Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel
Raum durch eine Tür in der Wand und erreichte so den Laden, den Rick gerade betreten hatte. »Hallo!«, sagte sie zu ihm. Dann erkannte sie ihn. »Bist du nicht der Sohn von Frau Banner?«
»Ja, der bin ich.«
»Deine Mutter sagt immer, dass du ausgesprochen lieb und in der Schule sehr gut bist! Wärst du so nett hier kurz zu warten? Ich habe drüben eine Kundin.«
Rick beeilte sich zu erklären, dass Julia und er zusammen gekommen waren. Gwendaline verstand ihn jedoch falsch und nahm an, es mit einem Pärchen zu tun zu haben. »Ach so. Na, dann komm mal mit«, meinte sie und ging wieder in die Damenabteilung hinüber. Dort angelangt, fragte Rick sie: »Warum haben Sie zwei Geschäfte?«
Gwendaline grinste. »Ganz einfach: Die Damen wollen nicht, dass Männer sie mit Lockenwicklern auf dem Kopf sehen. Und die Herren würden sich niemals von einer Damenfriseurin rasieren lassen.«
»Ganz schön raffiniert!«, sagte Julia anerkennend. Die junge Frau war ihr auf Anhieb sympathisch.
»Mit wem von euch beiden fange ich denn an?«, fragte Gwendaline fröhlich, die zu Kamm und Schere gegriffen hatte.
»Eigentlich â¦Â«, begann Julia zu sprechen, doch die Friseurin unterbrach sie sogleich.
»Warte mal! Bist du nicht das Zwillingsmädchen aus London?«
»Ja. Ich bin Julia Covenant.«
Während sie ihr noch die Hand schüttelte, zwinkerte Gwendaline Rick anerkennend zu, als wollte sie ihm sagen: nette Freundin!
»Und dein Bruder?«
»Er ist drauÃen.«
Gwendaline schob eine Gardine zur Seite und forderte Jason mit einer Handbewegung dazu auf, hereinzukommen.
Er betrat den Damenfriseur zwar nur sehr unwillig, doch sobald er die schöne Inhaberin gesehen hatte, war er begeistert.
Wenige Sekunden später saà er auf einem Stuhl. Gwendaline hatte ihm ein Handtuch über die Schultern gelegt und schnitt ihm die Haare.
»Oblivia Newton?«, fragte die Friseurin eine Viertelstunde später, während Julia für den Haarschnitt ihres Bruders bezahlte. »Natürlich kenne ich sie. Sie ist eine meiner Stammkundinnen.«
»Boh! Toll!«, freute sich Jason, der vor einem Spiegel herumstolzierte. Dank Unmengen von Gel stand seine extrem modische Frisur nach allen Seiten ab.
»Kannst du uns auch sagen, wo sie wohnt?«, fragte Julia.
»Natürlich«, antwortete Gwendaline und ging mit ihnen hinaus. »Seid ihr zu Fu�«
»Wir sind mit dem Fahrrad da«, antwortete Rick, während Jason verschämt zur Seite schaute.
»Gut, denn es ist ziemlich weit. Ihr müsst hinter dem Hafen wieder auf die UferstraÃe zurück. Oder ihr fahrt hier rauf und biegt bei Kalypsos Buchladen ab.«
»Lieber nicht. Wir müssen Kalypso aus dem Weg gehen«, schaltete Rick sich ein. Ihm war gerade das Versprechen eingefallen, das sie der Buchhändlerin gegeben hatten, damit sie ihnen das Postamt aufschloss.
»Kalypso ist doch sehr nett. Warum müsst ihr so einer lieben Frau aus dem Weg gehen?«, wollte die Friseurin wissen.
»Weil wir ihr versprochen haben, innerhalb einer Woche drei Bücher zu lesen. Und wir haben noch nicht einmal angefangen.«
»Wenn das so ist«, meinte Gwendaline lachend, »dann kehrt zu dem Platz mit dem Reiterstandbild zurück. So gelangt ihr direkt zur UferstraÃe. Dort biegt ihr rechts ab. Ihr fahrt immer geradeaus, lasst das Meer links liegen. Nachdem ihr den Ortsrand erreicht habt, radelt ihr einfach ein paar Kilometer weiter, vorbei an dem Weg nach Owl Clock. Nach vier oder fünf Kilometern kommt ein Wald mit komischen Bäumen. Ich weià nicht mehr, wie sie heiÃen. Oblivia hat mir mal erklärt, dass sie die Bäume von irgendwo weit her hat kommen lassen. Das Haus ist wunderschön und ultramodern. Es ist violett und sieht wie eine umgestürzte Torte aus. Ihr könnt es nicht verfehlen.«
Die drei bedankten sich und stiegen wieder auf ihre Fahrräder. Jason war von seiner neuen Frisur so begeistert, dass er seine Abneigung gegen das Mädchenfahrrad der Bowens vollkommen vergessen hatte, und startete wie eine Rakete durch.
An der Statue des Königs bogen Rick, Jason und Julia nach rechts ab. Sie kamen in eine Gasse, die so eng war, dass die Dächer der gegenüberliegenden Häuser einander fast berührten. Plötzlich sahen sie mitten auf der StraÃe eine ältere Dame in einem Morgenmantel.
Sie stellte sich
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