Ultimo
haben dort hervorragende Arbeit geleistet. Vor allem waren Sie immer loyal, und ich nehme an, ich kann mich auch unter den neuen Rahmenbedingungen weiterhin auf Sie verlassen. Daran wäre mir gelegen.“
„Unsere Beziehungen waren immer ausgezeichnet, Herr Minister“, antwortetder Ministerialrat vorsichtig. „Das wird sich aus meiner Sicht nicht ändern.“
„Das heißt, Sie werden mich auch in Zukunft über wichtige Vorgänge informieren und mir für die eine oder andere heikle Aufgabe zur Verfügung stehen?“
„Als Mitglied der Bundesregierung steht Ihnen diese Unterstützung ganz selbstverständlich zu“, doziert Berg. „Solange Ihre Interessen und jene unseres Kanzlers deckungsgleich sind, sehe ich da überhaupt kein Problem.“
„Ich stehe dem Herrn Bundeskanzler sehr nahe“, brummt der Minister irritiert und betrachtet eingehend seine Fingernägel. „Pechstein!“ Der Sekretär stürmt ins Zimmer. „Öffnen Sie den Champagner. Sie mögen doch Champagner, Berg?“
„Sehr, Herr Minister.“
„Das ist schön. Übrigens habe ich Sie für einen Orden vorgeschlagen, und Sie bekommen eine Geldbelohnung. Für Ihre überragenden Verdienste um die Staatssicherheit. Ich danke Ihnen und trinke auf unsere künftige Zusammenarbeit.“
Amüsiert hebt der Chef des Geheimdienstes sein Glas und blickt seinem Gastgeber gelassen in die Augen. Das Leben ist ein Kartenspiel, und sein Blatt ist nicht zu schlagen.
„Gesundheit, Herr Minister.“
Die Herren stoßen an.
Die Gläser klingen, als läute jemand die nächste Runde eines Boxkampfs ein.
***
Zwei Stunden später.
Das Landesgerichtliche Gefangenenhaus in der Stadt Salzburg ist ein relativ komfortabler Knast. Da gibt es nicht nur den klassischen Verhörraum, sondern auch Zimmer, wo man sich in durchaus entspannter Atmosphäre unterhalten kann. Sofern der Gesprächspartner mitspielt.
Karl-Heinz Sudek tut das nicht. Der Mann hält nicht viel von der Polizei. Das lässt er Zoff sofort spüren. Er habe Benno Brecht gekannt und aus der Zeitung erfahren, dass er ermordet worden sei. Weder mit dem Mord, noch mit der versuchten Brandlegung habe er auch nur das Geringste zu tun. Das würde er jederzeit beschwören. Wo er am 21. Oktober um etwa 21 Uhr gewesen sei, könne er nicht mehr sagen. Das sei zu lange her. Und wo er sich am 1. November aufgehalten habe? An jenem Tag, an dem Paul Freiher ermordet worden sei? Keine Ahnung. Aber warum hätte er Freiher etwas antun sollen? Er sei doch kein Killer. Das sei alles völlig absurd.
„Welche Schuhgrößehaben Sie?“
„Ich trage Größe 43.“
„Können Sie mit einer Armbrust umgehen?“
„Wie bitte? Wieso denn? Nein. Ihr wollt mir etwas anhängen. Das hier ist eine Verschwörung.“
Mehr will der Häftling dann partout nicht sagen. Wütendunterschreibt er das Protokoll, und der Wärter bringt ihn zurück in die Zelle.
Raus hier, denkt sich Zoff. Geschwind ins Freie. Dass Sudek kein reumütiges Geständnis ablegt, war ja zu erwarten. Dass er so wenig Kooperation zeigt, nicht unbedingt. Er wird Sudeks Wohnung in Sankt Pölten durchsuchen lassen, nimmt er sich vor. Möglicherweise wird dabei ja eine Armbrust gefunden, und der Mordfall Freiherist gelöst.
Gar keine so schlechten Aussichten, denkt sich der Oberstleutnant und wartet auf dieses Gefühl der Bestätigung, das ihn durchströmt, wenn er der Lösung eines Mordfalls nahe ist.
Es kommt aber nicht.
Mürrisch macht er sich auf den Weg ins Hotel.
Ruhiges Nachdenken ist jetzt angesagt.
Freitag. Endlich.
Obwohl er schon einmal dort war, findetZoffden Weg zum Rathaus nichtmehr auf Anhieb.
Der graue Himmel trübt seine Stimmung,und eine junge Frau, die Marlene geradezu unverschämt ähnlich sieht, verleiht seinen Gedanken Flügeln. Diese Taille. Dieser Gang. Die Art, wie sie ihr Haar trägt. Ist sie das? Er eilt ihr nach, aber in der Getreidegasse verliert er sie aus den Augen.
Dann steht er am Residenzplatz.Der Dom. Aus heiterem Himmel verspürter das Verlangen, ihn wieder einmal zu betreten.Also geht er hinein. Zögernd. In der Kathedrale ist es ruhig, und es duftet nach Kerzen und Weihrauch. Außer einem Pärchen, das in der letzten Reihe hockt und sich innig küsst, fallen Zoff bloß noch drei Touristen auf, die staunend durch die Kirche wandern. Und dann ist da noch ein etwa 40-jähriger Typ mit Glatze, in Jeans und mit grauem Mantel, der hinter ihm in die Kirche huscht und sich in eine der hinteren Bänke setzt. Ohne nach links oder rechts zu
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