Ultimo
aus anderen Bundesländern zu seiner Unterstützung anzufordern. Hauck erwarte einen täglichen Bericht, jeweils bis spätestens 19 Uhr. Fragen?
„Wer übernimmt die Pressearbeit?“
„Der Pressesprecher des Innenministeriums. Außer ihm ist niemand befugt, irgendwelche Auskünfte zu geben. Das gilt auch für die Staatsanwaltschaft. Sonst noch etwas?“
Zoff verneint, Hauck legt auf.
Eine Stunde später drängt sichder neue Chefermittler im Mordfall Riederunerkannt durch eine unruhige Journalistenmeute, betrittdas Landeskriminalamt Salzburg, und eilt schnurstracks in Pimmingers Büro.
Der Major empfängt ihn mit versteinerter Miene. Der Landeskriminaldirektor erwarteihn bereits, sagt er. Wie es aussehe, sei in Sachen Rieder ja er nun der Boss hier.
Zoff nickt.„Ich muss die Kollegin Wagner sprechen“, sagt er.
„Geht nicht. Die ist immer noch im Krankenstand.“
Zoff nimmt die Auskunft kommentarlos zur Kenntnis.Pimminger begleitet ihn durch den Flur zum Lift, und sie steigen gerade ein, als Polli anruft.
„Karl-Heinz Sudek, geboren am 28. Februar 1970 in Wien und derzeit wohnhaft in Sankt Pölten,zetteltevor elf Jahren eine Schlägerei mit einem Türken an. Er schlug ihn halb tot, bekam aber auch selbst ganz schön was in die Fresse. Ein gebrochenes Handgelenk, zwei ausgeschlagene Schneidezähne und Prellungen. Er wurde wegen schwerer Körperverletzung verurteilt. Der Türke erhielt einen Freispruch wegen Notwehr.“
„Und dann? Was geschah dann? Da fehlt noch etwas, Bruno. Das kann ich förmlich riechen.“
„Ich erkundige mich, aber reden wir über das Kennzeichen, das du mir kürzlich durchgegeben hast.“
„Was ist damit?“
„Der Touranwurde am 21. Oktober auf der Südautobahn geknipst. 500 Meter vor der Autobahnabfahrt Irrach in Fahrtrichtung Grenze, und zwar ziemlich genau eine Stunde vor Brechts Tod. WeitereFotoswurden auf der Richtungsfahrbahn nach Graz aufgenommen. Um exakt 21.32 Uhr. Da dürfte das Fahrzeug auf dem Rückweg gewesen sein.“
„Mein Gott. Und in Unterpremstätten?“
„Negativ.“
„Na gut, das sagt nichts. Sie könnte eine der Grazer Abfahrten benützt haben und auf der Regionalstraße nach Unterpremstätten gefahren sein.“
„Wir haben alle Grazer Abfahrten überprüft. Dort ist das Kennzeichen nicht gespeichert.“
„Merkwürdig. Ich schicke dir eine Mail mit Lichtbild. Konfrontiere das Personal des Marriott damit. Sollte unsere Verdächtige dort unter falschem Namen aufgetreten sein, wird sie jemand erkennen.“
„Alles klar.“
„Was läuft denn da?“, fragt Pimminger neugierig.
„Später“, knurrt Zoff finster, steckt sein Handy weg und hastet weiter. Das Gespräch mit dem Salzburger Landeskriminaldirektor ist kurz und schmerzlos. Pimminger habebereits gestern eine Sonderkommission um sich geschart, erfährt der Oberstleutnant. Sechs Beamte, die jetzt natürlich dem Kollegen aus Graz zur Verfügung stünden. Man habe auch schon ein Büro für ihn frei gemacht. Direkt neben der Kanzlei des bisherigen Ermittlungsleiters.
Zoff bedankt sich. „Der Majorwird die Arbeit der Sonderkommission koordinieren“, sagter. „Zwei Kollegen kümmern sich um den privaten Bereich. Damit meine ich vor allem Freundinnen und Liebschaften. Zwei decken den politischen Bereich ab. Auftrag: Befragung der politischen Weggefährten weiblichen Geschlechts, sowie fanatischer Anhängerinnen. Die restlichen zwei Kollegen kümmern sich um den beruflichen Bereich und befragen Rieders Mitarbeiterinnen, sowie alle im Rathaus beschäftigten Frauen bis zu einem Alter von 40 Jahren. Ich will ein Zeit-Ort-Diagramm von allen Damen. Wo waren sie gestern, zwischen 17.30 Uhr und 20 Uhr.Wurden Rieders gestrige Begleiter bereits schriftlich festgehalten? Alle? Nicht bloß die Frauen?“
Pimminger, der die längste Zeit hindurch fleißig mitnotierte,nickt. „Noch etwas?“, fragt er.
Nachdenklich runzelt Zoff die Stirn. „Wissen wir schon etwas über die Tatwaffe?“
„Noch nicht. Das wird aber nicht mehr lange auf sich warten lassen.“
„Na dann los.“
Ein kurzer Händedruck. Der Landeskriminaldirektor begleitet sie an die Tür. „Viel Erfolg“, murmelt er.
„Ich verstehe Ihren Unmut, aber wir haben einen Mordfall zu klären. Also reißen Sie sich zusammen“, knurrt Zoff gereizt, als sie wieder in den Aufzug steigen.
Der Major schweigt.
Das bleibt so, bis sie den Besprechungsraum betreten. Dort stellt Pimminger ihn den Kollegen der Sonderkommission vor und erläutert
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