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Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Titel: Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Raack
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Gespräch. Magaths Angebot? 5000 DM Monatsgehalt. Brutto. 180000 DM Jahresleistungsprämie. Brutto. Ich musste mich beherrschen, nicht lauthals loszulachen, als mir der HSV-Manager dieses lächerliche Angebot unterbreitete. Dass ich am nächsten Morgen beim Auschecken aus dem Hotel auch noch überraschenderweise die Kosten übernehmen musste, brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. Der HSV war für mich gestorben. Und damit auch der erste Gedanke an einen möglichen Abschied aus Mönchengladbach.
    Bis eines Abends das Telefon in unserer Wohnung in der Schäferstraße klingelte. »Hoeneß hier. Hallo Uli.« Ein Scherzanruf von einem meiner Kollegen? »Hallo. Worum geht es?« »Ich würde mich gerne mal in Ruhe mit dir unterhalten, wir haben großes Interesse daran, dass du bald für den FC Bayern spielst.« Es dauerte lange, bis ich diesen Schock überwunden hatte. Immerhin war ich dann doch noch cool genug, um Uli Hoeneß mit dem Satz »Das muss ich erstmal mit meiner Frau besprechen« zu vertrösten. Carmen war gleich hellauf begeistert. Gegen den Glanz und Glamour einer Stadt wie München hatte sie nichts einzuwenden, von den ausgezeichneten Shopping-Möglichkeiten ganz zu schweigen … Inzwischen war ich von der Gladbacher Hinhaltetaktik so genervt, dass ich mir zumindest anhören wollte, was die Bayern bereit waren zu zahlen. Wenige Tage später telefonierte ich erneut mit dem Bayern-Manager: »Herr Hoeneß, wann können wir uns treffen?« Uli Borowka, Spieler beim FC Bayern München. Irgendwie hörte sich das plötzlich ganz fantastisch an.
    Ich bin nach Uli Hoeneß und Jupp Heynckes wahrscheinlich der Erste gewesen, der vom baldigen Wechsel des amtierenden Trainers von Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern erfuhr. Wieder klingelte abends unser Telefon, wieder war Uli Honeß am Telefon. Diesmal hatte er schlechte Nachrichten. Jupp hatte dem Werben aus München nicht mehr standgehalten und würde zur neuen Spielzeit Trainer bei den Bayern werden. Für mich, einen seiner Zöglinge, ein richtiger Nackenschlag. Und der Wechsel meines Mentors hatte auch ganz konkrete Folgen für meine Zukunft. »Uli«, sprach Hoeneß ins Telefon, »das wird leider nichts mit uns. Jupp hat den Gladbachern versprochen, keinen seiner Spieler mit nach München zu nehmen. Wenn wir dich jetzt trotzdem verpflichten, dann zünden sie dem Jupp die Bude an!« Kein Witz: Als Uli Hoeneß auflegte, fiel ich doch tatsächlich aus meinem Sessel.
    Ich steckte nun in einer äußerst kuriosen Situation: Einerseits durfte ich meine Bayern-Pläne vergessen, andererseits musste ich Stillschweigen bewahren, bis Jupp seinen Wechsel offiziell bekanntgab. Als er uns dann endlich in sein Haus einlud, war ich fast schon erleichtert – obwohl der vielleicht wichtigste Trainer meiner Karriere den Verein nun verlassen würde. Die gesamte Mannschaft war im großen Wohnzimmer des Trainers versammelt – ein Novum! –, als Jupp uns die schlechten Neuigkeiten übermittelte. Es war ein Bild des Jammers: Hartgesottene Fußballer sackten richtiggehend in sich zusammen, als der Trainer von seinem baldigen Wechsel nach München berichtete. Sieben Jahren lang hatten wir gemeinsam Schlachten geschlagen, gelacht, geweint, gefeiert oder wahlweise Strafrunden gedreht. Jeder einzelne von uns hatte Heynckes viel zu verdanken. Ganz besonders ich. Es war nicht so, dass Jupp und ich immer auf einer Wellenlänge schwammen. Im Gegenteil, ich glaube sogar, dass er mich häufiger als andere Spieler kritisierte, einfach aus dem Grund, weil er wusste, dass ich das als Ansporn für noch bessere Leistungen nehmen würde. Jupps Liebling in der Mannschaft war nicht ich, den Platz nahm eindeutig Uwe Rahn ein. Ich war eher so eine Art Stiefsohn, und er war ganz klar eine Vaterfigur für mich. Und jetzt würde er uns verlassen. Was für ein Drama.
    Es fällt mir schwer, mein damaliges Gefühlschaos zu beschreiben. In einem Moment sollte ich Spieler von Bayern München werden, im nächsten Moment verabschiedete sich mein Trainer und die Pläne mit den Bayern konnte ich in den Schredder werfen. Und ganz nebenbei wurde auch noch Fußball gespielt. Am 11. April 1987, wenige Tage, nachdem wir vom Trainerwechsel erfahren hatten, spielten wir – Ironie der Geschichte – gegen den FC Bayern. Auf eigenem Rasen verloren wir mit 0:1 durch ein Tor von Dieter Hoeneß. Was nun folgte, gehört wohl zu den kuriosesten Endspurts in der Historie von Borussia Mönchengladbach. Die folgenden

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