Ufos in Bad Finkenstein
machten.
„Hausfriedensbruch?“ sagte
Owen. „Na, schön! Aber was macht ihr? Erpressen wollt ihr uns. Um 100 000
Mark.“
Für einen Moment herrschte
Stille.
„Vorsicht!“ schrie Owen. „Er
hat eine Pistole!“
Ein Stuhl polterte zu Boden.
Jemand brüllte auf. Ein dumpfer Laut war zu hören, als lande eine Faust auf
einem Brustkorb. Ein schwerer Körper fiel auf die Dielen.
„So!“ sagte eine schneidende
Stimme — vermutlich war das der schnurrbärtige Cowboy. „Die brauchen wir nicht
mehr. Wir brauchen kein Mordinstrument. Wir gebrauchen die Fäuste. Weg damit!“
Tarzan zuckte zusammen.
Zehn Zentimeter vor seiner Nase
fiel ein harter Gegenstand in den Sand — direkt aus dem offenen Fenster. Es war
eine kleine Pistole.
„Hoch mit dir!“ gebot die
schneidende Stimme. „Los, dort auf die Couch!“
Er hat ihm das Schießeisen
weggenommen, dachte Tarzan verblüfft, und einfach durchs Fenster geworfen. Und
eins übergebraten hat er ihm dabei wohl auch. Junge, hier geht’s vielleicht zu!
Er streckte die Hand aus und
ergriff die Pistole. Sie war gesichert, roch nach Waffenöl und hatte braune
Griffschalen.
Er konnte damit umgehen.
Vorsichtig zog er das Magazin aus dem Griff, wobei er die Mündung natürlich
abgewandt hielt. Tatsächlich! Geladen! Das Magazin war mit Patronen gespickt.
Er schob es unter einen Stein. Dann zog er den Schlitten zurück. Wie vermutet:
die Waffe war durchgeladen. Eine Patrone befand sich in der Kammer. Er
schüttelte sie heraus. Die Pistole war jetzt ungeladen und nicht gefährlicher
als ein Tortenlöffel.
Das hatte nur Sekunden
gedauert.
„Es hat doch keinen Sinn“, ließ
sich Owen vernehmen, „daß wir uns gegenseitig fertigmachen. Aber zunächst mal:
Was sind das da für Haare auf dem Tisch?“
„Es sind Haare“, antwortete
eine heisere Stimme.
Tarzan kannte auch die. Das war
der zweite Haarjäger.
„Das sehe ich!“ sagte Owen
scharf. „Aber was für Haare?“
„Menschenhaar.“
„Echtes?“
„Klar.“
„Wozu braucht ihr das?“
„Sehen Sie’s nicht. Wir stellen
Perücken her. Perücken aus echtem Haar. Sie wissen sicherlich, was die kosten.
Davon leben wir. Und das nicht schlecht.“
„Das Märchen könnt ihr mir
nicht erzählen“, meinte Owen. „Die Haare sind bestimmt nicht echt. Welche Frau
würde sich von so herrlichem Haar trennen?“
„Hahah!“ lachte der Haarjäger.
„Wir fragen da nicht lange. Wir holen uns, was wir brauchen.“
„O Boy!“ ließ sich wieder die
schneidende Stimme des schnurrbärtigen Cowboytyps vernehmen. „Jetzt weiß ich,
was ihr treibt. Habe davon in der Zeitung gelesen. Ihr seid die HAARJÄGER! Ihr
überfallt Mädchen. Ihr betäubt sie. Und ihr raubt ihnen die Haare.“
„Pfui, Teufel!“ rief Owen. „Das
ist ja widerlich! Stehlen, einbrechen, rauben — von mir aus! Aber einem Mädchen
die Haare abzuschneiden, ist eine Bestialität.“
„Spielen Sie sich doch nicht
auf!“ rief der zweite Haarjäger. „Was haben Sie denn gemacht? Ihr Filmarchitekt
hat das Innere eines großen Campingwagens wie ein Raumschiff hergerichtet. Mit
den technischen Hilfsmitteln, die euch Filmleuten zur Verfügung stehen, ist das
ja auch prächtig gelungen. An der Straße zum Jägerhaus habt ihr den Wagen
gestern abend geparkt. Weil ihr längst ausgekundschaftet hattet, wo Professor
Oberthür seinen abendlichen Spaziergang macht. Schließlich wohnt ihr ja im
selben Hotel. Einer von euch lauerte in der Hotelhalle und ist ihm gefolgt, als
er aufbrach. Ihr habt den Hinterhalt am Serpentinenweg vorbereitet und den
armen Gelehrten mit euren Jupiterlampen geblendet. Mit einem Betäubungsspray
wurde er ausgeschaltet. Währenddessen sicherte euer dicker Kameramann Louis
Walker den Weg in Richtung Ort. Denn es hätte ja ein Spaziergänger kommen
können. Ihr habt den Professor in den Campingwagen gebracht, mit weiteren
Betäubungsmitteln versorgt, es aber so eingerichtet, daß er wach werden mußte.
Er hat euch als Außerirdische erlebt, als Wesen von einem andern Stern. Dabei
habt ihr lediglich die Klamotten angezogen, die zu eurem dämlichen
Science-fiction-Film ,Die Monster aus dem Weltall’ gehören. Tja, und dann — ist
egal, Ewald! Jetzt lassen wir die Hose runter, jetzt erzähle ich alles — und
dann sind wir dort aufgetaucht. Zufällig. Denn wir waren unterwegs, um
wiedermal ein paar Härchen zu sammeln. Wir lauschten. Wir hörten, was ihr
geredet habt, als der Professor bewußtlos war. Dann haben Sie, Owen, und
Weitere Kostenlose Bücher