Ulysses Moore - 03 - Das Haus der Spiegel
nicht im Stich gelassen hatte und immer noch versuchte irgendwie mit ihnen in Verbindung zu treten. »Vielleicht müssen wir nur herausfinden, wozu es dient.«
Seit er die Zeiger zum letzten Mal bewegt hatte, hatte sich am Datum auf dem mechanischen Kalender nichts verändert. »Unter Umständen ist der Schlüssel für das Schloss im Kalender versteckt«, sagte Jason. »Rick, was meinst du?«
In der Gasse breitete sich wieder der Duft von frischem Kuchen aus. Ohne sich davon ablenken zu lassen, überlegte Rick laut: »Das Jahr dreihundertvierunddreiÃig ist falsch. Aber Tag und Monat sind auf dem Kalender richtig eingestellt. Das bedeutet, dass das Jahr in Wirklichkeit kein Jahr ist. Vielleicht muss man die Zeiger so einstellen, dass die Uhrzeit den Ziffern entspricht, die der Kalender angibt.«
»Das habe ich schon versucht, aber es hat nichts genützt«, bemerkte Jason.
»Dann muss man vielleicht diese Zahl mit einer anderen kombinieren«, fuhr Rick fort.
»Und mit welcher?«
»Vielleicht mit der Uhrzeit, zu der wir das Geschäft betreten wollen.«
»Wie spät ist es jetzt?«
»Fünf Uhr nachmittags. Oder siebzehn Uhr«, antwortete Julia.
»Gut. Sagen wir mal siebzehn Uhr. Entspricht eintausendsiebenhundert ⦠plus ⦠dreihundertvierunddreiÃig macht ⦠zweitausendvierunddreiÃig«
»Okay. Wenn die Uhr auf zwanzig Uhr vierunddreiÃig steht â¦Â« Rick stellte die Zeiger entsprechend ein und Jason zog das Uhrwerk auf.
»Bzzzt!«, machte das Schloss. Es öffnete sich jedoch nicht. Dann bewegten sich die Zeiger von allein und der Kalender zeigte die Ziffer 116 an.
»Es ist nicht aufgegangen.« Julia seufzte.
»Aber es hat âºBzzzt!â¹ gemacht«, sagte Rick. »Bis jetzt hat es noch nie âºBzzzt!â¹ gemacht.«
Sie wiederholten die Prozedur. Da inzwischen eine Minute vergangen war, zählten sie 1701 mit 116 zusammen. Das ergab 1817.
»Achtzehn Uhr und siebzehn Minuten«, überlegte Rick und fummelte rasch an den Zeigern herum.
Wieder zog Jason das Werk auf und ⦠abermals erklang das »Bzzzt!«
»Es hat wieder nicht funktioniert«, stellte Julia fest.
Aber sie irrte sich.
Im Garten der Villa Argo hörte Nestor hinter sich Schritte. Dann fiel ein Schatten über seine Schulter. Mit Herzklopfen drehte er sich um und stand Leonard Minaxo gegenüber.
»Hallo«, grüÃte ihn der Leuchtturmwärter mit tiefer Stimme.
Nestor entspannte sich wieder. »Leonard! Beinahe hätte mich der Schlag getroffen! Wo kommst du denn her?«
Minaxo deutete zu den Klippen.
Der Gärtner ging zu der in den Stein gehauenen Treppe und schaute hinunter aufs Meer. Er sah das Boot der Fischer, das am Strand angelegt hatte, und winkte ihnen kurz zu. »Wie ist es gelaufen?«
»Nichts«, erwiderte Minaxo und sah sich um. Er betrachtete den Garten und den Eingang zum Haus. Seine langen Haare wehten ihm ums Gesicht, das von einem dichten Netz aus Falten überzogen war. Kleine Narben bedeckten die riesigen, muskulösen Hände. »Seither ist viel Zeit vergangen«, fügte er hinzu, ohne Nestor anzusehen. »Sind sie hier?«
»Nein, ich bin allein. Sie sind unten im Ort.«
»Gefährlich.«
Nestor ergriff seinen Rechen und entfernte sich ein paar Schritte von den Klippen. »Ich habe keine Wahl.«
»Du hattest mal eine«, warf Leonard ein.
»Die drei sind auf Zack.«
Minaxo begann zu pfeifen. Er brachte einen harmonischen Ton hervor, der sich mit dem Rauschen des Windes zu vermischen schien. Dann wurde die Melodie tiefer.
»Hör auf damit«, bat Nestor ihn.
»Genau das wollte ich auch gerade sagen«, erwiderte der Leuchtturmwärter und strich sich über die Binde, die er über dem rechten Auge trug. »Genau darum geht es: Hör auf damit, Nestor.«
»Bist du nur deshalb hier heraufgekommen, um mir das zu sagen?«
»Ich wollte das Haus sehen. Und dir mitteilen, dass wir auf dem Grund der Bucht keinen Schlüssel gefunden haben.«
»Die Wahrscheinlichkeit war gering. Aber wir mussten nachsehen.«
»Wir haben auch keinen Mann gefunden.«
Nestor nickte. Er war bereits am frühen Morgen zum Strand hinuntergestiegen und hatte nicht eine einzige Spur von Manfred entdecken können. Offenbar war er im Wasser gelandet. Und nachdem ihn niemand gefunden hatte, konnte es gut sein, dass er
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