Ultimo
Schließlich durchsucht sie den Papierkorb, öffnet Laden, blättert in Dokumenten und Schriftstücken und packt Vergleichsproben und Beweisgegenstände in ihren Lederkoffer. Jetzt erst zieht sie Kunststoffkleidung und Latexhandschuhe wieder aus, verstaut sie in einem Plastikbeutel, verlässt den Raum und versperrt ihn. Kurz darauf steht sie Peter Zoff gegenüber und erstattet ihm Bericht.
„Die Dienstpistole lag im Kleiderkasten“, sagt sie. „Die Waffe wurde vor kurzem abgefeuert, das ist am Pulverschmauch an der Mündung klar festzustellen. Außerdem fand ich einen Kamm in der Schreibtischlade. Wenn wir ein paar Haarreste in die Gerichtsmedizin Innsbruck schicken, haben wir ausgezeichnetes DNA-Material, das wir mit den Speichelspuren von den drei Drohbriefen abgleichen können. Mit ein wenig Glück ist das Ergebnis der vergleichenden Analyse morgen oder übermorgen verfügbar. Briefumschläge oder Schreibpapier waren nicht zu finden. Ich habe aus dem Büro der Vorzimmerdame ein paar Stichproben genommen. Das Mobiltelefon auf Frau Wagners Schreibtisch ist übrigens ein wenig eigenartig.“
„Wieso?“
„Es weist äußerlich keine Fingerabdrücke auf.Dafür fand ich auf der SIM-Karte zwei Prints. Das ist doch seltsam, oder?Wer wischt denn schon nach dem Telefonieren seine Fingerabdrücke vom Telefon? So etwas tut doch keiner.“
„Das ist allerdings merkwürdig. Und sonst?“
Ich habe die letzte Nummer, die von diesem Telefon aus angerufen wurde, notiert“, sagt Britta und schiebt ihm eine Notiz zu.
Eine Viertelstunde später steht fest: Das letzte Telefonat mit diesem Gerät wurde gestern, um 18.10 Uhr geführt.
Die gewählte Rufnummer gehört Hannes Rieder.
***
Bettina Wagner öffnet die Wohnungstür erst, als Zoff seinen Finger nicht mehr von der Klingel nimmt.
Eigentlich fühle sie sich überhaupt nicht in der Lage, Besuch zu empfangen, sagt sie und mustertZoff, Bruno Polli und Britta Seitz mit sichtlichem Unwillen. Sie schaut müde aus, hat struppiges Haar und trägt Jeans und ein grünes Sweatshirt mit Motiven aus Irland.
„Tut mir leid, aber wir sind dienstlich hier.“
„Kommen Sie“, lenkt sie seufzend ein und geht voran. Alle Böden der großzügig dimensionierten Wohnung bestehen aus weißem, glatt poliertem Marmor. Auch die Wände strahlen in jungfräulichem Weiß. Im Wohnzimmer ziehen zwei hohe Bücherregale, drei halbhohe Vitrinen, und ein breites schwarzes Phonomöbel aus Glanzlack die Blicke auf sich. Keine Bilder an den Wänden. Auch keinerlei Blumen auf demGlastisch oder auf den Vitrinen. Neben der Tür zur Terrassethronteine schwarze Ledergarnitur mit einer Decke und einem Polster. Im schmalen, durch eine Hecke abgegrenzten Garten stehen ein großer Tisch und acht Sessel, die miteiner Plastikplane abgedeckt sind.
„Der Sommer ist vorbei“, kommentiert Bettina Wagner Zoffs Blick. Der nickt bloß.
Ruhig schaltet die junge Frau den Fernsehapparat aus, kauert sich auf das Ledersofa und deckt sich zu. „Mir ist kalt. Nehmen Sie Platz“, murmelt sie zerstreut und deutet auf die beiden Ledersessel gegenüber.
„Es ist tatsächlich kühl hier“, bestätigt Zoff. Britta schweigt, setzt sich und schlägt die Beine übereinander, währendPollivor der Tür Position bezieht.
„Was wollen Sie?“
„Ein Geständnis.“
„Ist nicht wahr. Was soll ich denn gestehen?“
„Alles“, knurrt Zoff und lässt sie nicht mehr aus den Augen.„Sie haben Rieders Landhaus angezündet und die Reitställe. Außerdem wollten Sie Benno Brechts Haus niederbrennen. Sie waren hinter dem Haus, als Brecht auf seinen Mörder traf, nicht wahr?“
„Ich? So ein Blödsinn“, leugnet sie und bekommt einen roten Kopf.
„Bei Benno Brecht ist mir eigentlich alles klar. Er hat sie beleidigt und musste seine gerechte Strafe bekommen. Sie haben doch ein Faible für Gerechtigkeit, oder?“
„Es gibt keine Gerechtigkeit.“
„Kommt darauf an, wie man den Begriff definiert, aber bleiben wir beim Thema. Wieso haben Sie das Sommerhaus angezündet? Was hat Ihnen die arme Stella Rieder angetan, und warum haben Sie Freiher und Rieder gekillt?“
„Was? Mord? So ein Stumpfsinn.“
„Wir haben ganz klare Indizien.“
„Na, die will ich sehen. Ich könnte doch niemanden umbringen.“
„Jeder kann das. Unter gewissen Umständen.“
„Ich nicht. Ich habeFreiher nicht getötet.“
„Und Rieder ?“
„Hannes war meine große Liebe. Ich hätte ihm niemals etwas antun können. Leider.“
„Ich
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