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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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erklärte Oliviero mit einem schwachen Grinsen, »Wartet mal, bis Ihr zu unseren Booten kommt. Domenico war der Meinung, dass die Namen aus der Phantasie der Gardisten... hier, die ‘Träume des feuchten Mädchens’ zum Beispiel... unserem Haus nicht zuträglich sind. Er hat die neuen Boote von seiner Schwester taufen lassen...«
    »Ah. Ich sehe«, das Gesicht des Capitano blieb ausdruckslos, als er am unteren Ende der Liste ankam und die Boote des Hauses di Grimani laut vorlas: »Arlecchino,
    Zagna, Brighella, Spavento, Pantalone, Scaramuccio, ... deine Cousine überrascht mich. Diese Namenswahl hätte ich ihr nicht zugetraut.«
    Oliviero grinste verschlagen. »Domenico auch nicht. Aber die Boote wurden offiziell und vor der gesamten Gesellschaft getauft. Das war, soweit ich mich korrekt erinnere, sogar auf dem Empfang, auf dem wir uns zum ersten Mal vorgestellt wurden. Ich glaube, diese Auswahl hatte eher etwas mit interfamiliären Unstimmigkeiten zu tun. Alicia hat zumindest keine weiteren Boote mehr getauft...«
    »Hm. Das waren jetzt alle anwesenden Boote. Und bisher sehe ich keine Zusammenhänge mit unserem verschwundenen Verstorbenen«, Hawthorne knetete gedankenverloren seine Unterlippe. »Was ist mit den Booten draußen?«
    »Tja, die tauchen auf keiner der Listen auf. Diese hier sind nur für die aktuelle Inspektion. Die Dienst habenden Boote werden in einer 2. Schicht in einigen Wochen inspiziert. Wa... Bartholomeo?«
    Der Capitano hörte dem jungen Adeligen jedoch nicht sonderlich aufmerksam zu. «Arlecchino, Zagna, Brighella, Spavento, Pantalone, Scaramuccio,... soweit ich weiß, wurden sieben neue Boote getauft... irgendwas rührt sich da bei mir.«
    »Ja, schon, aber Trottel?«
    »Oliviero! Seht Euch mal die Figuren an. Es sind alles Trottel, auf die eine oder andere Art. Ich kenne mich mit der italienischen Kultur vielleicht nicht perfekt aus, aber Ihr habt mich selbst in eine Vorstellung dieser neuartigen Commedia...«
    »Commedia dell’ Arte? Ich weiß, ich fand die Vorstellung gut. Bissig und voller Witz.«
    »Die meine ich. Die Namen eurer Boote – es sind alles Figuren aus der Commedia dell’ Arte. Also strengt Euer Gehirn an: Wie heißt das letzte Boot?«
    »...Buffone?...«
    Die zwei Männer sahen sich einen Augenblick wortlos an.
    »Buffone... Ah ja.«
    »Cazzo!«
    »Wo ist dieses Boot?«
    Der junge Venezianer sprang auf und lief mit einem fahrigen Handwedeln (das Hawthorne wohl bedeuten sollte, zu bleiben wo er war) um die Ecke Richtung der Hafenbehörde. Nur wenige Augenblicke später kam er grinsend wieder zurück.
    »Ihr hattet recht mit Eurer Ahnung, Freund Bartholomeo! Die Buffone wird noch heute von der anderen Seeseite hier erwartet. Sie ist nur noch nicht auf der offiziellen Inspektionsliste, weil unklar war, ob sie es bis heute Abend schaffen würde.«
    »Na also.« Der Capitano sah nach Westen, wo sich die Sonne über dem Stadtteil Dorsoduro zur Abendruhe senkte. »Dann sollten wir, denke ich, im Hafen auf unser Boot warten und eine kleine vorgezogene Inspektion durchführen.«
    »Im Hafen?«
    »Ich glaube nicht, dass sie das Boot zu uns herausbringen.« der Brite warf einen schmunzelnden Blick auf den herausgeputzten Grimani. »Aber Ihr müsst natürlich nicht mitkommen. Es könnte eine ziemlich schmutzige Angelegenheit werden.«
    Oliviero warf ihm einen schiefen Blick zu. »So werdet Ihr mich nicht los, mein Freund. Es ist unser Boot, und es ist unsere Familie, das habe ich, denke ich, heute schon einmal erwähnt. Also ist es auch meine Sache, dabei zu sein. Wenn jemand, vielleicht sogar Domenico, Unsauberes mit unserem Eigentum veranstaltet, ist es meine Pflicht, dies aufzudecken. Besonders, wenn ein Mord damit verknüpft ist.«
    Hawthorne zuckte mit den Schultern.
    »Wie Ihr wollt. Dann treffen wir uns bei Sonnenuntergang an der Hafenmauer.«
    ***
    Die wenigen Wolken am Abendhimmel hoben sich nahezu schwarz, mit brennenden Rändern, von einem schnell verblassenden, tief orangenen Sonnenuntergang ab. Der östliche Himmel ging bereits in tiefes Nachtblau über, auf dem die ersten Sterne auftauchten. Die Nacht, der abendliche Nebel der Lagune und die Gruppe stummer Gestalten trafen nahezu zeitgleich im Hafen ein, wo der erstickende Gestank von totem Fisch und fauligem Wasser bereits auf sie wartete.
    Und wie die Dunkelheit und die feuchten Nebelfetzen begaben sich die Gestalten zuerst in die ohnehin finsteren Ecken der nördlichsten Anlegestellen, dorthin, wo die meisten der

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