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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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bei Messi, Ronaldo, Beckenbauer, Hoeneß und wie sie alle heißen. Da hast du nicht den Antrieb des Geldes, sondern den Antrieb: Ich möchte Fußball spielen.
    Und auch bekannt werden?
    Das kommt dann dazu. Das ist auch ein Antrieb, das ist doch klar. Das ist doch bei Ihnen, den Journalisten, nicht anders. Sie schreiben doch nicht unbedingt für sich, sondern um gelesen zu werden! Das ist beim Fußball genauso. Du willst in den großen Stadien spielen vor vielen, vielen Leuten!
    Kinder möchten spielen – aber heute werden oft schon Kinder verkauft!
    Es gibt schon Spielerberater für 14-Jährige. Die Grenze geht nach unten.
    Das ist doch Wahnsinn, oder?
    Ich halte das auch nicht für gut. Wie Sie richtig feststellen: Es gibt Eltern, die setzen ihre Jungs unter Druck. Das ist oft kein bewusster Druck. Sie machen das unbewusst, weil sie in ihren Söhnen irgendetwas sehen, was sie selbst nicht haben erreichen können. Und es ist für die Jugendlichen in ihrer Pubertät natürlich schwer, das auch richtig zu filtern und zu kanalisieren. Neben der Schule trainieren sie sehr viel. Es ist nicht einfach für diese jungen Burschen. Und am Ende bleiben viele auf der Strecke – von denen redet dann keiner mehr.
    Sie haben es geschafft, ganz nach oben zu kommen. Sie waren Nationalspieler. Was haben Sie empfunden, wenn die Nationalhymne ertönte?
    Das war ein besonderes Gefühl. Ich weiß noch, beim ersten Mal haben wir in Budapest in Ungarn gespielt. Das war schon ergreifend. Du hast so einen langen Weg hinter dir …
    Das Jugoslawische hat keine Rolle mehr gespielt?
    Ich hatte zum ersten Mal ein komisches Gefühl, als ich gegen Kroatien bei der Europameisterschaft 1996 in England gespielt habe. Im Viertelfinale. Die Jungs von den Kroaten hab ich alle verstanden, ich kannte ja die meisten. Und dann lief erst die deutsche Hymne und dann die kroatische. Und irgendwie war das ein komisches Gefühl.
    Der ehemalige Präsident Mayer-Vorfelder 2 hat ja das Singen der Nationalhymne sozusagen zur Pflicht erklärt …
    Ich habe nicht gesungen.
    Sie haben nicht gesungen?
    Nein.
    Konnten Sie oder wollten Sie nicht singen?
    Ich kann die Hymne.
    Aber Sie sind ein schlechter Sänger?
    Erstens bin ich ein schlechter Sänger, zweitens habe ich das immer als aufdringlich empfunden, wenn die Mikrofone einen Meter von deiner Nase weg sind. Und drittens habe ich mich dagegen entschieden.
    Spielt man besser, wenn man vorher gesungen hat?
    Schauen Sie mal auf die WM 1990, den letzten deutschen Weltmeisterschaftstitel. Oder auf die Europameisterschaft 1996: Da haben die deutschen Mannschaften gewonnen, obwohl gar nicht so viele Spieler gesungen haben. Damals war das gar keine Diskussion. Jetzt müssen alle singen, weil die Italiener besonders brav gesungen haben 3 – deswegen haben sie gegen uns gewonnen, sagen die sogenannten Fußballfachleute. Ich bin dafür, es jedem Einzelnen zu überlassen, ob er öffentlich singen will.
    Keine so gute Idee von Mayer-Vorfelder?
    Heute haben wir Spieler mit Migrationshintergrund in der Mannschaft – und plötzlich wird’s zum Thema. Ich weiß, was er damals damit bezwecken wollte – Nationalstolz et cetera …
    Gibt es den noch bei so einer Mannschaft?
    Sie können davon ausgehen, dass jeder glücklich ist, für Deutschland zu spielen. Weil Deutschland dir eine Chance gegeben hat und deine Heimat ist. Die Türkei hätte sich doch die Hacken wund gelaufen, wenn sie Mezut Özil bekommen hätte. Er hat sich aber für Deutschland entschieden. Alle spielen voller Stolz für Deutschland, weil sie sich sagen: »Hey, das ist meine Heimat hier.« Das war bei mir genauso – aber das Heimatland meiner Eltern werde ich deshalb nicht verleugnen.
    Die Forderung kommt ja nicht nur von Mayer-Vorfelder, auch Ihr ehemaliger Nationalmannschaftskollege Kahn macht sich dafür stark. Er sieht die »deutschen Tugenden« verschwinden.
    Ich kenne ihn noch, da hat er fast alles getan, um überhaupt mal spielen zu dürfen in der Nationalmannschaft. Aber in diesem Fall gebe ich ihm sogar recht: Die Tendenz, dass »deutsche Tugenden« abnehmen, ist erkennbar.
    Gott sei Dank?
    Wir haben viele Nationalspieler mit Migrationshintergrund in der A-Mannschaft. Und in den Jugendmannschaften sind noch viel mehr. Das ist genau das, was ich versucht habe, zu beschreiben: Es gibt die Tugenden, die man hier in Deutschland gelernt hat, die man auch absolut braucht, um hier klarzukommen, die man voll in sich drin hat. Und auf der anderen Seite ist

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