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Uferwechsel

Uferwechsel

Titel: Uferwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Mann
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sich an uns vorbei zum Geschirrspüler, in den Händen einen Stapel schmutziger Teller und sang das Lied von Ace of Base mit, das gerade lief.
    »Das hört sie sich schon den ganzen Abend immer wieder an und grinst ununterbrochen dazu«, erklärte Manju schulterzuckend. Miranda war tatsächlich ungewöhnlich guter Laune und strahlte. So aufgeräumt hatte ich sie schon lange nicht mehr erlebt. Die neue Aufgabe schien ihr gut zu bekommen.
    »Komm mit!« Miranda packte meinen Oberarm und zerrte mich hinaus vor die Tür, während sie immer noch das Lied vor sich hin sang. All that she wants.
    »Zigarette?«, fragte sie und streckte mir das Päckchen entgegen. Ich lehnte ab. Beinahe andächtig, sofern dieser Begriff in ihrem Wortschatz überhaupt existierte, entflammte Miranda ein Feuerzeug und ließ die Zigarettenspitze aufglühen. Dann nahm sie einen tiefen Zug und stieß den Rauch in Ringen aus.
    »Nun mach’s nicht so spannend!«
    Sie hob den Blick zum Himmel, wo sich ein blasser Mond zwischen den Wolken hervorschob, und kostete die Situation hemmungslos aus. »Ich habe einen Brief erhalten«, bemerkte sie schließlich betont beiläufig.
    »Ach!«
    »Aus Brasilien.« Sie machte eine vielsagende Pause. Am liebsten hätte ich sie am Kragen gepackt und zünftig geschüttelt. Nur befürchtete ich, dass sie nach wie vor kräftiger war als ich.
    »Von Tereza.«
    »Tereza?«
    Mit einem wehmütigen Seufzer klärte mich Miranda auf: »Ich war jung und wusste nicht ansatzweise, was ich wollte. Wir waren sehr verliebt. Damals.«
    »Okay«, entgegnete ich gedehnt und versuchte, die neu gewonnene Information irgendwo einzuordnen.
    »Dann kamen die Männer. Ich bin irgendwann abgehauen«, erzählte sie weiter. »In die Schweiz, weil ich hier Arbeit hatte, endlich richtig Geld verdienen konnte. Von Tereza habe ich nie mehr etwas gehört, ich habe mich auch nicht bei ihr gemeldet. Ich wollte nicht, dass sie wusste, welchen Job ich machte. Zu was ich nach und nach wurde.«
    Ich verstand. Die wenigsten Frauen reagierten begeistert, wenn ihr Exfreund plötzlich eine üppigere Oberweite hatte als sie selbst und ihnen die tollsten Typen vor der Nase wegschnappte.
    »Und nun will sie dich besuchen?« Ich sah Miranda bereits vor mir, wie sie sich im Stil der Screwball-Comedys hysterisch von einer Frau zum Mann verwandelte und wieder zurück. Charleys Tante an der Langstrasse.
    »Nein. Sie nicht.«
    »Sondern?«
    Miranda druckste herum und ungeduldig rollte ich die Augen. »Nun lass es raus!«
    »Joana.«
    »Und wer ist diese Joana?«
    Miranda seufzte. »Meine Tochter.«
    »Das ist nicht wahr!«, stieß ich ungläubig hervor. Das Lied, das sie vorhin gesungen hatte, klang noch in meinen Ohren nach: All that she wants – is another Baby.
    »Doch, ist das nicht großartig?«, platzte Miranda jetzt heraus und fiel mir mit einem unbändigen Kreischen um den Hals.
    »Gratuliere!«, krächzte ich, als ich wieder Luft bekam. »Aber …«
    »Joana ist jetzt achtzehn«, klärte mich Miranda auf und hielt mir stolz eine Fotografie ihrer Tochter unter die Nase. Sie war etwas pummelig, hatte aber ein ausnehmend hübsches Gesicht und lange blond gelockte Haare.
    »Gut gemacht, meine Liebe!«
    Miranda grinste selig.
    »Und sie kommt hierher?«
    »Nicht gleich, aber im nächsten Jahr vielleicht.«
    »Weiß sie …?«
    Mirandas Grinsen erstarb und sie kniff die Lippen zusammen. »Ich werde mir etwas einfallen lassen müssen.«
    »Zweifelsohne! Ich meine, da hört sie fast zwanzig Jahre lang nichts von ihrem Vater und dann hat der Körbchengröße D und trägt eine Zweiundvierzig …«
    »Körbchengröße G, bitte schön, und passt immer noch problemlos in eine Achtunddreißig!« Miranda warf mir einen beleidigten Blick zu.
    »Was willst du tun?«
    Als hätte sie mich nicht gehört, starrte sie auf die gegenüberliegende Straßenseite.
    »Miranda?«
    »Ich weiß es nicht!«, fuhr sie mich an und zog heftig an ihrer Zigarette. »Ich hab eine Scheißangst, Vijay«, sagte sie nach einer Weile. »Einerseits. Und auf der anderen Seite bin ich außer mir vor Freude. Verstehst du das?«
    Ich brummte etwas Unverständliches.
    »Ich hätte mir nicht im Traum vorgestellt, einmal Vater zu werden …«
    »… oder Mutter, man weiß das nicht so genau. Auf jeden Fall bist du ums Wickeln rumgekommen.«
    »Und deswegen quält mich jetzt auch das schlechte Gewissen. Tereza hätte es mir sagen müssen!«
    »Sie wird ihre Gründe gehabt haben.«
    »Ich werde sie danach

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