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Ultimo

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Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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demGehsteig und zielt.Ruhig, als stünde er am Schießstand. In dem Moment, als er sein rechtes Bein auf die kniehohe Mauer stellt, um aufs Grundstück zu steigen, dichter an Neumeier heranzugehen und ihm aus nächster Nähe das Lebenslicht auszublasen, rammt der Renault das Motorrad des Schützen.Augenblicke später liegt der Revolverheldbewegungslos jenseits der Mauer, die schwere Suzuki direkt über ihm.Auf demDach der Kirche zwitschern ein paar Vögel. Unter ihnenklettert ein jungerFahrzeuglenker ins Freie.
    „Verfluchte Scheiße“, flucht der Führerscheinneuling genervt, zieht sein Mobiltelefon aus der Tasche und telefoniert nach der Polizei.
    Unterdessen kriechtNeumeier auf dem Bauch in Richtung Kirche und schreit gellend um Hilfe.
    ***
    Zoff sitzt beim Mittagessen, als ihn der Journalbeamte telefonisch informiert.
    Eine Viertelstunde später holtihn Polli ab, und sie brausen ins Krankenhaus. Im Flur vor der Intensivstation hockt eine Wache und blättert gelangweilt in einer Zeitung. Fünf Meter weiter lümmelt Paul Billek.
    „Was ist mit Neumeier?“, fragt Zoff, noch ganz außer Atem.
    Billek beruhigt ihn. „Er hat zwei Treffer abbekommen. Eine schwere Oberschenkelverletzung und einen Armdurchschuss.“
    „Und der Täter?“
    „Exitus. Vor einer Viertelstunde.“
    Seufzend schüttelt Zoff den Kopf. „Und? Wie ist das alles abgelaufen?“
    „Mordanschlag in der Schillerstraße, direkt vor der Herz-Jesu-Kirche. Glücklicherweise hat ein Führerscheinneuling die Sache mitbekommen und das Motorrad des Täters über den Haufen gefahren. Die Suzuki hat den Attentäter erschlagen.Der Autolenker wird psychologischbetreut.“
    „Da hatNeumeierja verdammt viel Glück gehabt.“
    Billek nickt.
    „Ist er vernehmungsfähig?“
    „Nicht vor Mitte nächster Woche.“
    „Britta soll die Fingerabdrücke des Toten sichern und DNA-Proben nehmen. Wir gehen inzwischen ein Bier trinken. Ich lade euch ein.“
    Eilig verlässt Zoff mit seinen Mitarbeitern das Krankenhaus.
    Die Wolkendecke bricht jetzt endlich auf.
    Strahlender Sonnenschein legt sich über die Stadt.
    ***
    Auch in Salzburg lacht die Sonne.
    Auf Bettina Wagners miese Stimmung hat das allerdings keinen sichtbaren Einfluss. Sie sitzt mit Hannes Rieder in einem Kaffeehaus nahe des Schlosses Mirabellund motzt schon eine Zeitlang vor sich hin. Er hingegen ist merkwürdig schweigsam.
    „Dann werde ich also nicht Landespolizeikommandantin“, murmeltsie enttäuscht und zieht mit dem Kaffeelöffel imaginäre Kreise auf der Tischplatte.
    Rieders Stimme ist barsch. Das Gespräch ist ihm unangenehm. „Das ist nicht gesagt“, brummt er. „Meine Gespräche mit den Sozialisten sorgen für Druck. Wenn die Schwarzen weiter an der Macht bleiben wollen, müssen sie mir entgegenkommen. Wir werden schon noch sehen, wer da am längeren Hebel sitzt. Fürs Erste wirst du dich aber mit ihm abfinden müssen.“
    „Ausgerechnet mit Fasching, diesem schmierigen Aas.“
    „Ach, komm schon. Arrangiere dich. Du weißt ja, wie das geht. Schließlich hast du dich ja auch mit Paul arrangiert.“
    „Was weißt du von der Sache mit Paul?“
    „Er hat es mir erzählt.“
    „Alles?“, stammelt Bettina Wagner und wird bleich.
    „Genug. Die Details ersparen wir uns. Wir werden uns nicht mehr so oft sehen. Ist vielleicht auch ganz gut so. Stella bemüht sich gerade sehr um mich, aber die Angst,dass ich mir wegen deines unkontrollierten Sexuallebens eine Geschlechtskrankheit einfange, hemmt sie.“
    „Wie bitte? So eine Frechheit.“
    „Sei doch nicht so empfindlich.“
    „Heißt das, du lässt mich fallen?“
    „Nicht direkt. Wir bleiben Freunde. Das reicht.“
    „Ich gehe jetzt“, flüstert Bettina fassungslos, springt auf und rennt aus dem Lokal. Vor der Eingangstür parkt ihr Wagen.
    „Du verdammtes Schwein“, würgt sie hervor, nachdem sie hinterm Steuer sitzt. „Du willst mich entsorgen wie ein altes Paar Schuhe. Das hätte ich nicht von dir erwartet. Aber so leicht geht das nicht, mein Lieber. Du hörst noch von mir. Na warte.“
    ***
    Graz, Bergmanngasse. Am Sonntag gegen drei Uhr früh wacht Zoff auf und schleicht auf die Toilette.
    Anschließend holt er sich aus der Küche ein Glas Rotwein und setzt sich ins Arbeitszimmer. Eine Weile hockt er einfach nur so da und denkt an den Mord an Freiher. Dann fallen ihm Nina und Marlene ein, und er holt seine Schreibmappe aus dem Versteck. Minutenlang zerbricht er sich den Kopf darüber, was er über die beiden schreiben

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