UFOs über der Erde
Vorneen, als ob ich einen Fluß überquert hätte und in einem fremden Land wäre, einem Land, wo ich noch nie war. Ich weiß nicht, wo es liegt, und ich weiß nicht mal, wo ich bin.«
»Gefällt es dir dort, wo du jetzt bist, wo immer es sein mag?«
»Ich – ich glaube schon.«
»Warum sich dann Sorgen machen? Du kannst dir die Landkarte ein anderes Mal vornehmen.«
Sie lachte, dann umarmte sie ihn stürmisch.
»Fühlst du dich immer noch schwindlig?« fragte sie.
»Aus anderen Gründen, jetzt.«
»Und dein Bein? Hast du es nicht wieder verletzt, als du darauf standest?«
»Nein.«
»Auch nicht, während wir ...«
»Dabei schon gar nicht.«
Sie blieb eng an ihn geschmiegt. Er fühlte sich entspannter als zu irgendeiner Zeit, seit es an Bord gefährlich geworden war.
Von da an schlief Kathryn jede Nacht bei ihm. Bei Tag half sie ihm gehen zu lernen. Allmählich gewöhnten seine Muskeln sich an die Bewegung, und er begann sicherer zu werden. Sein Bein war noch lahm, aber das mußte sich bald bessern. Kathryn hatte ihm einen alten Bademantel ihres Mannes gegeben, offenbar um gewissen Anstandsformen Genüge zu tun. Kathryn selbst schien sich hingegen nicht mehr an Tabus irgendwelcher Art gebunden zu fühlen. Er sah sie von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht mehr aufblühen.
Sie sprach viel davon, wie sehr sie ihn liebe. Vorneen pflegte solche Bekenntnisse gleichmütig hinzunehmen, als einen Teil des Spiels. Aber dann entdeckte er eines Tages, daß er selbst eine Brücke überschritten hatte, ohne davon zu wissen. Was bisher eine Art Sport gewesen war, hatte sich in eine emotionale Bindung verwandelt. Er erkannte dies am deutlichsten, wenn er daran dachte, daß er jederzeit von seinen eigenen Leuten gefunden werden und zu ihnen zurückkehren könnte. Er wollte die Trennung von Kathryn nicht. Er wünschte bei ihr zu bleiben. Der Gedanke an einen Abschied erfüllte ihn mit Schrecken. Das konnte nur bedeuten, daß er sich in die Frau verliebt hatte.
Verliebt? In eine Erdbewohnerin?
Die Vorschriften enthielten kein ausdrückliches Verbot von sexuellen Beziehungen zwischen den Beobachtern und den Beobachteten, weil die Schöpfer der Vorschriften niemals mit der Möglichkeit solcher Beziehungen gerechnet hatten. Vorneen bezog einen kleinen Trost aus dem Wissen, daß sein Tun nicht illegal war, wenigstens nicht dem Buchstaben nach. Die Sache war eben ganz und gar undenkbar. Er fühlte sich angesichts der Ereignisse hilflos. Schon bald, so vermutete er, würde er die Erde verlassen. Was würde dann aus Kathryn? Und aus ihm?
15.
Das Rettungskommando bestand aus sechs Dirnaern, die in zwei Dreiergruppen aufgeteilt waren. Sie überschritten die Grenze nach New Mexico einen Tag nach der Explosion und begannen den Staat nach den drei möglichen Überlebenden abzusuchen. Diese Aufgabe wäre nicht weiter schwierig gewesen, hätten sie Sendesignale als Orientierung gehabt.
Aber sie hatten nur ihre Mutmaßungen und ein extrem verzerrtes Signal. Die elektronischen Rechenanlagen waren bei ihren Wahrscheinlichkeitsrechnungen zu dem Ergebnis gekommen, daß alle drei Dirnaer ungefähr im Zentrum des Staates gelandet waren: einer in der Umgebung von Albuquerque, einer näher bei Santa Fé, und einer westlich einer gedachten Verbindungslinie zwischen diesen beiden Städten. Aber es waren nur Wahrscheinlichkeitsrechnungen, deren Ungenauigkeitsfaktor viele Meilen betragen konnte. Das war kaum ermutigend.
Die von Furnil geleitete Gruppe war der anderen gegenüber im Vorteil. Sie kam aus dem Norden in das Suchgebiet und wurde von dem schwachen Piepsen des beschädigten Taschensenders geführt, was ihr wenigstens einen ungefähren Anhaltspunkt lieferte. Das Signal war über ein gutes Stück der Bandbreite verschmiert und kaum anzupeilen, aber es sagte den Suchern, daß einer der drei Dirnaer südlich von Santa Fé irgendwo in der Nähe des Rio Grande zu suchen war, und daß er noch lebte – denn der Sender mußte nach jedem Signal von neuem aktiviert werden.
Die Dirnaer wählten ein Motel in den südlichen Außenbezirken von Santa Fé als Stützpunkt. Von dort unternahmen sie Ausflüge in die weitere Umgebung, wo sie ihre Peilgeräte aufstellten und den Ausgangspunkt des Signals durch eine Reihe von Messungen mit jeweils wechselndem Standort zu ermitteln hofften.
Ihre erste Berechnung ergab, daß der vermißte Beobachter in der Nachbarschaft eines Dorfes namens Cochiti Pueblo sein mußte, aber das erwies sich als nicht
Weitere Kostenlose Bücher