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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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Nicht einmal der tote Cresio würde auf mich schießen.«
    Ein weiterer Moment verging. Ein leiser Windhauch kam auf und zerpflückte langsam die Watteschwaden des Abendnebels.
    »Falsch«, sagte die tonlose Stimme des Gardisten und betätigte den Abzug der Waffe.
    Zwei Bolzen zischten um Haaresbreite an der reglosen Gestalt Don Franciscos vorbei. Der von hinter ihm kommende schlug in die Schulter Cresciczos und ließ ihn rückwärts stolpern.
    »Dachte ich mir«, bemerkte Don, warf seinen Mantel beiseite und feuerte ebenfalls seine Armbrust ab. Sein Bolzen drang in die Seite des Vigile und warf ihn einen weiteren Schritt zurück. Der Vigile schüttelte sich, zeigte jedoch kein Anzeichen von Schmerz, als er sein Gleichgewicht wieder fand und mit einem fast ungerührten Gesicht auf den einsamen Mann in der Mitte des Steges zuging.
    Don wandte die Augen nicht von ihm, als er die Armbrust fallen ließ und sein Kurzschwert zog.
 
    In dem Augenblick, als Mordechai und Cresciczo feuerten, nickte Hawthorne seinem dritten Mann zu. Dottore Corradini seufzte, öffnete eine Holzschatulle und entnahm einen der drei darin liegenden, bronzenen Bolzen, um ihn in seine gespannte Armbrust einzulegen. Oliviero starrte noch immer mit offenem Mund auf den plötzlichen Ausbruch von Gewalt, als der Brite neben ihm seinen Stock mit beiden Händen fasste und einen langen, schmalen Stab herauszog, der in seinem Inneren verborgen war. Mit betonter Ruhe sprach er ein Stoßgebet und gab dem Griff eine scharfe Drehung. Ein schrilles Singen erfüllte die Luft, als der Stab zu vibrieren begann. Oliviero, der direkt neben ihm stand, hatte das Gefühl, als würden ihm die Zähne zerspringen. Mit einem Fluch warf er sich zur Seite und prallte gegen eine dunkle Gestalt, die von der Seite her auf den noch mit Laden beschäftigten Alchimisten zusprang.
    Ohne einen bewussten Gedanken flog sein peitschendünner Säbel aus der Scheide und schlug einen Halbkreis an Mordechai vorbei und über Dottore Corradinis Kopf. Ein geschwärzter Dolch, noch immer im festen Griff der dazugehörigen Hand, flog davon und landete einige Meter weiter klirrend auf dem Pflaster. Die Gestalt grunzte als sich der Dottore zurückwarf, seine Schusswaffe herumriss und ihr den Bolzen direkt in die Brust trieb.
    Der Angreifer schwankte und betastete seinen Leib. Dann jedoch richtete er sich auf und hob seinen Armstumpf, aus dem sich eine Fontäne von stinkendem Blut über Oliviero ergoss. Schwankend versuchte er, einen weiteren Schritt auf Corradini zuzugehen, bevor er endgültig die Kontrolle über seine Beine verlor und wie vom Blitz gefällt in sich zusammen sackte.
    »Dottore! Schießt endlich!« brüllte Don aus der Dunkelheit über dem Bootsteg. Metall schlug auf Metall, als sich der Vigile mit wuchtigen Hieben seiner Armbrust einen Weg an seinem ehemaligen Freund vorbei bahnen wollte. Don konnte die Schläge nur schwer parieren und wurde Schritt für Schritt zurückgedrängt.
    Hawthorne fluchte, ganz entgegen seiner üblichen Art. Er sprang über den am Boden liegenden Dottore und sprintete über den Steg - gerade rechtzeitig, um Dons Platz einzunehmen, als dieser von einem Hieb der Armbrust ins Hafenbecken geschleudert wurde. Sein erster Steich verfehlte Cresciczo nur um Haaresbreite und riss ihm die Kapuze vom Kopf. Im selben Moment sprang ein gleißender Blitz vom Stab auf das Gesicht des Vigile und warf ihn mehrere Schritte zurück. Strauchelnd fing er sich und fuhr herum. Für einen Augenblick sah es so aus, als hinge seine linke Wange glimmend und rauchend herab. Dann wischte sich der Mann knurrend über das Gesicht und seine Augen hefteten sich auf den Capitano.
    In diesem Moment erkannte Hawthorne, dass er sich geirrt hatte. Das hier war nicht Cresciczo. Der Mann, der sich jetzt die Reste der Maske vom Gesicht fegte, hatte ein eindeutig osmanisches Aussehen. Der Osmane grinste und richtete die Armbrust auf den Capitano. Das Räderwerk der Waffe klickte und die Wurfarme spannten sich.
    »Ergibt Sinn«, sagte Hawthorne nachdenklich. »Die osmanische Balestra, die byzantinischen Pfeile...« Ein weiterer Bolzen glitt in die Schussrinne der Balestra und der Osmane drückte ab. Hawthorne reagierte schnell, aber nicht schell genug. Er warf sich zur Seite und der Bolzen, der für seinen Bauch gedacht war, grub sich tief in seinen Oberschenkel. Der Capitano strauchelte, wich einem Hieb der Armbrust aus und stieß seinen Stab nach oben. Der Schütze parierte die Waffe

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