Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel
und stieà einen Triumphschrei aus. Miss Biggles, Julia und Rick kamen zu ihm in den Flur gelaufen und schauten ihn verblüfft an.
Als Jason die Gastgeberin auf die alte Tür ansprach, konnte diese sich nicht daran erinnern, sie jemals aufgeschlossen oder auch nur den dazu notwendigen Schlüssel gesehen zu haben. Sie war jedoch fest davon überzeugt, dass man durch diese Tür in den Keller gelangte, auch wenn sie es merkwürdig fand, dass hin und wieder Sand und heiÃe Luft durch den Spalt unter der Tür in ihren Flur wehten.
Miss Biggles hatte nie das Bedürfnis gehabt, nach unten zu gehen. Zeitweise hatte vor der Tür ein Schrank gestanden. Doch ihre Katzen hatten sich angewöhnt das Möbelstück als Kratzbaum zu missbrauchen und sie hatte es schlieÃlich zum Restaurator bringen müssen.
Die Ãhnlichkeiten mit der Tür in der Villa Argo waren beeindruckend: Besonders die alten Nägel an der linken Seite des Schlosses sahen genauso aus wie jene, die die vier Schlösser der Tür zur Zeit fixierten.
»Miss Biggles, vielleicht könnten Sie uns genauer erklären, was gestern passiert ist«, schlug Rick vor.
Die alte Dame berichtete etwas wirr, wie sie mitten in der Nacht einen Besuch von Oblivia Newton und dem Mann in dem tropfenden schwarzen Mantel erhalten hatte.
»Manfred!«, rief Julia.
Offenbar war Oblivia Newton, ohne Rücksicht auf Miss Biggles zu nehmen, direkt zu der Tür gegangen. Dabei hatte sie irgendetwas gesagt, das Miss Biggles nicht verstanden hatte. DrauÃen hatte ein Gewitter getobt und die Katzen waren unruhig gewesen. An das, was danach geschehen war, konnte sich Miss Biggles nicht erinnern. Als sie aufgewacht war, war es schon später Vormittag gewesen. Die Katzen schienen verrückt geworden zu sein und Marc Aurel hatte offenbar den Rest der Nacht und den ganzen Vormittag auf der StraÃenlaterne verbracht, so als könne er sich nicht vorstellen, jemals wieder nach Hause zurückzukehren.
»Irgendjemand hat auch die Vitrine im Wohnzimmer aufgemacht«, klagte Miss Biggles. »Zum Glück ist nichts gestohlen worden.«
»Aber warum haben Sie die beiden überhaupt mitten in der Nacht ins Haus gelassen?«, wunderte sich Julia.
»Na ja, Miss Newton ist so ⦠unberechenbar.«
»Sie kennen sie also schon länger?«, hakte Julia nach.
»Ja, aber ich mochte sie nie besonders. Ich nicht.«
»Und wer mochte sie?«, fragte Rick.
»Meine Schwester. Oblivia war ihre Lieblingsschülerin«, gestand Miss Biggles.
»Schülerin? Wovon reden wir jetzt eigentlich, Miss Biggles?«, sagte Julia stirnrunzelnd.
»Von der Grundschule in Cheddar, der Stadt des Käses.« Cleopatra Biggles ging ins Wohnzimmer, um ein altes, gerahmtes Foto zu holen. Es zeigte zwei nebeneinandersitzende Mädchen.
»Die Kleinere bin ich. Ich bin viel jünger. Die andere ist meine Schwester Klio. Klytämnestra Biggles, um genauer zu sein. Sie war in der Familie immer die Schlauere, auch wenn unsere Eltern darauf bestanden haben, dass wir beide eine gute Ausbildung erhalten. Klio las gerne. Die Bücher in der Vitrine hat
sie
mir geschenkt. Sie wollte etwas von der Welt sehen. Deshalb ist sie von Kilmore Cove weggezogen. In Cheddar hat sie als Lehrerin gearbeitet. Oblivia Newton war ein sehr tüchtiges und vielversprechendes Mädchen. So haben sich die beiden kennengelernt.«
»Und dann?«
»Nach vielen Jahren bekam meine Schwester wieder Sehnsucht nach Kilmore Cove und kehrte zurück. Eines Tages entdeckte sie in der Zeitung ein Foto von Oblivia. In dem dazugehörigen Artikel stand, dass sie Karriere gemacht hatte und zu einer sehr erfolgreichen Geschäftsfrau geworden war. Klio freute sich darüber. Unsere Familie ist sehr sentimental. Vielleicht glaubte sie, dass ihre Lieblingsschülerin ihr einen Teil ihres Erfolgs verdankte. Ihr, der geliebten Lehrerin. Deshalb schickte sie Miss Newton ein kleines Geschenk. Oblivia wollte sich bedanken und besuchte sie, ohne sich vorher angemeldet zu haben. Seither kommt sie immer mal wieder ohne Vorankündigung. Sogar jetzt noch, wo die arme Klio tot ist.«
Während Miss Biggles weiter von ihrer Schwester und Oblivia Newton erzählte, starrte Jason die alte Tür an, als wäre er hypnotisiert worden. »Noch eine Tür zur Zeit«, murmelte er leise vor sich hin und strich über das raue Holz. Sein Herz klopfte wie
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