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Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition)

Titel: Ulrich Kienzle und die Siebzehn Schwaben: Eine Reise zu eigenwilligen Deutschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Kienzle
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gesellschaftlich und politisch aktuelle Themen. Der »Bruddler« ist im Schwäbischen ein schimpfender Mensch, der seine Unzufriedenheit halblaut zu verstehen gibt.
    4 Schwäbischer bzw. süddeutscher Plural: der Wagen – die Wägen
    5 Schwäbisch für: liebenswert gewitzt
    6 »Um Gottes Willen, warum denn das?«
    7 »Besser, es stirbt einer von denen als einer von uns!«
    8 »Schon schlimm, was ich an Wurst essen muss, bis meine fünf Kinder von der Haut satt werden!«
    9 »Alles hat zwei Seiten!«
    10 Schwäbisch für: Nicht schlecht. Im Schwäbischen ein ausgesprochen großzügiges Kompliment
    11 Schwäbisch für: meine Frau



Heiner Geißler
Vom »Hetzer«
zum Schlichter
    THE SQUAIRE hat eine eigene Postleitzahl. Der 660 m lange Gigant, an manchen Stellen bis zu 65 m hoch, ist der futuristische Teil des Frankfurter Flughafens. Direkt über dem ICE-Bahnhof. Mit Hotels, Restaurants und Konferenzzentren. Hier treffe ich ihn – denn auch als mittlerweile 82-Jähriger ist er noch ständig auf Achse: Heinrichjosef Georg Geißler, genannt Heiner. Als CDU-Generalsekretär war er für mich ein ziemlicher Kotzbrocken. Mit Totschlagargumenten versuchte er damals, seine politischen Gegner niederzumachen. Die Nationalsozialisten seien auch Sozialisten gewesen, lästerte er einst – mit einem Seitenblick auf die Sozis. Erst mit dem gescheiterten »Putsch« gegen Helmut Kohl 1989 begann seine wundersame Wandlung. Aus Saulus wurde langsam Paulus. Eine mediale Meisterleistung. Es ist ihm gelungen, das Image des Brachialpolemikers abzustreifen und als kritischer, nachdenklicher Mann zu erscheinen.
    Die Methode war raffiniert: Er kritisierte immer häufiger Helmut Kohl und dessen Kurs in der CDU – ohne aus der Partei auszutreten. Das sicherte ihm prominente Schlagzeilen, Geißler blieb im Gespräch. Und während er sich an Kohl und seiner Partei abarbeitete, entstand das Image des Querdenkers und Schlitzohrs. Zu guter Letzt wurde er sogar Mitglied bei der globalisierungskritischen »Attac«. Heute ist er ein heftiger Kritiker des Kapitalismus, Lafontaine wirkt gelegentlich fast zahm verglichen mit ihm. So pflegt er sein Image als unabhängiger Geist – Voraussetzung, um als Schlichter gerufen zu werden. Zuletzt bei Stuttgart 21.
    Heiner Geißler besetzt seither die Rolle des weisen alten Mannes. Er schreibt Buch um Buch. In seinem letzten, »Sapere aude!«, wurde der Jesuitenzögling sogar noch zum späten Aufklärer. Er ist angekommen. Montagvormittag, 11 Uhr. Aus Berlin.
    HERR GEISSLER, Sie waren schon fast alles: Richter, Bundestagsabgeordneter, Minister, CDU-Generalsekretär, Buchautor, Bergsteiger, Gleitschirmflieger, Querdenker, Schlichter und Dauergast in Talkshows. Als Ort für unser Gespräch haben Sie den Frankfurter Flughafen vorgeschlagen. Und Sie müssen gleich weiter. Sie sind ein Rastloser. Wann leben Sie eigentlich?
    Leben? Immer! Dauernd! Ich bin jetzt 82 Jahre alt. Natürlich denkt man da schon mal drüber nach, wenn im Frühling der Kirschbaum blüht: »Wie oft siehst du das noch?« Das sind schon Überlegungen, die ich anstelle. Und wenn man dann sagt: »Das sieht man höchstens noch viermal oder fünfmal«, dann ist das ja trostlos! Deswegen habe ich gedacht: »Das musst du selber in die Hand nehmen. Es hängt von dir ab, ob du das noch fünfmal siehst oder fünfzehnmal.« Und deswegen habe ich mit mir einen Pakt geschlossen. Einen »Pakt Eins Null Zwo«. Keine »Agenda 2010«, sondern 102. Das heißt: Ich habe beschlossen, mein Herz, meine Nieren, meine Leber und mein Hirn als meine Freunde zu betrachten, die ich weder durch Alkohol noch durch Faulheit zerstöre. Und da ich überhaupt keinen Anlass bei mir finde, warum ich in nächster Zeit sterben sollte, sage ich mir: »Das lasse ich jetzt nicht drauf ankommen.« Ich begnüge mich also nicht damit, nur noch mit dem Rasenmäher im Garten rumzufahren und Leberwurst zu essen und Wein zu trinken. Ich nehme mein Leben selber in die Hand. Und dazu gehört, dass man körperlich, seelisch und geistig fit bleibt. Das heißt, ich mach es wie Sie: Ich schreibe Bücher, halte Vorträge. Und außerdem treibe ich Sport. So lebe ich – und das finde ich gut so. Ich bin mit mir zufrieden.
    Ihr vorletztes Buch hatte einen griechischen Titel. Das letzte war lateinisch – schwätzen Sie eigentlich noch schwäbisch?
    Wenn ich in Württemberg bin, falle ich sofort ins Schwäbische.
    Kennen Sie noch schwäbische Ausdrücke?
    Ist ja klar! Das Schwäbische hat mir

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