Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Titel: Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Raack
Vom Netzwerk:
mir sehr gut. Ich würde mich anders verhalten. Am Sonntagabend war meine Frau sehr wütend. Sie machte mir viele Vorwürfe. Sie wollte daraufhin am Wochenende nicht kommen. Ich habe ruhig mit ihr gesprochen, doch auf einmal konnten wir nicht mehr normal miteinander sprechen. Ich habe aber nicht klein beigegeben, sondern sagte: »Wenn du nicht kommen möchtest, ist das allein deine Sache.« Sie hat es sich anders überlegt und kommt doch. Ich freue mich sehr.
    28. März 2000
    In der Vollversammlung haben wir über die Kapitulation vor dem Alkohol gesprochen. Kapitulation heißt für mich aufgeben. Ich muss aber mein Leben lang gegen mich und den Alkohol kämpfen. Am Abend sprach ich mit meiner Frau. Sie hatte ihre Eltern zu Besuch gehabt und war in unserem Gespräch sehr zynisch. Ihre Vorwürfe: Ich würde die Therapie nicht schaffen. Ich wäre ein arroganter, großkotziger und überheblicher Kerl, der glaube, alles zu wissen. Ich habe ihr gesagt, dass ich schon auf solche Aussagen gewartet hätte, doch sie hat alles ins Lächerliche gezogen. Mit allem, was vorgefallen sei, könne sie nicht leben. Ich sagte, das wisse sie doch schon länger, warum sie denn überhaupt die letzte Zeit mit mir so vernünftig gesprochen habe. Keine Antwort, nur zynische Aussagen. Nun kommt sie wohl doch nicht zu Besuch. Ich hätte mich gefreut, aber insgeheim habe ich mit der Absage gerechnet. Schade.
    29. März 2000
    In der Themenstunde hat Willi heute seinen Suchtbericht vorgetragen und viele Verbesserungsvorschläge bekommen. In der Gruppenstunde habe ich über das Verhältnis zu meiner Frau gesprochen. Ich hoffe, dass sie einem Gespräch einwilligt, denn ich denke, dass sie auch sehr viele Probleme mit sich herumschleppt. Der Film war ganz gut und hat mich zum Nachdenken angeregt. Zum Schluss haben die Deutschen noch 1:1 gegen Kroatien gespielt.

BEGRÜSSUNGSSCHNAPS MIT THOMAS SCHAAF
    Damit hier nicht der Eindruck entsteht, ich hätte Borussia Mönchengladbach ohne Weiteres den Rücken gekehrt, wie jeder x-beliebige Söldner in der Gegenwart, der Vereine wechselt wie andere Menschen die Unterhosen: Ich litt unter der Vorstellung, schon bald die vertraute Umgebung, meinen Verein, meine Mannschaft, meine Mitspieler, mein Stadion und meine Fans zu verlassen, um in Bremen den nächsten Schritt in meiner Karriere zu wagen. Beim letzten Spiel der Saison gegen den 1. FC Nürnberg hatten die Zuschauer dafür gesorgt, dass mir der Abschied wahrlich schwer gemacht wurde. Kurz vor dem Schlusspfiff hatte ich die Rufe von den Tribünen gehört, erst leise, dann immer lauter werdend: »Es gibt nur ein’ Uli Borowka!« Gänsehaut. Heimlich wischte ich mir die Tränen aus den Augen.
    Doch für allzu viel Abschiedsschmerz ist im Profifußball keine Zeit. Schon wenige Wochen nach dem Nürnberg-Spiel räumten Carmen und ich unser Haus in Rheydt leer und machten uns in Bremen auf die Suche nach einer neuen Bleibe. Ein Makler besorgte uns schließlich eine hübsche Doppelhaushälfte im Bremer Stadtteil Oberneuland, gleich neben einem Fußballer, der seine Karriere beim SV Werder soeben erst beendet hatte: Wolfgang Sidka, der Jahre später noch ein kurzes und erfolgloses Gastspiel als Trainer in Bremen gab. Gehaltstechnisch hatte ich durch den Wechsel nach Bremen einen richtigen Sprung gemacht: Die 17000 DM Grundgehalt plus Jahresleistungsprämie bedeuteten nicht weniger als die Verdoppelung meines bisherigen Gehalts in Mönchengladbach! Stolz bezogen Carmen und ich unser neues Zuhause und legten uns einen orange-roten BMW M3 zu.
    Bevor ich meine neue Mannschaft kennenlernen durfte, musste ich noch einen Pflichttermin hinter mich bringen: Gemeinsam mit dem zweiten Bremer Neuzugang, einem gewissen Karl-Heinz Riedle, wurde ich der Presse in einem Hotel vorgestellt. Wir sagten ein paar freundliche Worte und gaben dann den Wünschen der Fotografen nach, die Kalle und mich unbedingt dabei ablichten wollten, wie wir einen Ball mit dem Kopf hin und her jonglierten.
    Den offiziellen Einstandsumtrunk feierte ich zwar erst im November, aber der Einfachheit halber ziehe ich die Erinnerungen an diesen Abend hier vor. Der Einstand hatte in Bremen jahrelange Tradition und sah nicht etwa ein gemeinsames Teetrinken am Nachmittag vor, sondern ein zünftiges Besäufnis auf Kosten der Neulinge! Die Mannschaft mietete dafür extra eine Location in der Bremer Innenstadt an, die Kosten für Essen und Getränke musste ich mir mit Kalle teilen. Zusätzlich zu den Spielern

Weitere Kostenlose Bücher