft für ihn wäre.«
    Kuttler ließ das Glas stehen und ging an Puck vorbei zur Toilette.
     
    D ie Luft war stickig, und wenn niemand sprach, hörte man das Zischeln der einen Neonröhre, die wohl bald durchbrennen würde.
    »Vielleicht werde ich Ihnen sogar glauben«, sagte Tamar. »Ungern. Aber wenn ich das tun soll, muss ich die ganze Geschichte wissen.«
    »Was denn noch?«, fragte Keull.
    »Wann und wo haben Sie Solveig kennen gelernt?«
    »Im Frühjahr 1998, in der Werkstatt. Ein Mensch in einem karierten Jackett wollte seinen Daimler abholen und hatte Solveig dabei. Wir haben uns angesehen, und das war es dann. Sie kam am nächsten Abend.« Er warf einen prüfenden, zugleich etwas ratlosen Blick auf Tamar. »Wollen Sie Details wissen?«
    »Wie viel Geld hat Solveig von Dannecker bezogen?«
    Keull schüttelte unwillig den Kopf. »Das weiß ich doch nicht... mal fünfhundert, mal einen Tausender... es schmeichelte ihm, als der große Gönner von Welt aufzutreten.«
    »Wie viel von diesem Geld haben Sie bekommen?«
    Er richtete sich auf, zornig oder gekränkt. »Hören Sie – ich lass mich von Ihnen nicht vorführen...«
    »Darum geht es nicht«, sagte Tamar. »Es war Ihre Idee, dass wir beide uns nichts vormachen müssen. Also kommt es nicht darauf an, was wir voneinander halten. Es kommt nur darauf an, dass Sie mir die ganze Geschichte erzählen, weil ich nur dann sagen kann, ob ich Ihnen glaub. Wie viel?«
    »Mal fünfhundert, mal einen Tausender.«
    Tamar nickte. Na gut, dachte sie. Aber die wirklich hohen Hürden kommen

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