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UFOs über der Erde

UFOs über der Erde

Titel: UFOs über der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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vormachen. Von welchem Planeten kommst du, eh? Wie kommt es, daß du wie ein Mensch aussiehst, wie einer von hier?«
    Mirtin war zum Lachen zumute. In diesem mageren kleinen Gesicht war soviel Intelligenz, so ein skeptischer scharfer Verstand hinter diesen glänzenden Augen. Der Junge gefiel ihm sehr. Bloß ein schäbiges, beinahe zerlumptes Kind, dessen Englisch einen starken spanischen Akzent hatte. Mirtin erkannte, welches Potential in ihm steckte. Er wünschte, er könnte aufrichtig mit ihm sein und diese mühevoll errichtete Fassade aus Lügen fallenlassen.
    »Kannst du mir Essen bringen?« fragte Mirtin. »Und Wasser?«
    »Du meinst, ich soll es hier herausbringen?«
    »Ja. Wenn ich einfach in der Höhle dort bleiben könnte – bis ich wieder gesund bin ...«
    »Aber ich könnte Hilfe vom Pueblo holen. Wir würden dich in ein Krankenhaus bringen.«
    »Ich will in kein Krankenhaus. Ich möchte nur hier draußen bleiben – allein.«
    Wieder Stille.
    Der Junge sagte: »Aus dem Gefängnis bist du nicht geflüchtet. Warum willst du dann nicht ins Krankenhaus? Du in diesem komischen Anzug. Und du redest auch komisch. Nun sag's schon, hombre: von welchem Planeten bist du? Mars? Saturn? Du kannst mir vertrauen. Ich habe es im Pueblo auch nicht so leicht. Ich helfe dir, du hilfst mir. De acuerdo?«
    Mirtin sah seine Gelegenheit. Warum nicht dem Jungen vertrauen? Schließlich war er nicht durch Eid gebunden, alle Erdbewohner über seine Herkunft in Unwissenheit zu halten. Darüber mußte er selber entscheiden. Es mochte sein, daß er mehr zu gewinnen hatte, wenn er dem Jungen die Wahrheit sagte und sich auf diese Weise seine Hilfe sicherte. Und das um so mehr, als die anderen Alternativen auf Verdursten oder auf einen Transport zum Krankenhaus hinausliefen, wo man sein Geheimnis entdecken und in alle Welt hinausposaunen würde.
    »Kann ich dir vertrauen?« fragte Mirtin.
    »Du hilfst mir, ich helfe dir. Klar.«
    »Also gut. Ich bin von einem Beobachtungsschiff abgesprungen. Einer Untertasse. Hast du sie gestern abend explodieren sehen?«
    »Und ob ich das gesehen habe!«
    »Nun, das war ich. Das heißt wir. Ich bin hier gelandet. Dabei habe ich mir den Rücken gebrochen. Es wird lange dauern, bis ich gesund bin. Aber wenn du dich um mich kümmerst und mir Essen und Wasser bringst und niemandem sagst, daß ich hier draußen bin, wird es wieder heilen. Und dann werde ich versuchen, dir zu helfen. Aber du darfst niemandem von mir erzählen.«
    »Meinst du, die würden mir glauben? Ein Mann von der Fliegenden Untertasse hier in der Wüste? Nie! Ich werde nichts verraten.«
    »Gut. Wie ist dein Name?«
    »Charley Estancia. Ich habe zwei Schwestern, Lupe und Rosita, und zwei Brüder. Sie sind alle blöd. Wie heißt du?«
    »Mirtin.«
    Charley wiederholte es. »Ist das alles? Bloß Mirtin?«
    »Das ist alles.«
    »Und was bedeutet es?«
    »Das ist ein Kodename. Er enthält Informationen über meinen Geburtsort, über die Namen meiner Eltern-Gruppe und über meinen Beruf. Du siehst, es steckt eine Menge in diesen zwei Silben.«
    »Wie kommt es, daß du wie ein Mensch aussiehst, Mirtin?«
    »Das ist eine Tarnung. Innen bin ich anders. Das ist der Grund, warum ich nicht in ein Krankenhaus möchte.«
    »Sie würden dich durchleuchten und es herauskriegen, nicht?«
    »Richtig.«
    »Wie bist du innen?«
    »Du würdest sagen, daß ich sehr seltsam sei. Ich werde später versuchen, es dir zu erklären.«
    »Darf ich es sehen?«
    »Das geht nicht«, sagte Mirtin. »Meine Verkleidung kann ich nicht einfach ablegen, Charley. Sie ist ein Teil von mir. Aber ich werde dir erzählen, was darunter ist, wenn wir mehr Zeit haben.«
    »Du sprichst ziemlich gut Englisch.«
    »Ich habe es lange studiert. Ich bin der Erde seit – seit 1972 zugeteilt. Das sind zehn Jahre.«
    »Kannst du auch andere Sprachen? Spanisch?«
    »Ganz gut.«
    »Und Tewa? Das ist meine Stammessprache. Kannst du die auch?«
    »Ich fürchte, nein«, bekannte Mirtin.
    Der Junge explodierte vor Lachen. »Das ist gut! Wir können es nämlich selber nicht so gut. Die alten Leute, die glauben, sie können sich noch in Tewa unterhalten, verstehen sich gar nicht mehr richtig. Sie denken es bloß und machen sich was vor. Das ist komisch. Bist du vom Saturn? Oder Neptun?«
    »Ich komme von einem anderen Sonnensystem«, sagte Mirtin. »Weit von hier. Von einem Planeten, der einen anderen Stern umläuft. Weißt du, was ein Sonnensystem ist? Und Sterne und Planeten? Diese Erde hier ist

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