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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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sich zu werfen. Er ließ sich fallen, schleuderte dabei den Magnetstein, den er an seiner Jacke angenäht hatte, auf Petrucci und schlug mit der rechten Faust auf den Kopf der mechanischen Ratte.
    Die Magnetsteine waren an den verschiedenen metallischen Teilen hängen geblieben, an der Armbrust, den im Kreis laufenden Kämpfern, an einer Kette Scanzos, an verschiedenen Stellen der Kuppel.
    Leonardo hatte diesen Modus seines Rattus Mechanicus nie testen können. Er hatte nur eine grobe Vorstellung, was geschehen würde.
    Was geschah, übertraf alle seine Erwartungen.
    Die Ratte zuckte kurz, dann startete sie. Viel schneller als alle Wahrnehmung raste sie auf Petrucci zu. Die Armbrust zerstob, als wäre sie explodiert. Splitter sprühten auf sein Gesicht, und er sank blutüberströmt zusammen. In einem wilden Tanz surrte und brummte die Ratte durch die Kuppel. Kümmerte sich nicht darum, ob etwas am Boden, an der Wand oder über ihr war. Wie ein Geschoss fegte sie überall hin, wo sie Magnetsteine spürte, und zerfetzte alles, was ihr in den Weg kam. Mehrmals hatte sie die Kuppel getroffen und durch die geschlagenen Öffnungen strömte in dicken Strahlen Wasser ein.
    Leonardo, der noch auf dem Boden lag, sah ein Gesicht vor sich. Monaci, der ihn aufrichtete und ihn zur Treppe zog. »Kommt, das hier wird nicht gut gehen.«
    »Nein, mein Sohn...« Leonardo drehte sich um. Da lag er. Die Metallbeine zappelten noch etwas. Einer der Pfeile hatte ihn getroffen.
    »Ihr könnt nichts mehr tun. Kommt.«
    Monaci zerrte ihn hinter sich her. Die Schleuse ließ sich nicht bedienen. Mit kräftigen Tritten öffnete Monaci die Türen, wodurch sofort ein starker Luftstrom entstand und unter ihnen das Wasser brausend aufstieg.
    Sie rannten zum Tor und durch die Gassen zur Anlegestelle, während sich in ihrem Rücken das Rauschen des Wassers mit dem Knirschen von Holzbalken und dem wie Glocken hallenden Reißen von Metall mischte.
    Das Ruderboot, mit dem Monaci gekommen war, nutzte ihnen nichts. Sie sprangen auf das mechanische Boot. Mit wenigen Griffen hatte Leonardo das Gefährt gestartet. Sie flogen beinahe über das Wasser, als hinter ihnen große Teile Muranos wie ein kenterndes Schiff im Wasser versanken.
 
    Eine Woche später:
    »Ich verdanke Euch mein Leben.«
    Monaci grinste verlegen. »Das ist mein Beruf.«
    Leonardo schaute erschöpft über das Wasser in Richtung Fusina. Venedig wollte er nicht mehr sehen. Nie mehr!
    »Hat man noch etwas gefunden?«
    »Nein, die ganze Werkstatt Petruccis ist untergegangen. Man fand nur einige der großen Pumpen in einer angrenzenden Halle. Dort gab es auch eine Kiste mit Unterlagen. Anscheinend sollte Petrucci Venedig von innen sabotieren, während die Osmanen einen Angriff starten. Nun, daraus wird jetzt nichts.«
    Leonardo nickte. Nichts als Tod hier. Er hoffte, sie kämen bald an und er könnte seine Reise fortsetzen. Er tastete in seiner Umhangtasche nach dem OMF. Ach ja, das war ja auch auf dem Meeresboden.

 
     
    Susanne Wilhelm
     
    DIE ZWEI SEITEN DER MEDAILLE
 
 
    Langsam schlug der goldene Vogel mit den Flügeln. Jacopo wagte kaum zu atmen, während er  beobachtete, wie die winzigen Zahnräder im Inneren des kleinen Körpers ineinandergriffen. Mit einer Pinzette schob er die kleine Klappe auf dem Rücken des metallenen Tieres zu. Das vollendete Werk hielt er zwischen Daumen und Zeigefinger, behutsam wie ein rohes Ei.
    Der schmale, silberne Schnabel und das goldene Gefieder schimmerten im Licht, das durch das Fenster hereinfiel. Neben der Klappe ragte aus dem Rücken des Vogels ein kleiner Schlüssel, mit dem das Uhrwerk aufgezogen wurde. Man konnte ihn kaum mit Daumen und Zeigefinger greifen, doch genau so sollte es auch sein. Vorsichtig setzte Jacopo das metallene Wesen neben zwei seiner Artgenossen auf die Werkbank, und nun erst atmete er tief durch. Ächzend streckte er den Rücken durch, der protestierend knackte.
    »Etwas mehr Bewegung würde dir guttun, mein Freund.«
    »Du dagegen könntest anklopfen, bevor du eintrittst, Bartolomeo, wie jeder andere auch.« Lächelnd wandte Jacopo sich auf seinem Schemel um. Bartolomeo Lippi stand in der Tür der kleinen Werkstatt. Gegen das trübe Märzlicht auf der Straße war er kaum mehr als ein Schatten mit weiten, gebauschten Ärmeln und einem eleganten Hut, dessen Form der neuesten Mode entsprach. Dann trat er in den Raum, und das Lächeln auf seinen Lippen wurde sichtbar.
    Schwerfällig vom langen Sitzen erhob sich Jacopo und

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