Ultimo
und einem Glas Schnaps empfangen wird, schüttelneinander Hannes Rieder und der Bundesparteichef der Sozialistenvor dem Hotel Grünberg die Hand.Sofortwerden sie in ein verschwiegenes Extrazimmer geleitet. Kurze Zeit später erfahren die Medien von diesem Treffen, und ein ganzes Heer von Berichterstatternsetzt sich in Bewegung.
***
In Belgrad sitzen sich derweil der 60-jährige Ante Selminovic und sein 32-jähriger Sohn Pal in einem Kaffeehaus gegenüber.
Die beiden Herren sind in feines Tuch gehüllt und tragen sündteure Armbanduhren. Ein Treffen zweier erfolgreicher Geschäftsleute würde man meinen, und so verkehrt läge man damit ja auch nicht, denn schließlich kontrollieren die beiden den gesamten serbischen RauschgiftRauschgifthandel.
„Alles klar?“, fragt der Alte.
„Alles bestens. Die beiden Lieferungen diese Woche gehen nach Köln und Hamburg“.
Lässig bestellt Pal einen Martini, lehnt sich bequem zurück, wartet, bis der Kellner das gefüllte Glas vor ihm abstellt, prostet seinem Vater zu und trinkt. „Die Bullen an der Grenze wissen Bescheid?“
„Selbstverständlich. Alles läuft problemlos. Wie immer. Und ich gebe ihnen mehr Geld.“
„Denkst du, das ist klug?“
„Das Leben verteuert sich, sagen sie. Und das stimmt. Also kriegen sie, was sie wollen.“
„Ihre Gier widert mich an.“
„Früher oder später werden sie dafür bezahlen. Aber noch nicht jetzt.“
„Wann denn?“
„Wann immer es mir gefällt“, grinst der Alte.
Wild prasselt draußen der Regen.
Die sonnigen Herbsttage sind vorbei.
***
18.30 Uhr. Es ist schon dunkel.
Ein kühler Wind weht, und das Radio dudelt leise. Müde fahren Zoff und Forstinger wieder an die Grenze.
„Brechts Frau ist Lehrerin“, erzählt Forstinger. „Die Leute im Ort mögen und bedauern sie. Ihr Mann sei halt ein Hurenbock, heißt es. Über die konkreten Hintergründe der Scheidung wollte mir trotzdem niemand etwas sagen.“
„Wenn sich der Korruptionsverdacht gegen ihren Mann bewahrheitet,rede ich mit ihr“, verspricht Zoff. „Vorher hat das sowieso keinen Sinn.“
Zoff friert. Mürrisch dreht er am Heizungsregler und gähnt herzhaft. Er freut sichauf den Abend mit Nina.Sie ist ein wunderbarer Mensch, und es geht ihm einfach gut, wenn er bei ihr ist.
Der Regen lässt nach. Kurze, scharfe Windböen fegen Laub und Dreck auf die Fahrbahn. Pünktlich um 19 UhrsteigtForstinger ins Überwachungsfahrzeug der Zollfahndung,und Zoffmacht sich auf den Heimweg.
Als er den Grazer Stadtrand erreicht, lässt der Wind nach und der Himmel klart auf.
***
Zwei Stunden später.
Zoff sitzt mit Frau und Tochter beim Abendessen,Julia quatscht über die Bauarbeiten an ihrem Gymnasium, eine angebliche Affäre zwischen ihrer Sportlehrerin und dem Mathematikprofessor, sowie die bevorstehende Klassenfahrt nach Wien, als Chefinspektor Polli anruft.
Während Zoffs Strafversetzung leitet seinweitaus älterer Stellvertreter das Morddezernat. Ein ruhiger, besonnener Mensch, guter Organisator und Verhörexperte. Vor allem aber ein loyaler Freund. „Ich habe hier alles gut im Griff, aber wir vermissen dich“, sagt er.
Zoff freut sich, weißaber nicht, wie er auf die Worte seines Freundes reagieren soll.
„Was hast du denn gedacht, Bruno?“, brummt er schließlich. „Mein Charme ist eben unschlagbar. Außerdem bin ich ja schon wieder da. Ich ermittle in einer Korruptionsgeschichte.An der Grenze zu Slowenien.“
Polli freut sich. Das ist seiner Stimme anzuhören. Zoff müsse unbedingt im Morddezernat vorbeikommen, sagt er und erzählt, was im Dezernat gerade so läuft. Ein neuer Mordfall in Graz, zwei ungeklärte Todesfälle in Judenburg und Peggau, zwei Beamte zur Ausbildung in Wien, vier Beamte im Urlaub und einer im Krankenstand. Alles in allem sei die Scheiße ganz schön am Dampfen.
Hätte Zoff jaauch gewundert, wenn es anders wäre. Das Ministerium ist zur Brutstätte von Theoretikern verkommen. Vom Kriminaldienst hat dort keiner eine Ahnung mehr. Wortmeldungen von Praktikern sind unerwünscht. Und das Resultat? Zahlenspiele, weltfremde Anweisungen und Realitätsverweigerung. So werden die Arbeitsbedingungenimmer schlechter. Jahr für Jahr. Was aus seinem Ansuchen um Personalaufstockung geworden sei, fragt er und ahnt Böses.
Gar nichts, bekommt er zur Antwort.Polli habe sich bei der Personalabteilung erkundigt. Das Ministerium müsse sparen. Die Paradeantwort der letzten drei Jahre.
„Und was macht dein Magen?“
„Er gesundet. Die
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