Ultimo
gewisses Maß an Zusammenarbeitzu erwarten?
„Jederzeit“, meint Hannes Rieder. „Da 18 von 23 Abgeordneten sowie die gesamte Regierungsmannschaft von den Liberalen zu unserer neuen politischen Kraft wechseln, wäre eine Kooperation zwar nicht unbedingt nötig, sie ist aber auch nicht ausgeschlossen.“
„Und was bedeutet das?“
Rieder grinst. „Lebendigen Parlamentarismus“, sagt er dann. „Ein freies Spiel der Kräfte. Einen Wettkampf der besten Ideen. Wenn Spitzer Anträge einbringt, mit denen er auf unserer Linie liegt, stimmen wir gerne zu. Sonst nicht. Mit einigen seiner Ideen können wir jaso gut wie gar nichts anfangen. Deshalb besteht ja überhauptdie Notwendigkeit,getrennte Wege zu gehen.“
„Die Sozialisten machen Ihnen Anträge. Herr Spitzer behauptet, dass Sie einen fliegenden Koalitionswechsel planen. Gegen seinen Willen. Stimmt das? Ist das nicht in Wirklichkeit der Grund für dieses Zerwürfnis?“
„Dass ich für alles offen bin, ist kein Geheimnis“, predigt Rieder.„Grundsätzlich wollen wir, wie vorgesehen, in zwei Jahren wählen. Bis dahin mache ich mit meiner neuen Partei gute Regierungspolitik. Falls nichts Unvorhergesehenes passiert.“
„Was heißt das?“
„Dass ich gute Partnerschaft erwarte. Nicht mehr und nicht weniger. Solange unser Herr Bundeskanzler fair zu uns ist und eine Politik der Vernunft und des Augenmaßes betreibt, ist alles bestens.“
„Und falls nicht?“, fragt eine junge Fernsehreporterin.
Davon gehe er nicht aus, behauptet Rieder. Er freue sich auf einegute Partnerschaft und einen offenen Dialog.Da seien ja schon viele positive Signale eingetroffen. Von nahezu allen im Parlament vertretenen Parteien.
Sein Treffen mit dem Parteichef der Sozialisten habe eine Menge Staub aufgewirbelt, meint der Redakteur der Salzburger Nachrichten nervös und erkundigt sich danach, ob es da noch weitere Gespräche geben werde.
„Ein von gegenseitiger Achtung bestimmter Meinungsaustausch kann nie falsch sein“, antwortet Rieder salbungsvoll.
Die nächste Frage betrifft den Brandanschlag auf Rieders Landsitzund seine Hintergründe.
Die Brandursache stehe noch nicht fest, verkündet der Oberbürgermeister.Das Motiv auch nicht.Wer dafür verantwortlich sei, könne er nicht sagen. Er sei kein ängstlicher Mensch,und die Sache sei für ihn erledigt.
„Heißt das, Sie vermuten politische Motive hinter dem Brand?“, fragt ein deutscher Journalist.
Die Angelegenheit werde von der Exekutiven untersucht, zu der er vollstes Vertrauen habe, weicht Rieder aus.
Inzwischen nähert sich Paul Freier von hinten,klopftseinem Parteiobmann mit derlinken Hand sanft auf die Schulter und legt ihm mit der Rechten einen Zettel auf den Tisch. Verblüfft liest Rieder die Notiz, schluckt, springt auf und verlässt bleich den Saal.
„Der Herr Parteiobmann muss einen dringenden Termin wahrnehmen“, fülltder Bundesparteisekretärroutiniert das plötzlich aufgetretene Vakuum, sammelt seine Unterlagen und nimmt Rieders Platz ein. Soferneine weitere Diskussion erwünscht sei, stehe er gern zur Verfügung.
Eine Stunde später.
Oberst Bettina Wagner fährt auf der Autobahn in Richtung Salzburg. Kurz streift der Blick den Innenspiegel. Das Mountainbike ist gut verzurrt und rührt sich nicht. Gut so. Die Kriminalbeamtin achtet sehr darauf, alle Geschwindigkeitsbeschränkungen einzuhalten. Sie hat kein Interesse daran, aufzufallen. 20Kilometer vor der Stadtgrenzeempfängt sie einen Anruf.
„Rieder spricht“, meldet sich der Parteichef der Unabhängigen Demokraten kurz und bündig. „Komm in mein Büro. Es ist dringend.“
Eine halbe Stunde später schreitetdie attraktive schlanke Schwarzhaarige durch Rieders Vorzimmer, ohne der Sekretärin auch nur die geringste Beachtung zu schenken.Kurz danach sitzt sie dem Oberbürgermeisterin dessen Büro gegenüber.
„Eigentlich habeich heute ja meinen freien Tag“, murrt sie, schiebt den kurzen blauen Rock hoch und schlägt die wohlgeformten Beine übereinander. „Also, was gibt es?“
„Benno ist tot.“
„Wie bitte?“
„Benno. Man hat ihn erschossen.“
„Das ist ja schrecklich! Ist der Täter gefasst?“
„Davon weiß ich nichts. Erkundige dich doch bitte einmal in diese Richtung.“
„Selbstverständlich. Woher weißt du es?“
„Eine APA-Meldung. Paul hat sie mir zugesteckt.“
„Benno. Unglaublich. Eine Eifersuchtsgeschichte?“
„Eifersucht? Wie kommst du denn darauf?“
„Er war kein Kind von
Weitere Kostenlose Bücher