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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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Entscheidung, ob er tat, was der Mann von ihm verlangte, oder nicht.
    Obwohl Bartolomeo gerne in Luxus lebte, war er immer stolz darauf gewesen, nicht bestechlich zu sein. Doch die Aussicht, mit aufgeschlitzter Kehle durch die Kanäle Venedigs in Richtung Meer zu treiben, war wenig verlockend.
    Wenn er der Drohung also nachgab, dann konnte er ebenso gut auch das Geld nehmen, oder nicht?
    Seufzend riss er sich von dem Anblick los und durchquerte das Schlafgemach, das er im Palazzo Ducale sein Eigen nannte. Er schloss die Läden des Fensters, durch das der Fremde in die Nacht verschwunden war. Falls er dies überlebte, würde er das Geld brauchen.
 
    Das erste Licht des nächsten Morgens fand Jacopo noch immer bei der Arbeit. Mit ihm kam Bartolomeo, den er erst bemerkte, als er ihm eine Hand auf die Schulter legte. Blinzelnd sah Jacopo auf, stöhnte, als sein Nacken protestierte. Nun erst wurde ihm bewusst, dass seine Augen brannten, dass jeder Muskel in seinem Körper schmerzte vom verkrampften Sitzen.
    Doch auch sein Freund wirkte übernächtigt. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, und Sorge zeichnete sich auf seinen Zügen ab. »Als ich dich um Hilfe bat, habe ich damit nicht gemeint, dass du darüber dein eigenes Wohl vergessen sollst. Jacopo, hast du heute Nacht überhaupt geschlafen?«
    Vorsichtig schüttelte der Uhrmacher den Kopf, nicht sicher, ob sein Körper diese Bewegung gutheißen würde. »Es ist fast vollbracht.« Seine Stimme klang heiser.
    Diese Worte ließen Bartolomeo aufhorchen. Er spähte durch die Vergrößerungslinsen, dann an ihnen vorbei, um das Ergebnis von Jacopos Arbeit mit bloßem Auge zu betrachten. Ein Laut des Erstaunens kam über seine Lippen. »Es ist nicht größer als eine Fliege!«
    Stolz vertrieb die Müdigkeit, hielt jedoch nicht lange an. Es gab noch so viel zu tun, die Maschine war noch längst nicht perfekt. »Die Schneiden der Zangen werde ich aus Diamant fertig müssen, und ich bin mir nicht sicher, ob es sich in dieser Gestalt gut im Körper eines Menschen bewegen kann. Außerdem ist dies nur das erste Exemplar von vielen. Ich muss ...«
    Bartolomeo unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Geste. »Was auch immer du sagst, ändert nichts daran, dass du ein Wunder vollbracht hast, Jacopo. Du solltest dich nun ausruhen. Ich werde dafür sorgen, dass du alle Materialien erhältst, die du benötigst. Sind das dort die Pläne für dein Wunderwerk?«
    Er deutete auf einen Bogen Papier, auf dem Jacopo am vergangenen Abend in aller Eile seine Ideen skizziert hatte. Als er nickte, fühlte er sich von seinem Freund am Arm gepackt und ließ sich in die Höhe ziehen. Sicher konnte er sein Werk auch später noch beenden. Nun, da er unterbrochen worden war, fühlte er sich tatsächlich zu zerschlagen, um noch weiterzuarbeiten.
    Bartolomeo führte ihn zu einer schmalen Stiege, die ein Regal, das Sammlungen lose zusammengehefteter Notizen und einige wenige gebundene Bücher enthielt, vom Rest des Raumes trennte, und bugsierte ihn hinauf in seine Schlafkammer.
    »Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet, mein Freund.«
    Jacopo lächelte. »Warte ab, ob es überhaupt funktioniert.«
 
    Eine Woche verging. Die dahingekritzelten Pläne waren fort, wahrscheinlich hatte er sie irgendwo verlegt. Doch Jacopo konnte die kleinen Maschinen ebenso gut aus dem Gedächtnis bauen.
    Auf einen erneuten Energieschub wie in der ersten Nacht wartete er allerdings vergeblich. Nachdem die erste Entdeckerfreude verflogen war, wurde die Herstellung der mechanischen Termiten, wie er sie nannte, zum Teil seiner täglichen Arbeit. Arbeit, die er sehr gerne tat, aber dennoch nicht mehr als das. Oft fluchte er über die winzigen Zahnräder, die ihm mehr als einmal herunterfielen und auf Nimmerwiedersehen in einer Bodenritze verschwanden. Oder über den Schlüssel, mit dem er die kleinen Maschinen aufzog. Er brauchte eine Pinzette, um ihn zu packen.
    Das Anbringen der diamantenen Scheren war eine besondere Schinderei. Sie mussten absolut sicher sitzen, durften nicht verloren gehen. Doch immer wieder entglitten sie seinem Griff, drohten ebenso wie die winzigen Zahnräder auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden.
    Leise Verwünschungen ausstoßend, legte Jacopo seine Arbeit schließlich nieder, drückte den Rücken durch und rieb sich die schmerzenden Augen. Sein Blickfeld schien sich an den Rändern leicht zu krümmen, als starre er noch immer durch eine Vergrößerungslinse, und er brauchte einen Moment, um sich daran

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