Ultimo
Tabletten sind nicht übel.“
„Wenn du mir so kommst, weiß ich Bescheid. Du hast Schmerzen. Die Strafversetzung wurmt dich.Versuch doch wenigstens, dich nicht so aufzuregen. Du weißt ja, was die Ärzte sagen.“
„Ich weiß genau, was die sagen. Schönen Tag noch, Bruno.“
„Du willst nicht über deine Gesundheit reden?“
Stumm legt der Oberstleutnant auf.
***
Eine Stunde später in Wien.
Ein Anruf. Ministerialrat Karl Berg hebt ab.
„Rieder verhandelt mit den Roten“, meldet sich eine metallische Stimme.
„Ich weiß.“
„Wir müssen wissen, was da besprochen wurde.“
„Spitzer wird einem Pakt mit denRoten nie zustimmen. Das hat er uns versprochen.“
„Die Frage ist, ob Spitzer in dieser Sache noch etwas zu sagen hat.“
„Er ist stellvertretender Parteiobmann und hat eine Menge Leute hinter sich. Ohne ihn geht bei den Liberalen gar nichts mehr.“
„Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Da braut sich was zusammen. Ich kann das förmlich riechen.“
„Na gut. Wie dringend ist die Sache?“
„Das kann niemand sagen.“
„Ich bin gerade dabei, einen Informanten in seiner unmittelbaren Umgebung anzuwerben.Dann wissen wir mehr.“
„Bestens. Ziehen Sie das durch. Schnell.“
„Und wenn dieser Salzburger Vollidiot tatsächlich plant, die Koalition mit uns zu sprengen?“
„Dann müssen wir reagieren. Auf welche Art und Weise auch immer.“
Abrupt ertönt das Freizeichen.
Still verlässt Österreichs Geheimdienstchef seinen Schreibtisch, geht ans Fenster und starrt gedankenverloren ins Leere.
***
Mittwoch, kurz vor sieben.
Draußen vor den Fenstern prasselt der Regen. Zoff sitzt am Frühstückstisch, putzt seine Nickelbrille, setzt sie wieder auf und blättert in der Zeitung.
Es sei schön mit ihm gewesen, gestern Abend, raunt Nina, fährtihm von hinten durchs Haar, küsst ihn im Nacken und knabbert an seinem Ohrläppchen, während Julia in die Küche stürmt und gegenüber Platz nimmt.
„Morgen. Na, ihr beiden? Glücklich?“
„Ich denke schon“, schmunzelt Nina und setzt sich wieder.
Zoff nickt bloß und fragt seine Tochter, ob sie gut geschlafen habe.
„Geht so“, gähntdie junge Dame mit vorgehaltener Hand, beugt sich über den Tisch, zieht die Teekanne heran und schenkt ein. „Übrigens haben wir seit gestern einen neuen Namen für unsere Band.“
„Band? Welche Band?“, fragt Zoff kauend, faltet die Zeitung zusammen und legt sie weg.
„Julia singt in einer Musikgruppe“, erklärt Nina stolz.
„So? Seit wann?“
„Schon lange.“
„Und warum weiß ich nichts davon?“
„Weil die Polizei immer alles zuletzt erfährt“, grinst Julia und schiebt sich ein Stück Toast zwischen die Zähne.
„Frechdachs.“
„Oder könnte es sein, dass du viel zu selten bei deiner Familie bist?“
„Da ist man noch gar nicht so richtig wach und schon kriegt man eine auf die Mütze“, lamentiert Zoff lächelnd. „Was man so alles aushalten muss in diesem Haus. Es ist verheerend.“
„Sind wir heute ein wenig wehleidig?“
„Nein, sensibel.“
„Jedenfalls singe ich in einer Rock’n’-Roll Band. Und zwar seit Monaten. Am übernächsten Samstag geben wir unser erstes Konzert. Ihr seid eingeladen. Ihr kommt doch, oder?“ Julia rümpft das Näschen und wirft ihrem Vater einen skeptischen Blick zu.
„Natürlich kommt er“, versichert Nina eilig und stupstihn. Unter dem Tisch natürlich, damit es Julia nur ja nicht sieht. „Du nimmst dir doch die Zeit?“, fragt sie.
„Selbstverständlich“, versichert Zoff im Brustton der Überzeugung, notiert sich Ort und Zeitpunkt der Veranstaltung und steckt den Zettel in die Brieftasche. „Das werde ich mir doch nicht entgehen lassen.“Grinsendköpfter sein Frühstücksei. Da läutet sein Handy.
„Zoff. Guten Morgen.“
„Hallo. Du klingst nicht besonders freundlich.“
„Bin ich auch nicht. Was ist denn?“
„Nichts. Das ist ja das Blöde. Tote Hose, die ganze Nacht“, murrt Forstinger schläfrig.
„Der Regen war ziemlich stark“, meint Zoff. „Das könnte eine Rolle gespielt haben.“
„Stimmt. Zeitweise dachte ich, es schwemmt uns von der Straße. Ganz wenig Verkehr. 47 einreisende Autos, die meisten davon zwischen 22 Uhr und Mitternacht. Übrigens wurden ausnahmslos alle Ausländer kontrolliert.“
„Schon an der Grenze? Im strömenden Regen?“
„Das Einreiseterminal ist überdacht.“
„Ach ja. Das habe ich glatt vergessen. In Ordnung.“
„Und was machen wir jetzt? Es
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