Ultimo
alle wieder angekrochen. Sie halten es mit jedem, der ihnen ihre gut dotierten Posten in Parlament und Regierung garantiert.“
„Und wenn du mit der Klage abblitzt?“
„Dann besteht allerdings Handlungsbedarf.“
„Die stehen und fallen mit Rieder“, brummt der Hüne. „Ist er weg, fällt die neue Partei zusammen wie ein Kartenhaus. Gib uns den Befehl. Jetzt. Mach es.“
Spitzer ist gar nicht erfreut darüber, dass seine Getreuen so heißblütig sind. Er muss sie im Zaum halten. Zumindest im Augenblick.
Er wisse Treue sehr zu schätzen, versichert er dem Kraftpaket.Trotzdem sei jetzt erst einmal Geduld gefragt. Mit leutseligem Grinsen lädt erseine Begleiter zum Zwischenstopp im nächsten Wirtshaus ein. Spitzer hat Durst, und ihm ist kalt. Also ran an den warmen Ofen.
Lachend verschwinden die Drei im nächsten Lokal. Das junge Paar mit dem Kinderwagenindessen eilt weiter und verschwindet hinter der nächsten Hausecke. Dort holt der junge Mann ein Mobiltelefon aus seiner Jackentasche und führt ein kurzes Gespräch.
Wenig später hält ein dunkler Kleinbus am Bordstein.Die Heckklappe öffnet sich automatisch. Hastig nimmt die junge Frau Mikrophon und Aufnahmegerät aus dem Kinderwagen. Sodann legt ihr Begleiter das Gefährt mit zwei routinierten Handgriffen zusammen und verstaut es.Surrend schließt sich die Heckklappe wieder,und die beiden steigen ein.
Er Wind wird jetzt wieder stärker.
Augenblicke später ist der Kleinbus im Schneetreiben verschwunden.
***
Auch in Graz schüttelt Frau Holle ihre Betten aus.
Verwundert blickt Zoff aus dem Fenster und freut sich, dass er im Warmen sitzt.
Wie immer hockt er in der letzten Reihe des gut gefüllten Festsaals. Schon nach den ersten Worten des Vortragenden alteriert er sich wegen des Hinweises auf das Sparpaket. Sofort quälen ihn Sodbrennen und ein krampfartiger Schmerz im Magen.Er nützt die erste Kaffeepause und macht sichheimlich, still und leise aus dem Staub.
Im Büro nehmen die Schmerzen zu.
Mit zittrigen Händen sucht Zoff nach einem Schmerzpräparat, schluckt es und spült mit einem Glas Wasser nach. Danach setzt er sich, hält sich den Bauch und wartet mit geschlossenen Augen, bis es ihm besser geht.
Ein leises Klopfen an der Tür. „Herein!“ Der Journalbeamte bringt ihm das erwartete Fax aus Zagreb. Mit kaltem Schweiß auf der Stirn liestZoff es durch, zieht das Telefon zu sich heran und telefoniert mit Polli.
„Hallo Bruno. Nachrichten vom Balkan. Offiziell sind Pal Selminovic und seine Freunde richtige Ehrenmänner. Selminovic besitzt eine Bar, Skocik ist Koch. Berisha, Jukin und Bakota arbeiten als Kellner. Keiner ist vorbestraft, aber die Belgrader Polizeiist ziemlich sicher, dass diese Kröten den Drogenhandel und die Prostitution im ganzen Land beherrschen. Selminovic Senior ist einer der ganz großen Paten dort. Die Kripo Belgrad würde liebend gern etwas gegen ihn unternehmen.Für den Fall, dass wir mit genügend Beweisen aufwarten können, haben sie uns via Interpol eine Zusammenarbeit in Aussicht gestellt.“
„Interpol? Vergiss es.“
„Sei doch nicht so negativ.“
„Die Interpol ist nichts wert, und die serbische Polizei auch nicht. Da kommen wir nicht weit. Du wirst schon sehen.“
„Wer weiß. Falls die Serben diesen Selminovic loswerden wollen, haben sie jetzt die Möglichkeit dazu. Möglicherweiseergreifen sie die Chance.“
„Dein Wort in Gottes Ohr. Haben die da unten irgendwelche Erkenntnisse über unsere Beretta?“
„Wird gerade geprüft. Wenn die Waffe in Serbien schon einmal aufgefallen ist, haben wir einen roten Faden. Jedenfalls werdenwir unsere fünf Drogenkuriere noch einmal verhören.“
„Wer? Wir sind mit den Befragungen bei der Grenzpolizei noch mindestens zwei Tage gebunden.“
„Irrachmüssen Willi und Paul allein durchziehen. Bis Dienstag werden sie damit wohl fertig sein. Ich möchte, dass du heute noch nach Salzburg fährst und dich ein paar Tage langum unsere Streichholzschachtelspur kümmerst. Sie berührt die politische Komponente in Brechts Leben. Das Mordopfer war mit Hannes Rieder befreundet. Wie stand Brecht mit Rieders Umfeld? Hatte er nur Freunde in Salzburg? Unwahrscheinlich. Wer mochte ihn nicht? Und wie stand er mit Spitzer und dessen niederösterreichischen Parteifreunden? Was gibt es sonst noch an politischen Gegnern?“
„Der ‚Professor ’ soll sich mittlerweile bei den Irracher Kommunalpolitikern umhören und in der steirischen Landespolitik nach Freunden und
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