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Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Titel: Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Raack
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zehn Spiele gewannen wir alle – nach dem 24. Spieltag noch auf Platz elf versackt, wurden wir am Ende der Saison Dritter! 7:2 gegen Waldhof Mannheim, 4:2 gegen den VfB Stuttgart, 4:0 gegen den 1. FC Nürnberg – wie in einem Rausch rasten wir von Sieg zu Sieg, das Bewusstsein, in der kommenden Saison ohne Jupp Heynckes antreten zu müssen, hatte bei uns zu einer Art »Scheißegal-Haltung« geführt. Die Gegner, die Tabelle, die Ansprüche der Fans, der Druck der Medien – all das hatte plötzlich nicht mehr die Bedeutung wie noch vor wenigen Monaten. Vor den Spielen trafen wir uns, feierten, tranken und tanzten durch die Nacht, nur um am nächsten Tag großartigen, ja geradezu leichtfüßigen Fußball auf den Rasen zu zaubern. Wie vor dem Auswärtsspiel am 27. Spieltag gegen den FC Homburg, als wir in der Nacht vor dem Spiel in einem abgelegenen Waldrestaurant die Theke leerten und am nächsten Tag das Spiel locker und leicht mit 2:0 gewannen.
    Wie war das möglich? Normalerweise brechen Mannschaften in solchen Situationen auseinander, doch uns schien das nahende Ende der Ära Heynckes noch mehr zusammenzuschweißen. Noch ein letztes Mal wollten wir dem Trainer zeigen, zu was seine Mannschaft in der Lage war. Doch wo gehobelt wird, da fallen auch Späne: Vor dem letzten Spieltag gegen den 1. FC Nürnberg schmissen wir in Süchteln noch eine zünftige Party, die sich sehen lassen konnte. Beim Abendbrot wetteten wir darum, wer über Nacht am meisten Gewicht zulegen würde und futterten anschließend wie die Scheunendrescher. Der würdige Sieger: Libero Hans-Günter Bruns, wir applaudierten anerkennend, als sich die Nadel auf der Waage auf Rekordmaß bog. Mittendrin war auch unser Mittelfeldmann André Winkhold, normalerweise ein Asket, doch bei der Party hatte auch er richtig tief ins Glas geschaut. Sichtlich gezeichnet, riss dem armen André am nächsten Tag nach 46 Minuten der Meniskus.
    Während wir also zum Abschluss der Saison diese beeindruckende Siegesserie hinlegten, ging der Poker um meinen möglichen Vereinswechsel weiter. Inzwischen hatte natürlich auch die Presse Wind davon bekommen, dass sich andere Vereine für meine Fähigkeiten interessierten, munter wurden der 1. FC Köln und Bayer Leverkusen mit mir in Verbindung gebracht, ohne dass sich jemand von diesen Vereinen bei mir tatsächlich gemeldet hätte. Ende April erreichte mich schließlich die nächste Anfrage: Dortmunds Trainer Rainhard Saftig wollte mich gerne haben und schickte den damaligen BVB-Präsidenten Gerd Niebaum vor. Auf Einladung des Präsidenten fuhr ich am 27. April 1987, einem Montag, nach Dortmund. In Niebaums Kanzlei sprachen wir über einen möglichen Wechsel, ich zeigte mich durchaus interessiert, betonte aber, dass ich bis Freitag, den 1. Mai, ein offizielles Angebot benötigen würde. An diesem Tag, so war es mit Borussia Mönchengladbach ausgemacht, endete meine Frist für einen möglichen Wechsel. Niebaums Antwort: »Das bekommen wir hin.« Ich gab ihm mein Wort, zu Borussia Dortmund zu wechseln, wenn er mir bis Donnerstag Bescheid geben würde.
    Zwei Tage später. Am Telefon meldete sich eine allseits bekannte Stimme. »Uli«, brummte Otto Rehhagel in den Hörer, »kannst du dir vorstellen, zu uns nach Bremen zu wechseln?« Jetzt verlor ich langsam die Orientierung! Ich klärte Rehhagel über den Stand der Dinge und meine mündliche Zusage beim BVB auf. Gegen ein Treffen hatte ich nichts einzuwenden. Wir verabredeten uns noch für den gleichen Tag in Ottos Stammlokal, dem »Café Overbeck« in seiner Heimatstadt Essen. Schon nach wenigen Minuten spürte ich: Dieser Mann will unbedingt, dass du für ihn spielst. Natürlich imponierte mir Ottos einnehmende Art, außerdem wusste ich ja, was für eine geile Truppe mich in Bremen erwarten würde. Kurzum: Ich zeigte mich interessiert, erinnerte aber weiterhin an meine mündliche Absprache mit Borussia Dortmund. Otto schien das wenig zu interessieren. Wir verabschiedeten uns und ich harrte der Dinge.
    Am Freitag, dem 1. Mai, dem Stichtag für meine sportliche Zukunft, klingelte früh morgens das Telefon. Willi Lemke, der Manager von Werder Bremen war am Apparat. »Wir treffen uns heute Nachmittag auf halber Strecke, wir machen den Sack jetzt zu!« »Auf halber Strecke« zwischen Mönchengladbach und Bremen bedeutete für den Manager übrigens ein Rasthof 50 Kilometer vor Bremen. Egal, gemeinsam mit Peter Telek, einem Spielerberater, den ich bei den

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