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Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden

Titel: Ulysses Moore – Das Buch der Traumreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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habe keine Ahnung, wovon du sprichst, alter Mann.«
    Nestor schwieg einige Sekunden. Dann fuhr er fort: »Hat er es dir wirklich nicht gesagt?«
    »Hör mal, Nestor. Könnten wir vielleicht mit diesem Ich-weiß-dass-du-weißt-Spielchen aufhören und Klartext reden?«
    »Im Klartext geht es um Folgendes«, sagte Nestor. »Als ich die Geschichte für abgeschlossen hielt, habe ich meine Truhe entsorgt. Die Truhe, in der die Tagebücher all unserer Reisen waren. Ich wollte einfach einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen.«
    »Du hast mir davon erzählt.«
    »Und habe ich dir auch erzählt, wer sich angeboten hat, das ganze Zeug zu vernichten?«
    »Die beiden Turteltäubchen.«
    »Ja, Leonard und Kalypso«, bestätigte Nestor. »Sie sollten die Truhe einfach auf einer ihrer Reisen ins Meer werfen. Stattdessen haben sie sie mitsamt dem Inhalt einem Übersetzer gegeben.«
    »Was für eine fantastische Idee!«
    »Und du warst nicht eingeweiht?«
    »Ich schwöre es bei meinem Bart.«
    »Und deshalb weißt du auch nichts davon, dass dank dieser fantastischen Idee nun eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Personen von der Existenz Kilmore Coves erfahren hat.«
    »Ist das deiner Ansicht nach schlecht?«
    Bevor Nestor darauf antwortete, dachte er eine Weile nach. »Genau das frage ich mich.«
    »Du bist also nicht böse auf Leonard?«
    »Viel mehr als das. Ich wollte ein für alle Mal mit der Vergangenheit abschließen, Black. Früher haben wir uns versteckt. Jetzt müssen wir unsere Strategie grundlegend ändern.«
    »Es tut mir leid!«, wiederholte Anita zum hundertsten Mal in Zennors einzigem Pub.
    »Es tut dir leid? Ist das alles, was dir dazu einfällt?«, schimpfte ihr Vater und fuchtelte mit seiner Gabel herum.
    »Ich hatte nicht gemerkt, dass es schon so spät war.«
    »Tatsächlich? Dass die Sonne schon untergegangen ist, ist dir also nicht aufgefallen?«
    »Ach Papa … Entschuldige bitte …«
    Der Wirt kam Anita genau im richtigen Moment zu Hilfe. Die Teller mit Roastbeef, Kartoffeln und Gemüse, die er vor ihnen abstellte, brachten ihren Vater aus dem Konzept.
    »Es hätte genügt, wenn du Bescheid gegeben hättest«, sagte er schon etwas versöhnlicher. »Ein kurzer Anruf.«
    »Ich wollte ja anrufen, aber mein Handy hatte keinen Empfang.«
    »Darf man wenigstens wissen, wo du gewesen bist?«
    »Ich bin die Küstenstraße entlanggefahren.«
    »Wo wolltest du denn hin?«
    »Nach St. Ives«, schwindelte Anita.
    Mit düsterer Miene griff ihr Vater zum Besteck. »Deine Mutter war ganz schön wütend.«
    »Warum?«, erschrak Anita. »Hast du sie deswegen etwa angerufen?«
    »Natürlich habe ich sie angerufen. Du warst sechs Stunden lang verschwunden!«
    Anita sackte in sich zusammen. Dann konnte sie sich auch noch auf ein Donnerwetter ihrer Mutter gefasst machen.
    »Komm, iss jetzt!«, sagte Mr Bloom und seufzte.
    Anita ließ sich das nicht zweimal sagen. Nachdem sie die Küstenstraße bis Zennor zurückgeradelt war, hatte sie einen Bärenhunger. Und kaputt war sie auch. Kaum hatte sie aufgegessen, überfiel sie eine bleierne Müdigkeit.
    Bevor sie jedoch die Augen schloss, schickte sie noch eine SMS anTommaso.



Kapitel 18
Die Gebrüder Schere
    »Es muss hier sein«, sagte der blonde Mann hinter dem Lenkrad des Sportwagens.
    »Sieht ja grauenhaft aus.« Sein Bruder ließ den Blick über die grünen Wiesen, die kleinen Häuser von Zennor und das Meer gleiten. Er schüttelte den Kopf, wobei sein lockiger Haarschopf hin und her schwang. »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir schauen uns ein bisschen um.«
    »Sieh mal!«, rief der Lockenkopf da und zeigte auf eine Gestalt auf einem Fahrrad, die gerade auf die Hauptstraße abbog. »Das könnte das Mädchen sein, das wir suchen. Ich überprüfe das schnell.« Vom Rücksitz angelte er nach einem kleinen schwarzen Koffer. Er öffnete ihn und setzte sich eine Brille auf, deren Gestell mit unzähligen Hebeln und Rädchen versehen war. Wie bei einem Teleobjektiv fuhr er das rechte Glas heraus, sodass er das Mädchen auf dem Fahrrad wie aus nächster Nähe sehen konnte. »Aha!«, rief er.
    »Und?«
    »Zweifellos, sie ist es. Sieht aus wie dreizehn. Hat lange dunkle Haare genau wie auf dem Foto. Anita Bloom hätten wir somit gefunden.«
    »Und was machen wir jetzt?«, wollte sein Bruder wissen. »Verfolgen wir sie?«
    »Nein, das wäre reine Zeitverschwendung. Versuchen wir lieber herauszufinden, wo dieses Bed & Breakfast ist. Dorthin wird sie ja früher oder später

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