Ufos in Bad Finkenstein
betäubt, mit Chloroform, und ihnen dann die Haare abschneidet? Dem, Herr
Gutsche, und seinem Komplizen sind wir auf der Spur. Und wir wissen bereits,
daß die beiden aus Bad Finkenstein sind. Ansonsten wissen wir leider nur: Einer
— zumindest einer von ihnen — riecht stark nach Knoblauch. Dem andern verdanke
ich eine hinterhältige Kopfnuß, für die ich mich revanchieren (es ihm
vergelten) werde, daß er sein Lebtag daran denkt.“
Gutsche hatte die Augen
aufgerissen.
In der Stille nach Tarzans
Worten war nur Petras Schluchzen zu hören.
Sie hatte den Kopf gesenkt und
hielt beide Hände vors Gesicht. Ihre Schultern bebten.
Tarzan blickte erstaunt.
Klößchen ließ den Mund offen.
Karl nahm langsam seine Brille
ab, polierte aber nicht.
Leise sagte Gaby: „Jetzt weiß
ich, Petra, warum du das Kopftuch trägst.“
Langsam hob Petra das Gesicht
aus den Händen. Dann — mit einem Ruck — riß sie sich das Tuch vom Kopf.
Tarzan war vorbereitet durch
Gabys Worte. Trotzdem wirkte der Anblick schockierend (Anstoß erregend).
Blauschwarzes Haar hatte Petra
gehabt. Jetzt war sie kahl bis auf unregelmäßige Igelborsten.
„Du auch?“ staunte Klößchen.
„Petra“, sagte Gutsche mit vor
Zorn heiserer Stimme, „wurde vor drei Tagen in Merkenheim - sicherlich kennt
ihr das Dorf — spätabends hinterrücks überfallen, betäubt und kahlgeschoren.
Sie hatte wunderschönes, langes Haar. Von dem Täter weiß sie nur, daß er stark
nach Knoblauch stank. Sonst nichts.“
Petra schluchzte.
„Mit dem, was ich euch jetzt
erzähle“, sagte Gutsche, „ziehe ich euch ins Vertrauen. Aber ich bin sicher,
ihr werdet es nicht mißbrauchen. Also — Petra hat diesen gemeinen Überfall
nicht bei der Polizei angezeigt.“
„Weshalb denn nicht?“ fragte
Klößchen.
„Petra war gegen das
ausdrückliche Verbot ihrer Eltern in Merkenheim. Sie hat dort einen Freund. Den
hat sie besucht. Wie gesagt, heimlich! Petras Eltern sind für drei Wochen nach
Südafrika verreist. Deshalb konnten wir den Vorfall bis jetzt geheim halten.“
„Und in drei Wochen?“ fragte
Tarzan. „Wie willst du es dann erklären, Petra?“
Aus schwimmenden Augen blickte
das Mädchen ihn an. „Ich weiß nicht. Wir wohnen drüben auf der anderen Seite
des Ortes. Damit die Nachbarn nichts merken, habe ich mich hier bei Onkel Alwin
verkrochen.“
„Mußt du denn nicht zur
Schule?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich
bin voriges Jahr nach der Mittleren Reife abgegangen. Monatelang war ich zu
einem Sprachkurs in Paris. Am 1. Juli beginne ich meine Berufsausbildung auf
einer Fachschule. Ich will Dolmetscherin werden.“
„Wenn du mit deinen Eltern
nicht reden kannst“, sagte Tarzan, „ließe sich immer noch behaupten, der
Überfall hätte sich hier im Ort ereignet. Wer will das nachprüfen — und das
Gegenteil beweisen? Gut finde ich so eine Lüge allerdings nicht. Zu seinen
Eltern sollte man Vertrauen haben. Mit ihnen muß man über alles reden können.
Noch dazu über so eine Sache, die dir offenbar schwer an die Nieren geht. Aber,
Petra, nimm’s leicht. Deine Haare wachsen wieder. Unsere Kathie — so haben wir
ausgerechnet — braucht bis zum Abitur, ehe sie wieder auf der alten Haarlänge
ist.“
„Meinem Bruder“, sagte Gutsche
entschlossen, „werde ich schon beibringen, daß er wegen Petras Freund nicht
verrückt spielen soll. Da brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu machen“,
wandte er sich an seine Nichte. „Und deine Mutter mag den Claus sowieso. Er ist
ja auch wirklich in Ordnung. Aber ihr Detektive müßt uns jetzt mal erzählen:
Wer ist Kathie? Wie seid ihr auf die Spur der Haarjäger gestoßen? Wieso sind es
zwei? Und glaubt ihr wirklich, daß sie aus unserem friedlichen Kurort stammen?“
Tarzan berichtete.
Petra beruhigte sich etwas und
trocknete ihre Tränen. Sie schien noch dünnhäutiger zu sein als Kathie.
Als Tarzan geendet hatte, sagte
Gutsche: „Ihr sucht — erstens — die Haarjäger und seid ihnen vielleicht schon
näher, als ihr denkt. Ihr habt — zweitens — morgen das Interview mit dem
Professor. Ihr müßtet — drittens — heute noch heim fahren und morgen wieder
herkommen: ein langer und Kräfte zehrender Weg. Viertens seid ihr eine tolle
Bande unternehmungslustiger — und zum Teil ausgehungerter — Kinder, die man in
ihrem Eifer unterstützen muß. Aus all den Gründen lade ich euch als meine Gäste
ein. Ihr könnt, wenn ihr wollt, hier übernachten. Ich habe zwei Gästezimmer.
Ihr seid
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