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Ultimo

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Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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eher lose Seilschaften innerhalb der Partei.Natürlich hatte er als Bürgermeister viele gute Bekannte. Wenn Sie wollen, übermittle ich Ihnen eine Liste.“
    „Das wäre hilfreich. Und sonst? Haben Sie schon einen Überblick über die Hinterlassenschaft?“
    „Unsere Söhne sind Bennos Erben. Ich bekomme, was mir gesetzlich zusteht. Das war so abgemacht.“
    „Und um welche Beträge handelt es sich da?“
    „Weiß ich nicht. Die Testamentseröffnung ist nächsten Montag.“
    „Aha. Ist Ihnen oder den Kindern in den letzten Wochen etwas Außergewöhnliches aufgefallen?“
    „Die Nachbarn erzählten von einem Mann mit Brille, der seltsame Fragen stellt. Der Beschreibung nach dürften das Sie gewesen sein.“
    „Richtig. Ich habe gegen Ihren Mann ermittelt.“
    „Weswegen?“
    „Wegen Korruption und Amtsmissbrauch.“
    „Mein Gott! Wie beschämend. Benno war einmal ein guter Polizist, müssen Sie wissen. Ein guter Mensch. Das ist schon ein paar Jahre her. Aber im Grunde ist das jetzt nicht mehr so wichtig.“
    „Nein. Wie geht es Ihren Kindern?“
    „Schlecht. Wie sollen ein Achtjähriger und ein Sechsjähriger begreifen, dass der Vater nie mehr da sein wird?“
    „Wo sind die beiden?“
    „Bei meinen Eltern in Sankt Peter. Sie müssen erst nächste Woche wieder in den Unterricht.“
    „Wann ist das Begräbnis?“
    „Übermorgen. Es findet im engsten Familienkreis statt. Hannes Rieder und allen Parteifreunden habe ich die Teilnahme daran strikt untersagt. Es kommen auch sonst keine Politiker oder offizielle Würdenträger. Bloß die Familie und Verwandte. Ich will auch keine Polizei am Friedhof sehen. Bitte haben Sie dafür Verständnis.“
    „Selbstverständlich. Ich wünsche Ihnen alles Gute, Frau Brecht“, sagt Zoff und erhebt sich.
    „Danke für Ihr Mitgefühl“, antwortet sie schlicht und begleitet ihn an die Tür. „Benno hat mir eine Menge angetan, Herr Zoff. Wirklich. Trotzdem hat niemand das Recht, den Vater meiner Kinder umzubringen.“
    „Nein“, stimmt Zoff zu und versucht zu ignorieren, dass er ihren Duft nach Mandelöl und Orangen als sehr anregend empfindet. „Was da auch war“, knurrt er düster, „Mord bleibt Mord, und ich werde denjenigen finden, der ihn erschossen hat. Das verspreche ich Ihnen.“
    ***
    Am Freitag schlägt wieder einmal das Wetter um.
    „Diese verdammte feuchte Kälte“, jammert Bruno Polli, hustet gequält und hältsich den schmerzenden Schädel. „Mehr als 20Grad Temperaturunterschied zwischen gestern und heute. So etwas ist doch verrückt, oder?“
    „Nimm eine Schmerztablette und trink so viel Wasser, wie nur irgendwie möglich“, rät ihm Zoff beiläufig, starrt durch das Fenster in den Innenhof des Landeskriminalamts, haucht die Scheiben nass und malt mit seinem Zeigefinger ein Herz darauf.
    Was ist bloß los mit uns zwei, Nina, überlegt er. Bin ich weit weg, ist alles in bester Ordnung. Dann rufen wir einander an, freuen uns auf die gemeinsamen Wochenenden, und du zeigst dich einfühlsam, verständnisvoll und zärtlich. Kaum bin ich wieder daheim, gehst du auf Distanz, schweigst dich aus und verschließt dich wie eine Auster. Die Geburtstagsfeier gestern Abend war eine Katastrophe, und ohne Julia hätte es gekracht. Wieder einmal.
    „Wie war dein Geburtstag?“, fragtsein Freund Bruno harmlos.
    „Weißt du doch. Wir haben bis halb zehn gefeiert.“
    „Nicht hier bei uns, zu Hause, meine ich.“
    „Julia hat mir ein Buch von Thomas Bernhard geschenkt. Und eine CD. Love , von den Beatles.“
    „Die Beatles gibt es aber doch gar nicht mehr. Seit mehr als 30Jahren.“
    „Die wird es immer geben. Und auf der Scheibe ist eine Neuaufnahme mit einer sensationell guten Fassung von Whilemyguitargentlyweeps .“
    „Kenn ich nicht. Du weißt ja, ich stehe auf die Stones. Die sind nämlich immer noch die Größten.“
    „Jagger und seine Altherrenpartie? Von Musik hast du keine Ahnung.“
    „Ich? Dein so stur auf die Vergangenheit fixierter musikalischer Geschmack bleibt mir auf ewig unbegreiflich. Und was gab es sonst noch?“
    „Das Übliche. Torte, Tee, eine gute Flasche Wein, und Marlene hat mir Unterwäsche geschenkt.“
    „Wer?“
    Zoff stutzt. „Na,Nina. Meine Frau. Seit wann fragst du denn so blöd? Sie war in einer dieser neuen italienischen Unterwäscheboutiquen. Der Mann von Welt trägt jetzt Braun. Angeblich. Aber was interessiert dich ein Modetrend? Da stehst du doch drüber. Wie laufen die Befragungen von Brechts

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