Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
Vom Netzwerk:
hat es geschafft.
    Aber der Fußball scheint das nicht zu akzeptieren. Ist das unter den Spielern anders?
    Wir haben das Thema noch nicht gehabt. Aber es wird wahrscheinlich kommen – früher oder später.
    Hatten Sie denn schon mal einen schwulen Mannschaftskollegen?
    Zu meiner aktiven Zeit habe ich das nicht mitbekommen. So wie es ja viele Dinge gibt, die vor zehn, zwanzig Jahren undenkbar waren. Wir sind eine moderne Gesellschaft geworden. Wir akzeptieren heute viele Dinge. Dass das auch im Fußball kommen wird, da bin ich mir sicher. Ich hoffe und ich glaube aber auch, dass wir sehr vernünftig damit umgehen werden. Vielleicht wird es Irritationen am Anfang geben, auch bei den Fans. Aber ich hoffe: bei den Spielern eher weniger.
    Fußball als Schule der Nation?
    Es ist interessant, wo das alles hinführt. Es gibt so viele Veränderungen in unserer Gesellschaft …
    Früher war die Armee die »Schule der Nation«. Heute der Fußball?
    Keine schlechte Entwicklung, oder?
    Es gab ja ein Riesenbuhai um Ex-Bundeskanzler Kohl, der eine Briefmarke bekommen hat.
    (Er grinst.)
Die habe ich natürlich schon lange.
    Genau: Sie haben schon lange eine eigene Briefmarke. Auf den Färöer-Inseln. Was haben Sie denn da empfunden, als Sie plötzlich auf einer Briefmarke waren?
    Ich musste schmunzeln, weil ich davon nichts wusste. Ich bekam einen Anruf von einem Journalisten, der sagte: »Du bist auf einer Briefmarke.« Sage ich: »Was für eine Briefmarke?« – »Auf den Färöer-Inseln.« – »Das ist ja wie die Blaue Mauritius!«, sagte ich.
(Beide lachen.)
    Sammeln Sie Briefmarken?
    (Er lacht.)
Nein, überhaupt nicht! Aber
die
habe ich schon zu Hause. Das ist klar. Und ich habe mich auch gefreut, dass die Färöer mir sie zugeschickt haben, mit einem netten Brief.
    Wissen Sie, warum gerade Sie ausgewählt wurden?
    Das war zum 100-jährigen FIFA-Jubiläum. Das hat viel mit Zufall zu tun. Ein gutes Foto von einem deutschen Nationalspieler, den ein Färöer versucht zu attackieren …
    Der aber den Kürzeren zieht?
    (Er lacht.)
Zum Glück!
    1 Die Steiermark ist ein österreichisches Bundesland und war bis zum Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 ein Kronland der österreichisch-ungarischen Monarchie. Diese umfasste auch die heute zu Slowenien gehörende Untersteiermark.
    2 Ehemaliger baden-württembergischer Kultus- und Finanzminister sowie Ex-VfB- und Ex-DFB-Präsident
    3 Im Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft 2012 verlor das deutsche Team gegen Italien. Während die italienischen Spieler beim Abspielen der Nationalhymne inbrünstig sangen, blieben viele deutsche Spieler bei der deutschen Hymne stumm.
    4 Der SPD-Politiker Klaus Wowereit ist seit 2011 Regierender Bürgermeister von Berlin. Er ist der erste deutsche Spitzenpolitiker, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte.



Mathias Richling
Vom Bruddler
zum Wutbürger
    Er ist kein Kabarettist, erst recht kein Comedian. Er ist Mathias Richling. Ein ganz spezieller Typ des Humorarbeiters. Seine Art, über Prominente, vor allem aber über die Sprachlosigkeit der Politiker, zu lästern, ist singulär. Er macht das nicht nur mit Sprachwitz wie die Kabarettisten. Richling setzt seinen Körper ein. Er parodiert und persifliert. Mal mosert er auf Hochdeutsch, mal schlüpft er in die Rolle des schwäbischen Bruddlers. Er will sich nicht festlegen lassen. Auf der Suche nach dem schwäbischen Wesen ist Richling eine wichtige Quelle – als Parodist, der aus Schwaben kommt.
    Überraschend für mich: Er wünschte sich den Stuttgarter Bahnhof als Ort für unser Gespräch. Der ist für ihn schon zu einem historischen Platz geworden. Ich treffe ihn im Cafe »Bonatz«, hoch oben im Bahnhofsturm. Hier hat man einen schönen Überblick über das riesige Gleisgewirr, das verschwinden soll – eine große Versuchung für Bodenspekulanten. Er trägt einen grauen Anzug, ein dunkelgraues Hemd mit Pepitamuster und dazu eine schmale, schwarz gepunktete Krawatte. Modisch mutig lässt er das Hemd über die Hose hängen.
    Bei allen wichtigen Satiresendungen war er dabei: im »Scheibenwischer«, im »Satire-Gipfel«. Jetzt hat er mit »Studio Richling« eine eigene Sendung im Dritten des SWR. Seine Parodien sind manchmal humoristische Gratwanderungen – im letzten Augenblick verhindert er den Absturz. Dann ist er grandios. Oder haargenau daneben. Richling ist ein schwieriger Schwabe. Hochpolitisch und unberechenbar. Er kommt schließlich aus dem Remstal. Von dort kommen auch die

Weitere Kostenlose Bücher