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Uferwechsel

Uferwechsel

Titel: Uferwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Mann
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sprang an.
    Ich parkte den Wagen in der Nähe meiner Wohnung und blieb zurückgelehnt sitzen, bis sich mein Puls wieder normalisiert hatte. Es war nicht anzunehmen, dass Bob wegen des Einbruchs die Polizei alarmieren würde, zu heikel war die Tätigkeit der Organisation.
    Nachdenklich starrte ich auf die Mappe, die auf dem Beifahrersitz lag. Obwohl mich die Neugier drängte, einen Blick hineinzuwerfen, ließ mich etwas zögern. Ich war drauf und dran, in Toblers Privatsphäre einzudringen. Ich war mir nicht sicher, ob ich das wirklich wollte. Genügte es nicht, die Unterlagen einfach als Druckmittel zu verwenden, ohne deren Inhalt zu kennen? Aber wenn es um Mord ging? Legitimierte mich allein der Verdacht, dass er ein Mörder war, im Keller seiner Seele zu buddeln? Aber wenn dieser Keller voller Leichen war, was dann? Konnte ich mir als Privatdetektiv überhaupt ein Gewissen leisten?
    Ich griff nach der Akte und fühlte ihr Gewicht in meinen Händen. So viel wog ein Leben. Ein Leben, das zerstört wäre, gelangten diese Unterlagen an die Öffentlichkeit. Dazu hatte ich kein Recht. Bislang war es nur ein Verdacht. Mehr nicht. Ich rollte die Mappe zusammen und steckte sie in meine Jackeninnentasche. Manchmal, dachte ich seltsam erleichtert, fuhr man ohnehin besser, wenn man nicht wusste, was andere Leute zu verbergen versuchten.
    Beim Aussteigen fiel mir Miranda ein. Sie hatte mich heute bereits mehrmals angerufen, doch ich hatte nie abgenommen. Ich holte das Telefon hervor und wählte ihre Nummer.
    »Warum rufst du mich erst jetzt zurück?«, schnarrte sie mich an, ehe ich zu meiner Entschuldigung etwas vorbringen konnte.
    »Ich war …«
    »Ja, ja, du mich auch. Ich bin im Laden deiner Mutter. Du bewegst deinen Arsch jetzt auf der Stelle hierher, ich muss dir nämlich etwas Wichtiges mitteilen!«
    »Aber …«, protestierte ich matt, doch sie hatte bereits aufgelegt.
    Während ich durch den Schnee stapfte, merkte ich, wie hungrig ich war. Und wie durstig. Wenn ich schon zum Laden fuhr, konnte ich endlich wieder mal was essen und einen großzügigen Drink würde ich sicher auch bekommen. Und ohnehin hatte ich mit Manju noch ein Hühnchen zu rupfen.
    »Na, hat sich schon jemand gemeldet?«, begrüßte sie mich zuckersüß lächelnd, kaum hatte ich das Lokal betreten.
    »Kann man so sagen«, knurrte ich zur Antwort.
    »Erstaunlich, damit hätte ich persönlich nicht gerechnet. Deine Mutter hingegen schon.«
    »Ich wette, es hat dir ’ne Menge Spaß gemacht, die Anzeige zu formulieren.« Ich sah sie grimmig an.
    »Spaß ist nur das Vorwort. Und – schon entschieden, wer die Glückliche sein wird?«
    »Halt die Klappe.«
    Manju grinste und schmückte zwei Teller Channa Masala , Kichererbsencurry, mit Papadams , dann gab sie einen Klacks Tomaten-Gurken-Raita dazu und träufelte etwas Minzchutney auf den Rand. Ich sicherte mir einen Platz an einem der Stehtische und sah mich um. Manju machte sich hervorragend: Obwohl es bereits nach zehn Uhr war, war das Lokal immer noch gut besucht.
    »Da bist du ja endlich!« Miranda steuerte mit kessem Hüftschwung auf mich zu. »Ich bin gleich bei dir. Es gibt Neuigkeiten! Unglaubliche Neuigkeiten!«
    »Sie glaubt, das Leben sei ein endloser Laufsteg«, seufzte Manju augenrollend und folgte Miranda hinter den Tresen. Wie es schien, ging Manju davon aus, dass ich ihr bereits verziehen hatte. Und irgendwie lag sie damit nicht einmal falsch. Ich konnte ihr einfach nicht böse sein und wenn ich ganz ehrlich war, hatte ich eine Retourkutsche verdient. Was ich ihr gegenüber natürlich nie zugegeben hätte.
    Leise sprachen sich die beiden Frauen ab, welche Gänge als Nächstes vorzubereiten seien und welcher der Tische bestellen wollte. Der Ablauf wirkte professionell, die Stimmung ruhig, kein Chaos, wie ich es von Miranda gewohnt war, erstaunlicherweise auch kein Gezicke. Die beiden kamen besser miteinander zurecht, als ich gedacht hatte. Meine Mutter würde erstaunt sein, wie gut der Laden auch ohne sie lief.
    »Hat sie auch schon was gekocht?«, fragte ich Manju, nachdem Miranda mit den beiden Tellern zu einem der hinteren Tische abgerauscht war und die beiden Damen dort mit einer wenig jugendfreien Bemerkung zum Lachen brachte.
    Wortlos deutete Manju auf den Stiel einer Bratpfanne, der aus dem Abfalleimer neben dem Kochherd ragte.
    »Oh, es war nicht …?«
    »Nein. Nicht einmal annähernd. Und zudem verkohlt, inklusive Pfanne. Aber im Service ist sie eine Wucht!«
    Miranda drängte

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