Ultimo
sehr zuversichtlich, bestätigt Zoff, schiebt seinen Teller zurück und gähnt.
Eventuellseian der Sache ja auch gar nichts dran, mutmaßt Forstinger. Bei anonymen Anrufen habe er das schon öfter erlebt.
Zoff will jetzt nicht spekulieren. Dazu ist er zu müde.Auf nach Irrach, entscheidet er.Heute werde man versuchen, möglichst vieleInformationen über den Herrn Bürgermeister zu sammeln. Diskret, versteht sich. Um spätestens 19 Uhr werde Kollege Forstinger den Einsatz an der Grenze übernehmen. Für ihn sei ja dann Feierabend. Zum Glück.
Einwände?
Der Kollege aus Wien hat keine.
Rasch fahren sie los.
***
Auch inder Bundeshauptstadthat Regen eingesetzt.
Im Innenministerium ist davon nichts zu merken. Dort herrscht wieder einmal dicke Luft.
„Gibt es denn niemanden in diesem Haus, der ihn ruhigstellt?“, stammelt die Referentin für Fremdenrecht und Asylfragen und sucht mit zitternden Händen nach einer Zigarette.
„Den Herrn Minister ruhigstellen?“, zischtPechstein verstört, fährt sich durchs kurz geschnittene Haar und zieht den Kopf ein. „Sind Sie verrückt? Diese Wutausbrüche sind Teil seiner Persönlichkeit. Damit werden Sie leben müssen, wenn Sie bei uns arbeiten wollen. Man gewöhnt sich daran.“
Sie nicht. Sie suchesich etwas anderes, prophezeit ihm die blonde Juristin und hält sich die Ohren zu.
„Dumme Kuh“, kanzeltPechsteinsie ab. „Was wären Sie denn ohne ihn? Wir alle hier verdanken ihm so viel. Alles.“
„Pechstein!“, brüllt der Minister schon wieder. Sekunden später splittert Glas. „Pechstein!“
„Gehen Sie besser nicht hinein“, fleht die Fremdenreferentin verängstigt. „Was denn, wenn er Sie schlägt?“
„Seien Sie nicht albern“, hüstelt der Ministersekretär nervös und wischt sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. „Er hat seine Emotionen, aber so weit geht er nicht. Dieser Mann ist so überaus großzügig. Da fallen gelegentliche Wutausbrüche überhaupt nicht ins Gewicht.“
„Pechstein“, tobt der Minister noch immer. „Sie feiger Wurm! Wo verstecken Sie sich schon wieder? Her zu mir! Auf der Stelle!“
„Ich komme“, seufztder Sekretär gottergeben, atmet tief durch und öffnet entschlossen die Bürotür.
„Herr Minister? Sie haben gerufen?“
„Gerufen? Wollen Sie mich verscheißern, Pechstein? Was erlauben Sie sich, mir dieses Fax kommentarlos auf den Schreibtisch zu knallen und sich davonzustehlen?“
„Mir war nicht klar, dass Sie mich noch benötigen.“
„Wie war das? Was sagen Sie da, Pechstein? Was war Ihnen nicht klar? Wenn Sie mir etwas vorlegen, verlassen Sie mein Büro erst nach meiner ausdrücklichen Erlaubnis. Das wissen Sie doch.“
„Selbstverständlich, Herr Minister.“
„Gar nichts ist mehr selbstverständlich in diesem Hause. Leider. Aber lassen wir das.“
„Entschuldigen Sie bitte. Ich wollte Sie nicht kränken.“
„Ruhig. Haben Sie das Fax gelesen?“
„Es ließ sich nicht vermeiden.“
„Diese Kröte, Pechstein. Diese elende Kröte. Herrgott noch einmal.“
„Sie meinen den Herrn Bundeskanzler?“
„Ich rede von Berg. Von dieser eiskalten Drecksau. Von diesem kleinen miesen Verräter. Sie haben es doch gelesen, Pechstein. Sie haben es mit eigenen Augen gelesen, nicht wahr?“
„Natürlich, Herr Minister.“
„Und was sagen Sie dazu? Was sagen Sie, Pechstein? Die lösen meinen Bundesverfassungsdienst auf, schaffen einen neuen Geheimdienst und verweigern mir die Mitsprache an den dortigen Postenbesetzungen.“
„Das ist mir unverständlich, Herr Minister.“
„Unverständlich? Ein Schlag ins Gesicht ist das. Ein Skandal. Die haben die Frechheit, alle von mir vorgeschlagenen Führungsfunktionäre abzulehnen. Jetzthabe ich dort niemanden, der mein Vertrauen genießt. Keinen Einzigen, verflucht noch einmal.“ Deprimiert stößt er mit der Fußspitze gegen die Reste des am Boden liegenden Laptops.
„Das Gerät ist anscheinend unbrauchbar geworden“, stelltPechstein hilflos fest, und der Minister nickt.
„Stellen Sie sich vor, Pechstein, dieser Berg, den ich entdeckt habe, der von mir jahrelang aufgebaut und zu einem der mächtigsten Kreaturen in dieser Republik gemacht worden ist, dieser Mensch wendet sich jetzt gegen mich. Ist das denn die Möglichkeit, Pechstein? Ist das denn die Möglichkeit?“
„Berg war immer loyal, Herr Minister.“
„Das ist er jetzt aber nicht mehr“, bellt der Minister und schleudert zwei Aktenordner gegen die Wand.
„Sie
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