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Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Titel: Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Raack
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und – Weißweinschorle! Weißweinschorle, so hatte ich es mal in der Zeitung gelesen, zehrte am Körper und beschleunigte eine Diät um das Doppelte. Was soll ich sagen: Es funktionierte. Nach acht Tagen war ich zumindest gewichtsmäßig wieder einigermaßen bundesligatauglich.
    Typisch Bremen: Kein Mensch außerhalb der Mannschaft nahm Notiz davon, dass ich mit deutlichem Übergewicht aus dem Urlaub zurückgekehrt war. Was in Köln, München oder Hamburg gleich für Schlagzeilen gesorgt hätte, blieb beim SV Werder unter Verschluss. Dafür verantwortlich war einmal mehr Otto Rehhagel. König Otto hatte Fußball-Bremen vollkommen im Griff. Vor allem die Medien mussten nach seiner Pfeife tanzen – sonst gab es Ärger. Zwei Zeitungen berichteten Ende der achtziger Jahre regelmäßig über Werder: Der Weserkurier und die Bild- Zeitung. Der Mann vom Weserkurier war bereits seit einer Ewigkeit Hofberichterstatter beim SVW, von ihm brauchte Otto, brauchten wir nichts zu befürchten. Anders sah es bei der Bild aus, deren Leser bekanntlich tagtäglich mit spektakulären Geschichten versorgt werden wollen. Doch auch beim Boulevard hatte Otto seine Methoden. Wenn doch mal ein junger Reporter übermütig von Dingen berichtete, die laut Rehhagel nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, dann spielte sich folgendes Szenario ab: Rehhagel übergab das Training an seinen Assistenten Kalli Kamp, verabschiedete sich mit den Worten »Ich hab da noch was mit meinen Freunden in Hamburg zu besprechen« und fuhr schnurstracks in die Chefetage des Hamburger Axel-Springer-Hauses. Wie durch ein Wunder stand nur eine Woche später ein neuer Reporter auf dem Trainingsgelände, den Otto gleich mal einnordete: »Wie heißen Sie? Eines ist klar: Nur Fragen zum Sportlichen!« Wenn sich der Journalist an Rehhagels Regeln hielt, durfte er weiterhin seinen Job ausüben.
    Was die Medien betraf, hatte Rehhagel eine richtige Phobie. Seine Befürchtung: Nichts kann den Erfolg einer Mannschaft mehr beeinträchtigen als schlechte Presse. Womit er zum Teil ja auch recht hat. Uns Spielern trichterte er immer ein: »Meine Herren, fahren Sie die Antennen aus! Überlegen Sie sich vorher, was Sie diesen Presseleuten sagen.« Entsprechend vorsichtig gingen wir mit den Medien um, entsprechend entspannt ließ es sich in Bremen leben. Ausnahmen – siehe mein folgenreiches Sport-Bild- Interview – bestätigten die Regel.
    Eine Anekdote zum Thema Presse muss ich noch los werden. Auch wenn die nicht ganz jugendfrei ist.
    Vor der Saison 1990/91 bekamen wir Zuwachs in der Werder-Familie – ein gewisser Klaus Allofs stieß im Herbst seiner Karriere zu uns. Dass Klaus mit seinen 35 Jahren schon Welt- und Europameisterschaften gespielt hatte, schützte ihn natürlich nicht vor dem traditionellen Aufnahmeritual, von dem ich bereits berichtet habe. Nachdem der »offizielle« Teil überstanden war, wollten ein paar von uns noch weiterziehen. Thomas Schaaf war auch mit dabei, er empfahl eine nahe Kneipe, die wir natürlich sofort enterten. Einige Schnäpse später war der harte Kern noch immer nicht bereit für die Heimfahrt, also beschlossen wir, einem Freudenhaus im eine Stunde entfernten Brinkum einen Besuch abzustatten. Blieb nur noch die Frage: Wer sollte das Auto steuern? Schließlich hatten wir alle schon ordentlich einen im Tee. Zu guter Letzt übernahm Jonny Otten die Verantwortung. Zwei Dinge sprachen eindeutig für ihn. Erstens war er als erfahrener Jäger Autofahrten mit etwas mehr Promille gewohnt, zweitens kannte er sich in Brinkum bestens aus, die vor uns liegende Strecke konnte er nach eigener Aussage auch im Schlaf fahren. Wir liehen uns einen Wagen von einem der Kneipenbesucher und quetschten uns zu siebt in die Blechbüchse. Ich saß vorne neben dem Fahrer, hinten zwängten sich vier Mann auf die Rückbank, Neuzugang Klaus Allofs legten wir quer obendrauf.
    Kaum auf der Bundesstraße angekommen, zog sich der Nebel immer dichter zu, bald schon hatten wir nicht mehr als 20 Meter Sichtweite. Jonny schien das nicht zu stören, er jagte mit 80 Stundenkilometern über die Straße. Plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchte in der Nebelsuppe ein Panzer vor uns auf! Im letzten Moment riss Jonny das Lenkrad rum, um Haaresbreite rasten wir an dem Ungetüm vorbei! Jonny und mir stand der Schock im Gesicht geschrieben, doch die Fünferbande auf der Rückbank hatte vom plötzlichen Hindernis nichts mitbekommen. »Ey, fahr doch vernünftig«, maulte einer.

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