Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel
und wozu, verflixt noch mal, sind sie gut? Es sind einfach zu viele Fragen! Warum hilft uns niemand?« Er spuckte den Grashalm, auf dem er die ganze Zeit herumgekaut hatte, aus, und versuchte einen neuen aus dem Boden zu reiÃen.
»Soll ich dir helfen?«, erkundigte sich Julia grinsend.
Gereizt zog Jason so heftig an dem Halm, dass er sich in den Finger schnitt. Dann klemmte er ihn sich zwischen die Zähne.
Eine Möwe, die über ihnen gegen den Wind anzufliegen versuchte, stieà einen lauten Schrei aus.
Rick kam es vor, als hingen sie ebenso in der Luft, unfähig, sich in irgendeine Richtung zu bewegen. »Ich kenne den Mann, dem dieses Haus früher gehörte«, sagte er nach einer Weile. »Er war der Uhrmacher von Kilmore Cove. Er hatte sein Geschäft in der Chubber Sweet Lane. Ich war einmal dort, mit meinem Vater.« In seinen Augen stiegen Tränen auf. »Es war vor meinem ersten Schultag. Mein Vater ging mit mir zu dem Laden. Mir ist erst jetzt eingefallen, wo ich das Symbol schon mal gesehen habe. Das vorhin auf dem Schild, die weiÃe Eule mit der Uhr im Schnabel. Es war auf seinem Ladenschild. Und darunter stand: âºPeter Dedalus, Armbanduhren, Standuhren und andere nutzlose Zeitdiebe.â¹Â«
Jason zog den Grashalm aus dem Mund.
»Ãber der Tür hing eines dieser Glockenspiele, die jedes Mal klingeln, wenn die Tür aufgeht«, erinnerte sich Rick. »Inzwischen haben sie so was in jedem Geschäft, aber damals hatte nur der Uhrmacher eines. Ich habe die Tür immer wieder geöffnet und geschlossen, um es zu hören. SchlieÃlich holte mich mein Vater zur Ladentheke. Sie war unglaublich hoch. In dem Geschäft gab es nichts als Uhren. In jeder Farbe und Form. Jede tickte ein bisschen anders. Peter Dedalus war im Hinterzimmer.«
»Was war dieser Peter für ein Mensch?«, fragte Jason.
»Ich glaube, dass er klein war und eine lange Nase hatte. Er trug einen fleckigen Kittel und lächelte freundlich. Mein Vater wollte mir zur Einschulung eine Uhr schenken. Er behauptete, alle Schüler besäÃen eine, um immer pünktlich zu sein. Deshalb lieà er mir eine anfertigen.« Rick ging zu seinem Fahrrad und holte eine Armbanduhr, die am Rahmen befestigt gewesen war. »Inzwischen ist mir das Armband zu eng geworden und Dedalus, der es hätte auswechseln können, ist nicht mehr da.«
Die Uhr wirkte sehr elegant. Auf ihrem Zifferblatt war eine Eule abgebildet und darunter standen die Anfangsbuchstaben des Namens ihres Schöpfers: P. D.
»Sie ist sehr schön«, fand Julia.
Jason, der noch nie freiwillig eine Armbanduhr getragen hatte, beschränkte sich darauf, sie in der Hand zu wiegen. »Und sie ist sehr leicht.«
Rick zuckte die Schultern. »Sie ist noch nie eine Sekunde nachgegangen. Peter war immer sehr genau in diesen Dingen.«
Die Worte erinnerten die drei daran, was gerade mit dem Haus des Uhrmachers geschah.
»Vielleicht sollten wir jemanden verständigen ⦠Der versuchen könnte sie aufzuhalten«, schlug Julia vor.
»Aber wen? Heute ist Sonntag«, erinnerte Rick sie und nahm seine Uhr wieder an sich. »Abgesehen davon interessiert es niemanden, was mit Peter Dedalusâ Haus geschieht.«
»Warum? Was ist aus ihm geworden?«, hakte Julia nach.
»Das weià keiner. Eines Tages ist er einfach verschwunden. Jedenfalls hat meine Mutter mir das erzählt.«
»Einfach so verschwunden, ohne irgendeine Nachricht zu hinterlassen?« Julia hatte die Stirn gerunzelt.
»Ja, genau. Er lieà im Geschäft alles stehen und liegen und kehrte nie wieder dorthin zurück.«
Plötzlich fiel Jason ein, was mit ihm geschehen sein könnte. »Er hat vielleicht die Tür entdeckt!«
»Was?«, fragte Rick.
»Peter Dedalus könnte in seinem Haus die Tür zur Zeit gefunden haben. Er hat sie geöffnet, ist durch sie hindurchgegangen und nie mehr zurückgekehrt.«
Eine sehr einfache und gleichzeitig unglaubliche Erklärung.
Ein groÃartiger Einfall.
Jason stand auf. Sein Magen knurrte so laut, dass die anderen es hören konnten. »Apropos Uhren: Habt ihr gesehen, wie spät es ist?«
»Halb vier«, antwortete Rick.
»Was haltet ihr davon, irgendetwas zu essen?«, fragte Jason.
Doch Julia war in Gedanken noch bei Peter Dedalus und ging nicht auf die Frage ihres Bruders ein. »Was ist mit dem Geschäft? Gibt es das
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