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Ultimo

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Titel: Ultimo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Vertacnik
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Rieder. „Wir bleiben die Alten, gar keine Frage.“
    „Das ist ganz großartig von dir, Herr Oberbürgermeister. Wirklich. Und Spinnen wird es in diesem Hause keine mehr geben. Dafür verbürge ich mich.“
    ***
    Halb zwölf in Zoffs Büro.
    Der Oberstleutnantsteht vor dem Kleiderkasten, starrt ungläubig in den Spiegel, den er letzte Woche an der Innenseite der Tür hat anbringen lassen und ärgert sich über die Jeans, die ihm nach dem Waschen um den Bund herum zu eng geworden sind.In diesem Augenblick klopft es an der Tür. Britta Seitz tritt ein. In dunklen Hosen, Bluse und Pullover, dezent geschminkt, mit duftendem Haar und einem Lächeln auf den Lippen. Sie schaut erholt aus. Mürrisch begrüßt er sie.
    „Was ist denn? Bist du sauer?“
    „Wieso? Sollte ich?“
    „Nein, aber du klingst so gereizt.“
    „Anscheinend habe ich Fett angesetzt. Das wurmt mich. Hast du Journaldienst?“
    Sie nickt.
    „Was gibt es denn?“, fragt er.
    „Der Kerl, der Neumeier umlegen wollte, hat den Wagen gelenkt, den wir nach dem Mord an Brecht auf diesem Autobahnparkplatz fanden“, sagt sie.„Seine Fingerabdrücke waren am Lenkrad und am Schaltknüppel.“
    „Mensch, Britta. Das bringt uns einen großen Schritt vorwärts.“
    „Mithilfe seiner Prints werden wir auch seine Identität klären“, verspricht sie ihm.„Alles nur noch eine Frage der Zeit.“
    „Großartig. Falls er mit dem Selminovic-Clan in Verbindung steht, wäre das ein weiteres Indiz.“
    „Da ist noch etwas. Dieser verwischte Fußabdruck, den wir unweit von Brechts Leiche fanden. Die Größe war nicht exakt bestimmbar, aber der tote Motorradfahrer hat Schuhgröße44. So groß war unsere Wischspur auf gar keinen Fall.“
    „Na ja, man kann eben nicht alles haben“, erwidert Zoff und bedankt sich.
    Da war noch jemand, überlegt er und dreht gedankenverloren an seinem Kugelschreiber. Ein Komplize womöglich, oder ein Zeuge, oder jemand, der etwas ganz anderes wollte. Brechts Haus abfackeln, zum Beispiel. Und dieser verdammte Drohbrief. Wie passendie Texte von Montaigne in dieses Puzzle? Nach wie vor überhaupt nicht.
    Das Mobiltelefon reißt ihn aus den Gedanken. Marlene ist dran. Sie sei in Graz, sagt sie.Ob er heute Abend Zeit für sie habe?
    „Auf gar keinen Fall“, erwidert er und wirft Britta einen nervösen Blick zu. „Ein Ding der Unmöglichkeit.Ich bin auf einer Dienstreise. Und zwar in Sachen Mord. Also. Wir hören uns.“ Rasch legt er auf.
    Britta grinst.„Gibt es Ärger?“, fragt sie. Er schüttelt den Kopf.
    Der Oberstleutnant ist hungrig,seine Kollegin auch. Sie begleitet ihn in die Kantine.Den nichtssagend gewürztenSpinatstrudel auf griechische Art verdrücken beide mit sichtlichem Widerwillen. Dessert entfällt. Zoff muss auf seine Figur achten.
    Unmittelbar nach dem Essensetzt er sich ins Dienstauto und macht sich auf den Weg nach Salzburg.
    Kurz nach 17 Uhr bezieht er ein Hotelzimmer und unternimmt einen ersten Streifzug durch die Stadt.
    ***
    Die oberösterreichische Messestadt Wels liegt etwa eine gute Autostunde südlich von Passau, und30Kilometer westlich von Linz.
    Ein interessanter, lebenslustiger Ort am Rande der flachen Welser Heide, mit weit über 60.000Einwohnern. Anscheinend ist er für Konferenzen und Kongresse wie geschaffen, jedenfalls gibt es jede Menge davon. Heute sind die Liberalen zu Gast. Sie halten ihren außerordentlichen Landesparteitag ab.
    Zwar ist die Stadthalle bloß halb so voll wie beiVeranstaltungen unter Rieders Vorsitz, aber der neue Parteichefist vorerst ganz zufrieden.
    „Es hätte schlimmer kommen können“, meint der untersetzte Mittfünfziger im grauen Sakko, zupft an seiner violetten Krawatte, faltet die großformatige Tageszeitung zusammen und wirft sie auf den Tisch. „Nach den negativen Schlagzeilen der letzten Tagemusstenwir mit dem Schlimmsten rechnen. Wie kommt Rieder dazu, uns mit seinem abgebrannten Landsitz in Salzburg in Verbindung zu bringen? Das ist doch Schwachsinn.“
    „Vielleicht hat er es selbst angesteckt, damit er uns etwas anhängen kann“, grunztsein Sekretär im dunkelbraunen Designeranzug und nimmt einen Schluck Bier.
    „Möglich. Immerhin hat mich die Kripo verhört. Stell dir vor.“
    „Frechheit. Du bist immer noch Nationalratsabgeordneter.“
    „Ich habe der Befragung zugestimmt, um Aufsehen zu vermeiden.“
    „Geh in die Offensive. Lass dir diese Verdächtigungen nichtbieten.“
    „Mach ich doch. Ich fahre nach Salzburg und stelle ihn. Eine

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