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Uhrwerk Venedig (German Edition)

Uhrwerk Venedig (German Edition)

Titel: Uhrwerk Venedig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucas Edel , Emilia Dux , Susanne Wilhelm , Tom Wilhelm , Dirk Ganser , T. S. Orgel
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zu gewöhnen, die Dinge wieder in ihrer normalen Größe zu sehen.
    »Du fluchst immer am meisten, wenn du gute Fortschritte machst.« Anspannung verbarg sich hinter der Fröhlichkeit in Bartolomeo Stimme, und Jacopo zuckte zusammen, als sie so plötzlich hinter ihm erklang.
    »Anklopfen, mein Freund«, schalt er den Arzt, während er sich langsam zu ihm umwandte. »Irgendwann lasse ich noch einmal etwas Wichtiges fallen, wenn du mich so erschreckst.«
    »Ich glaube nicht, dass dich mein Klopfen weniger erschrecken würde.« Bartolomeo trat in die Werkstatt, wandte sich dann jedoch nach hinten um, als erwarte er, dass ihm jemand folgte. Erst nach einem Moment erkannte Jacopo, dass sein Freund einen Strick in der einen Hand hielt. Nun zog er daran, und eine Schnauze erschien im Türrahmen, dann ein struppiger Kopf. Der Hund, den der Arzt in die Werkstatt zerrte, war dürr und zerzaust, sah aus, als hätte er ihn soeben erst von der Straße aufgelesen.
    »Bartolomeo! Was in Gottes Namen hast du mit diesem Tier vor?« Jacopo sprang auf, hielt nur kurz inne, als seine Knie protestierten. Er eilte um den Hund herum, versuchte zu verhindern, dass dieser den unteren Regelbrettern zu nahe kam, in denen kleine Figürchen, Bauteile und halb fertige Maschinen standen.
    »Ich bringe dir ein Versuchsobjekt.« Mit diesen Worten drückte Bartolomeo Jacopo den Strick in die Hand. »Gib ihm eine deiner Maschinen zu fressen, sobald du sie fertiggestellt hast. Dann warte ab, ob er stirbt. Falls nicht, bring ihn mir wieder. Ich will sehen, ob dein mechanisches Wunderwerk tatsächlich aus eigener Kraft den Weg durch seine inneren Organe gefunden hat.«
    Überrumpelt nahm Jacopo den Strick entgegen, dessen anderes Ende um den Hals des Hundes lag. »Aber ... müsstest du ihn dafür nicht aufschneiden?« Er blickte hinunter in von struppigem Fell umrahmte, dunkle Hundeaugen, die ihn traurig anzusehen schienen. Er musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass sein Freund die Augen verdrehte.
    »Immerhin wird er für einen guten Zweck sterben. Du willst doch sicher nicht, dass etwas schiefgeht, wenn wir dein Wunderwerk dem Dogen vorführen, oder?«
    Eilig schüttelte Jacopo den Kopf. Allein bei dem Gedanken verkrampfte sich sein Magen. Bartolomeo schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, klopfte ihm auf die Schulter. »Du wirst sehen, wir werden beide reich und berühmt werden.«
    Doch das Lächeln wirkte nicht ganz echt, der Blick des Arztes huschte unruhig mal hierhin, mal dorthin, und noch immer lagen dunkle Schatten unter seinen Augen. Ganz offensichtlich machte er sich ebenso viele Sorgen wie sein Freund. Jacopo durfte ihn nicht enttäuschen.
 
    Am nächsten Tag landete mit Surren und Klackern eine mechanische Brieftaube auf Jacopos Werkbank. Die Botschaft, die sie brachte, war kurz:
 
    Dein Wunderwerk funktioniert. Wir beginnen, wann immer du soweit bist.
                                                  Bartolomeo
 
    Wenige Stunden später fand Jacopo sich durch Gassen und über Brücken eilend auf dem Weg zum Palazzo Ducale wieder. Seine Hände umklammerten fest ein leeres Tintenfass, in dem zehn winzige, mechanische Termiten darauf warteten, dass er sie aufzog.
    ***
    Leonardo Loredan war ein hagerer alter Mann, sehr viel weniger beeindruckend aus der Nähe, als er aus der Ferne immer gewirkt hatte. Doch trotz seiner bleichen Gesichtsfarbe und der Schweißtropfen, die ihm auf der Stirn standen, saß er aufrecht zwischen den Kissen seiner breiten Bettstatt. Die Dogenmütze mit der abgerundeten Spitze bedeckte sein Haupt.
    Als ein Diener Jacopo in das Schlafgemach führte, sah der Doge auf, und der Schreiber, dem er zuvor etwas diktiert hatte, hielt in seiner Arbeit inne. Bartolomeo saß mit unglücklicher Miene auf der anderen Seite des Bettes, er wirkte noch müder als zuvor. Doch sein Gesichtsausdruck hellte sich auf, als er Jacopo erblickte. Er eilte seinem Freund entgegen, um ihn zu umarmen, während der Doge dem Schreiber mit einer Geste bedeutete, er möge sich entfernen. Dann führte Bartolomeo Jacopo an das Bett heran.
    »Dies ist der Freund, von dem ich Euch erzählt habe. Der Uhrmacher Jacopo Giovane.«
    Jacopo fühlte den Blick Leonardo Loredans auf sich ruhen und verbeugte sich, unsicher, welche Art des Grußes ansonsten von ihm erwartet wurde. Die Augen des Dogen glänzten fiebrig, doch seine Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln.
    »Du hast mir tatsächlich einen Uhrmacher

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