Ultimo
schauen, trabt Zoff zum Hauptaltar, kniet nieder und betet ein Vaterunser. Vor drei Jahren war er schon einmal hier. Mit Nina. Zwei typische Städtetouristen, tagsüber auf Erkundungstour und abends im Theater. Sofern ihn seine Erinnerung nicht trügt, war esein sehr harmonisches Wochenende gewesen.
Nachdenklich steht er wieder auf und dreht sich um.Da hinten. Am Kircheneingang. Steht da nichtwieder dieseBlondine von vorhin? „Marlene“, brüllt er und rennt los, doch anstatt ihm entgegenzulaufen, dreht sich die Frau umund geht. Ein paar Augenblicke später keucht Zoff aus dem Gotteshaus.Vor dem Dom herrscht ein beinahe lebensgefährliches Gedränge. So sehr er sich auch anstrengt, er kann sie nicht mehr entdecken.Karl Pimminger und Susanne Vogt, die sich keine 20Meter weiter küssen und Hand in Hand den Weg durch die Menge bahnen, bemerkt er übrigens auch nicht.
Ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten, irrtZoff noch eine Weile durch die angrenzenden Gassen, ehe erfindet, wonach er sucht. Gegen halb zehnbetritt er den Sitz der Salzburger Stadtregierung.
Der Portier führt ein kurzes Telefonat. Daraufhin erscheint ein Mitarbeiter des Magistratsdirektors und geleitet Zoff in jenes Zimmer im ersten Stockwerk, in dem er enge Mitarbeiter, Vertraute und Weggefährten von Paul Freiherverhören wird.
Er beginnt mit Alexander Grein,Freihersdesigniertem Nachfolger.
***
In der Villa am Heuberg stehen die Zeichen auf Abschied.
Stella Rieders Koffer sind gepackt.Mit ausdrucksloser Miene schleppt der Butler das Zeug nach draußen und verstaut es im silbergrauen Porsche Cayenne.
„Muss das denn jetzt sein?“, nörgelt der Oberbürgermeister. „Ich habedoch bloß noch zwei Termine.Und morgen überhaupt nureinen.Die Einweihung des Kindergartens in Sankt Wolfgang. Danach hätten wir endlich wieder einmal ein Wochenende für uns.“
„Mein Klassentreffen in Altenmarkt ist mir aber wichtig“, erwidert sie. „Wie ich die Mädels kenne, endet unsere Zusammenkunft nicht vor morgen Abend. Wenn du dir den Sonntag frei halten kannst, wäre das schön.“
„Den Stammtisch kann ich auf keinen Fall ausfallen lassen“, murrtRieder. „Aber da bist du ja mit dabei. Den Rest des Tages verziehen wir uns ins Gelände. Eine kleine Wanderung vielleicht? Wir werden sehen. Also. Viel Spaß in Altenmarkt. Pass auf dich auf.“
„Wieso sagst du das? Was soll mir schon Großartiges passieren, wenn ich mit meinen Schulfreundinnen zusammen bin?“
„Wer weiß. Wenn du willst, stellt dir Betty zwei Beamte des Landeskriminalamts zur Verfügung. Als Leibwache.“
„Lass mich mit dieser Betty zufrieden. Das Weib ist mir nicht geheuer.“
„Unsinn. Sie will uns nur behilflich sein.“
„Dir. Dir will sie behilflich sein. So wie sie dir auch sonst immer behilflich ist.“
„Das ist vorbei.“
„Ich kenne dich doch. Wieso brauchst du andere Frauen?“
„Ich liebe dich, Stella. Das weißt du.“
„Liebe.Du sollst treu sein. Loyal. Zu mir, deiner Frau. Glaubst du, dass du das irgendwann einmal hinbringst?“
„Jeder Mensch hat seine Fehler, Liebling. Ich auch. Aber ich bessere mich. Wirklich.“
„Du bist ein Windhund, Hannes.“
„Wenn du schon keine Kriminalbeamten um dich haben willst, könnten dichja meine Wachen begleiten. Du weißt schon. Die Leute, die mir dieser Major Pimminger besorgt hat.“
„Das ist lieb von dir, aber nicht nötig. Und wenn deine Leibwache bei dir ist, brauche ich mich nicht zu sorgen. Um mich kümmere ich mich schon selber.“ Lächelnd steigt sie in den Wagen und fährt ab.
Rieder beobachtet es mit zusammengekniffenen Augen.
Dann holt er sein Mobiltelefon aus dem Sakko und tippt eine Nummer ein.
„Sie fährt jetzt los“, raunt er ins Telefon, legt auf, blickt sich misstrauisch um und steckt es wieder weg.
Grauer Dunst liegt über der Stadt.
Fröstelnd zieht Rieder die Schultern hoch und geht zurück ins Haus.
***
Ein schöner Himmel über Graz. Veilchenblau.
Als Zoff an diesem Samstagmorgen erwacht, ist Nina längst schon munter, und das Frühstück steht auf demTisch.
Nach dem Essen fährt Julia zu ihrem Freund, und Zoff und Nina laufen auf den Schlossberg. Nina klagt über Kopfschmerzen und fühlt sich nicht so besonders, also gehen sie die Sache eher gemütlich an. Selbst als sie wieder zu Hause sind und gemeinsam duschen,lassen sie sich Zeit.
Gegen halb zwölf sind sie endlich fix und fertigangezogen,bewaffnen sich mit Blumenstrauß und Rotwein und besuchen die Pollis. Nach
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