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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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recht?
    Er hat vor allem, glaub ich, kritisiert, dass wir die große Wirtschaftsregion …
    … nicht nutzen?
    Wir nutzen sie schon – nur sie will sich teilweise auch nicht nutzen lassen. Wenn man sich die großen schwäbischen Unternehmen mal anschaut, die es hier gibt. Weltmarktführer! Aber am Fußball haben viele kein großes Interesse.
    Daimler, Porsche, Bosch. Das sind ja alles Weltmarken – und der VfB bleibt irgendwie provinziell.
    Wenn man zum Beispiel Bosch sieht, was eine tolle Firma ist. Ein Riesenunternehmen – aber die haben ihre Stiftung. Darauf konzentrieren sie sich.
    Und die Stiftung rückt nichts raus?
    Die hat einen anderen Ansatz. Auch Würth: Dieses Unternehmen geht mehr in die Kultur. Was ja auch richtig wichtig ist – es müssen auch andere Sachen unterstützt werden. Jedes Unternehmen hat seine eigene Strategie. Das hat, glaube ich, weniger mit dem VfB zu tun – sondern einfach mit der Ausrichtung. Und manchmal auch mit dem Interesse des Vorstandsvorsitzenden.
    Dabei könnte doch auch der VfB eine Weltmarke sein – wie Barcelona?
    Wenn wir das Kapital dazu hätten. Wenn wir wüssten: Wir haben garantiert immer so viel zur Verfügung, dass wir auch mithalten können. Aber wir haben einen Personaletat – der umfasst gerademal ein Drittel dessen, was Bayern München zur Verfügung steht. Der ist halb so hoch wie der von Wolfsburg …
    Das Erste, was mir aufgefallen ist, als ich hier reinkam, war, dass im Foyer ganz bescheiden steht: VfB – fünfmal Deutscher Meister, dreimal Pokalsieger. Ganz klein.
    Wir sind halt schwäbisch bescheiden.
    Bei den Bayern würde das in Riesenlettern dranstehen.
    Wir sind stolz sind auf das, was wir erreicht haben. Aber wir müssen es nicht groß herausprahlen.
    Aber muss man im heutigen Fußball nicht auch Show machen?
    Fußball ist auch Show. Fußball hat sich entwickelt, in den 90ern ging es mit der Show los. Das ist eine sehr aufregende Zeit gewesen für den Fußball – als diese öffentlich-rechtliche Dominanz durchbrochen wurde. Mit dem Privatfernsehen kamen neue Konzepte.
    Ich erinnere mich noch an die 1950er-Jahre, als der Schlienz noch gespielt hat, ein Kriegsversehrter mit nur einem Arm. Wir sind damals mit dem Fahrrad von Neckarrems zum Spiel gefahren. Das waren noch Amateure, da ging’s ums Spielen und nicht ums Geld. Und das ist die Frage, die heute so unentschieden ist: Ist Fußball noch ein Spiel oder ist es nur noch Show?
    Am Ende ist es immer ein Spiel. Die Show wird drumherum gemacht.
    Uli Hoeneß hat ja vieles aus Amerika importiert.
    Beim Marketing sage ich: »Ja, richtig!« Was man sich mittlerweile alles kaufen kann, um sich mit seinem Verein identifizieren zu können! Sogar eine Badeente mit dem Vereinslogo drauf.
    Das braucht der VfB hoffentlich nicht. Der wird doch nicht baden gehen!
    Es gibt natürlich auch Dinge, die übertrieben sind …
(Er lacht.)
Was sich verändert hat ist, dass die Vereine nicht mehr normale Vereine sind. Das sind auch Unternehmen geworden. Und deshalb, das sehen Sie vollkommen richtig, wird auch viel Show drumherum gemacht. Weil man es auch attraktiv machen muss – für den Fan, der in der Kurve steht, aber auch für den Businesskunden.
    Wohin tendieren Sie?
    Ich bin für einen gesunden Mix. In den 90ern hat oft noch eine Band gespielt – vor den Spielen. Da wurde meiner Meinung nach ein bisschen zu viel ums Spiel herum gemacht.
    Insgesamt ist die Lautstärke in den Stadien gestiegen!
    Das liegt auch an der Architektur – das sind ja keine Stadien mehr, wir reden ja heute von Arenen. Ich habe Mitte der 90erJahre ein Interview gegeben, das habe ich kürzlich mal wieder gelesen – ich habe damals davon gesprochen, dass ich mich wie ein Gladiator fühlte. Auch die haben ja in Arenen gekämpft.
    … und sind darin gestorben. Auch der Fußball ist brutaler geworden – Selbstmord, Herzversagen, Spieler werden von Fans bedroht!
    Der Fußball wird heute anders, oft leider sehr extrem, wahrgenommen – wichtiger als das normale Leben manchmal.
    Für viele Fans ist er Lebensinhalt?
    Absoluter Lebensinhalt. Und manchmal muss man sich überlegen: Haben wir denn keine anderen Werte – außer das nackte Ergebnis? Fußball wird aber trotzdem aus Spaß gespielt. Sie müssen eins sehen – und das war bei mir auch so: Als kleiner Junge willst du Fußballer werden! Du fängst auf dem Bolzplatz an. Dort träumst du von diesem großen Stadion – dort willst du spielen. Das fängt bei jedem Fußballer gleich an –

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