Uferwald
dunkel. Fichten, zu eng gepflanzt, standen struppig links und rechts des Weges. War es das? Hier? Man wird mich bald finden, dachte Kuttler.
»Geh!«
Kuttler wandte sich nach rechts, in die Richtung, die ihm Wanja wies. Er war ganz ruhig. Wenn er an dem zweiten oder dritten Baum vorbeikam, würde er versuchen, sich um den Stamm herum zu drehen und Wanja von der Seite anzuspringen, nein, nicht nach dem dritten Baum, etwas tiefer im Wald, wo Gestrüpp war, so dass der andere nicht so schnell dazukam. Er blieb stehen und wandte sich um...
Der Schlag kam kurz und trocken. Kuttler knickte in den Kniekehlen ein und fiel zur Seite.
E rzählen Sie mir das noch einmal«, sagte Englin, der rittlings auf dem Besucherstuhl vor Czybillas Schreibtisch saß.
»Er hat gesagt, dass er Polizist ist«, antwortete Czybilla. Noch immer sah er totenblass aus. Seine Krawatte hing ihm mit halb gelöstem Knoten um den Hals, und der Hemdkragen war aufgeknöpft. »Das war, nachdem der andere Mann hereingekommen war und irgendetwas gesagt hat, vielleicht war es auf Russisch, ich habe es nicht verstanden, aber ich hab gedacht, gleich drehen sie durch, und draußen blecherte dieser Lautsprecher. Da lag er also noch immer auf dem Bauch und hatte die Hände über dem Kopf, wie ich auch, aber plötzlich hat er gesagt, sie sollten ihm bitte zuhören, vielleicht könnte er ihnen helfen.«
Englin warf einen Blick zu Tamar Wegenast, die an einer Säule lehnte und Czybilla zusah. Sie gab den Blick zurück, ruhig, abwartend.
»Und dann hat er das gesagt«, fuhr Czybilla fort, »dass er Polizist ist, meine ich. Und dass schon genug Geiseln in der Bank seien, sie sollten deswegen das Gitter runterlassen, damit die Situation überschaubar bleibt.«
Wieder blickte Englin zu Tamar. Sie nickte nur, fast unmerklich.
»Die haben natürlich nicht gewusst, wie sie das machen sollen, und dann haben sie mich aufstehen lassen, und ich hab das Gitter geschlossen, und der zweite von den Kerlen hat Ihren Kollegen... jetzt weiß ich es wieder, Kuttler heißt er, also dieser Zweite hat den Kuttler abgetastet, ob er eine Waffe hat, aber er hatte keine, und dann hat er ihn aufstehen lassen, und dann haben sie mich in die Toilette gesperrt und die beiden Frauen in die Teeküche, wo Sie sie ja auch gefunden haben, und mehr weiß ich nicht.«
»Schön«, sagte Englin, »wir brauchen das später noch einmal, als detaillierte Aussage.« Er stand auf und wandte sich zu Tamar. »Wir haben Glück gehabt«, sagte sie.
Englin runzelte die Stirn. »Ich verstehe Sie nicht so ganz.« »Stellen Sie sich doch einmal vor, diese Kerle hätten ein halbes Dutzend Kinder als Geiseln genommen.«
D as Bettlaken war verkrumpelt, oder vielleicht war es auch sein Arm, auf dem er lag, manchmal wachte er davon auf, dass er auf dem Arm gelegen hatte und der war eingeschlafen, also musste er sich aufraffen und umdrehen, so etwas geht schon, man muss es sich nur ganz bestimmt sagen, dachte Kuttler, oder war es so, dass er sich zufällig gerade nichts sagen wollte, er hatte einfach keine Lust auf Befehle, auch wenn diese Leute alle an ihm vorbeizogen und ihn anschauten, als hätten sie ihm etwas zu sagen, und er, er hätte das alles zu verstehen, dabei war gar nichts zu hören, sie zogen nur vorbei und schauten ihn spöttisch an, in Wahrheit hatten sie nichts zu sagen, und wenn er genau hinsah, waren sie auch gar nicht mehr da, waren vielleicht überhaupt nie da gewesen, und die grüne Jacke war auch gar nicht grün, sondern einfach grau, und dann war auch sie weg, verschwunden im Nebel, und zu sehen waren bloß noch die beiden Flecken, Puck hatte ihm davon erzählt, er durfte esnicht vergessen, dass er es im Tagebuch vermerkte, einfach, weil es gar zu blöd war, dabei führte er ja gar kein Tagebuch, hatte nie eins geführt, er träumte es bloß, aber jetzt klingelte sein Wecker, vielleicht war es auch das Handy...
Kuttler versuchte, sich umzudrehen, um den eingeschlafenen Arm frei zu bekommen. Erst ging es nicht, dann nahm er alle Willenskraft zusammen und rollte sich auf den Rücken. Ein stechender Schmerz schoss ihm durch den Kopf. Außerdem war ihm übel. Mit der Hand, die er bewegen konnte, tastete er nach seinem Schädel. Irgendetwas war nass. Er versuchte, den eingeschlafenen Arm zu bewegen. Das Handy klingelte noch immer. Oder schon wieder.
Langsam kehrte Gefühl in den Arm zurück. Noch einmal drehte er sich um, so dass er mit dem Bauch auf dem Boden lag. Dann stützte er
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