Ultimo
Was ist eigentlich mit diesem Fußabdruck, von dem Britta sprach?“
„Eine Wischspur“, erläutert der Chefinspektor. „Ein Hinweis darauf, dass dort jemand stand. Zu mehr ist dieser Hauch eines Abdrucks leider nicht zu gebrauchen.“
„Und gibt es Erkenntnisse zur Pistole?“
„Da haben wir einiges. Die Waffe wurde am achten März diesen Jahres beim Überfall auf die Raiffeisenbank Leibnitz verwendet. Dabei wurde auf den Schalterbeamten geschossen. Einer der Täter kam bei der Flucht ums Leben, seine beiden Komplizen entkamen mit der Beute.“
„Die lieferten sich ein Feuergefecht mit einer Zivilstreife“, erinnert sich Zoff. „Soviel ich weiß, wurde ein Kollege angeschossen. War der getötete Bankräuber nicht Ausländer?“
„Genau“, bestätigtPollimit zusammengekniffenen Augen. „Ein Serbe.“
„Die aus dem verletzten Kriminalbeamten herausgeschnittenen Projektile stammen mit Sicherheit aus der Mordwaffe Brecht?“
„Das steht absolut fest. Und Brecht wurde von einem Profi erledigt. Ein Amateur verwendet ja keinen Schalldämpfer.“
„Dann kommen wir sehr rasch auf die wahrscheinlichste Variante. Brechts Geschäftspartner glauben an Verrat und hetzen Brecht einen Killer an den Hals. Passt. Bis auf den Drohbrief. Der ist allerdings ein ziemlicher Kontrapunkt zu dieser Theorie.“
„Leider Gottes“, gestehtPolli. „Daran habe ich auch schon gedacht.“
„Der Drohbrief istübrigens ein Zitat von Montaigne, einem französischen Philosophen. Mit dem haben die Serben sicher gar nichts am Hut. Außerdem bekam Brecht den Brief,bevor wir den Rauschgifttransport stoppten.“
„Trotzdem. Er wollte mehr Geld. Das ist wohl der Punkt.“
„Wir werden sehen. Wie verantworten sich die verhafteten Drogenkuriere?“
„Die sagen immer dasselbe. Dass sie gegen eine kleine Provision drei Autos nach Graz überstellen sollten, keine Ahnung hatten, was sie transportierten, und dass sie während der letzten zwei Jahre nicht in Österreich waren.“
„Ich will die Verhörprotokolle sehen.“
„Liegen bereits auf deinem Schreibtisch.“
„Was wissen wir über diese Leute? Gibt esFamilienmitglieder in Österreich? Sind sie vorbestraft?“
Polli schüttelt den Kopf.
„Was sagt Interpol?“
„Du weißt, wie lange es dauert, bis die unsere Anfragen beantworten.“
„Manchmal hängt mir diese Bürokratie ganz schön zum Hals heraus. Hat sich unser Verbindungsbeamter aus Zagreb schon gemeldet?“
„Er ist nach Belgrad gefahren und hört sich für uns um. Schade, dass wir in Serbien völlig in der Luft hängen.“
„Sparmaßnahmen“, seufzt Zoff. „Das arme Schwein da unten ist für den gesamten Balkan zuständig. Nun gut, was ist mit einem anderen Motiv? Brecht war ein Weiberheld.“
„Mord aus Eifersucht?“
„Eifersucht, Wut, Enttäuschung. Irgendetwas in dieser Art. Was sagt denn seine Frau dazu?“
„Die stand unter Schock, als ich bei ihr war und wollte bloß ihre Ruhe.“
Verständlich, aber Zoff wird noch einmal mit ihr reden. Polli soll unterdessen ein weiteres Mal Brechts Stellvertreter verhören und ihn über ihre Auftraggeber ausquetschen. Außerdemmuss ein Täterprofil erstellt werden.Mit Volldampf.
Und nun? Es ist bald zwölf. Zoff plagt der Hunger.
Zeit, das Mittagessen einzunehmen.
In der Kantine riecht es nach Wiener Schnitzel.
Nur wenige Köchehaben die Fähigkeit, das österreichische Nationalgericht völlig zu verpfuschen. Das gibt Anlass zu Optimismus.
Eine Viertelstunde später weiß Zoff, dass seine Zuversicht wieder einmal fehl am Platz war. Schwein statt Kalb. Das Fleisch ist furchtbar dünn und zäh und die Panade lasch. Dazu gibt es zu lange gekochte Salzkartoffeln, die sich in ihre Einzelteile zerlegen, als er sie mit dem Messer anschneidet. Grauenhaft.
Pollibringt ihn wieder auf andere Gedanken. Er hat mit der Spurensicherung telefoniert. In Brechts Garage waren keine weiteren Streichholzschachteln mit Rieders Konterfei gefunden worden. Die könnten also vom Täter mitgebracht worden sein. Leider konnten weder an der Schachtel noch an den Hölzern Fingerabdrücke festgestellt werden.
Dass der verhinderte Brandstifter ein Werbegeschenk der Liberalenzurückgelassen hat, sollte auf eine gewisse Beziehung zu dieser politischen Gruppierung hinweisen, überlegt Zoff. Der Täter könnte ein einfacher Wähler sein. Ein Sympathisant. Oder jemand, der tiefer in der Partei verwurzelt ist. Ein Gedanke, den der Oberstleutnant vorerst einmal zur Seite
Weitere Kostenlose Bücher