Ultimo
haben.“
„Richtig. Das Bild bekommt immer schärfere Konturen“, behauptet Zoff und kratzt sich gedankenverloren am Kinn. „Auch wenn da noch ein paar Puzzleteile fehlen.“
Nina kommt mit Kaffee. „Mir brummt der Schädel“, klagt sie. „Außerdem mag ich es nicht, wenn Peter privat über dienstliche Dinge spricht.“
„Recht hast du“, bestärkt sie ihr Schwiegervater und zwinkert seinem Sohn listig zu. „Was belästigt uns der Kerl denn da mit seinen Sorgen? Der soll seine Fälle selber lösen. Bitte sei doch so lieb und bring uns auch noch den Kuchen aus der Küche. Er steht in derBackröhre.“
Montag früh. Auf demWeg ins Büro schaut Zoff noch rasch bei Polli vorbei.
Sein Stellvertreter telefoniert gerade, als Zoff eintritt, wobei er eigentlich bloß zuhört, mit genervtem Gesichtsausdruck leise vor sich hin flucht und schließlich den Hörer auflegt. Mürrisch schiebter seinem Chef einenSessel zu.
„Das war Schröder von der Personalvertretung“, erklärt er gequält. „Hast du schon gehört, was da wieder auf uns zukommt?“
„Nein. Was denn?“
„Ein neues Aktenprotokollsystem, eine elektronische Personalverwaltung und ein EDV-Fahrtenbuch. Außerdem ein modernes Überstundenverrechnungsprogramm und als besonderes Glanzstück die sogenannte Kostenrechnung. Da musst du deinen gesamten Tagesablauf genau dokumentieren und mit Bewertungszahlen in eine Datei eingeben. Die Strafprozessordnung wird auch noch reformiert und …“
„Genug. Lass mich in Frieden.“
„Bist wieder ganz schön mies drauf heute, nicht wahr?“
Zoff nickt und wechselt das Thema. „Haben sich die Kollegen aus Sankt Pölten schon gemeldet?“, fragt er.
Polli nickt. „Die Hausdurchsuchung bei Sudek war erfolglos“, erwidert er. „Es wurde keine Armbrust gefunden. Auch sonst nichts, das Sudek belasten würde.“
Zoff hat das schon geahnt. Die Lage in Salzburg spitze sich zu, sagt er. Da wolle ihn jemand für dumm verkaufen.In kurzen Worten informiert er seinen Freund über die letzten Ereignisse und bespricht mit ihm die nächsten Ermittlungsschritte.
Eine Stunde später ist er schon auf demWeg nach Westen. Zu Mittag speist er in einem kleinen Restaurant in Schladming, bringt sein Manuskript zum Postamt und setzt sich soeben wieder in den Wagen, als sich Britta Seitzmeldet.
„Der Hund ist obduziert“, berichtet sie. „Ich habe dir das Gutachten auf den Schreibtisch gelegt. Hassos letzte Freude war eine Knackwurst, versetzt mit Zyankali.“
„Seine Leibspeise“, murmelt Zoff nachdenklich. „Dachte ich mir. Danke, Britta.“
Der Oberstleutnant überlegt. Da hinterließ jemand ein Boot am anderen Ufer.Dieser Jemand besaß eine Bierdose mit Sudeks Speichelrestenund legte sie so ins Boot, dass man sie finden musste. Die Kripo sollte annehmen,Sudeksei über den See gerudert,an Land gegangen, habe den Hund vergiftet und den Brand gelegt.So kann es aber nicht gewesen sein.Dawäre ihm Hasso bellend und keifend an die Gurgel gesprungen. Garantiert. Außerdem hätte Sudekam Ufer Fußspuren hinterlassen. Nein, nein. Der Täter kam von der anderen Seite, über den Zaun, und Hasso hielt still, weil er ihn kannte und mit seiner Leibspeise beruhigt wurde. Sudek soll für diese Sache seinen Kopf hinhalten. Also gibt es eine Verbindung zwischen ihm und dem Täter.
Aber welche?
Das müsste doch herauszufinden sein.
Gegen 15 Uhr stürmt Zoff insVorzimmer seiner Kollegin Wagner. Die sei ihm Außendienst, erfährt er von der schüchternen Sekretärin.Routiniert mimt er den Enttäuschten und lädt sie auf eine Tasse Kaffee in die Kantine ein.
„Irgendwie habe ich fast den Verdacht, Ihre Chefin stammt aus der Steiermark“, sprudelt Zoff los, während sie nebeneinander ein Stück Kuchen verdrücken.
„Aber wieso denn?“
„Ihr Dialekt. Sie hat doch einen hörbar steirischen Einschlag.“
„Aber wo denken Sie hin. Sie stammt aus Sankt Johann im Pongau und hat dort das Gymnasium besucht. Später war sie drei Jahre an der Uni Wien, brach aber die Ausbildung ab.“
„Was studierte sie denn?“
Zu dieser Frage kann ihm das Fräulein leider gar nichtssagen,doch das macht nichts.
Eine Stunde späterist Zoff schon wieder auf Achse.Erst auf der Autobahn, dann auf der kurvenreichen Landesstraße. Die Fahrbahn ist regennass und glitschig. Außerdem fegt ein unangenehm böiger Wind übers Land. Kaltluft nähert sich von Norden her,Zoff jagt ein Schauer über den Rücken, und er dreht die Heizung an.
Im
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