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Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten

Titel: Ulysses Moore – Das Labyrinth der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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ihn soeben gefangen hatte. Und ebenso wie es ihm bei Julia und Nestor gegangen war, hatte er sogleich das Gefühl, den Mann wiederzuerkennen, obwohl er sich gleichzeitig ganz sicher war, ihm noch nie zuvor begegnet zu sein.
    »Aber Sie sind ja … Black Vulcano!«
    Doch für Höflichkeiten war keine Zeit. Zumindest nicht in diesem Augenblick. Tommaso zeigte auf den Pfad, auf dem er hergekommen war, und sagte: »Ich glaube, ich werde verfolgt.«
    »Wer soll dich denn verfolgen, Junge?«, fragte Black Vulcano.
    Tommaso zuckte mit den Schultern, legte den Finger auf die Lippen und sie lauschten alle beide, ohne sich zu bewegen. Besser gesagt lauschten sie zu dritt, denn Tommaso stellte jetzt erst fest, dass Black Vulcano von einem zweiten Mann begleitet wurde, einem hochgewachsenen Herrn im Anzug. Und bei ihm war er sich sicher, ihn schon irgendwo gesehen zu haben. Moment mal! War das nicht Anitas Vater? Aber was in aller Welt machte er hier in Kilmore Cove? Und woher kannte er Black Vulcano?
    Als Tommaso schon befürchtete, Wahnvorstellungen zu haben, machte Mr Bloom einen Schritt auf ihn zu. Er war leichenblass, wie jemand, dem sehr schlecht war. Oder wie jemand, der gerade eine Höllenfahrt auf Black Vulcanos Lokomotive hinter sich hatte.
    »Du kommst mir irgendwie bekannt vor«, sagte der Mann zu Tommaso. »Wer bist du?«
    »Ich heiße Tommaso Ranieri Strambi. Erinnern Sie sich noch an mich? Ich bin ein Freund Ihrer Tochter Anita.«
    »T… Tommi?«, stotterte Mr Bloom ungläubig. Dann packte er den Jungen am Arm. »Weißt du, wo meine Tochter ist?«, fragte er ihn.
    »Ja … also …« Tommaso wusste nicht, für welche Ausrede er sich entscheiden sollte. Schließlich wählte er die am wenigsten glaubwürdige Antwort, nämlich die wahre. »Ja, Mr Bloom. Sie ist hinter einer Tür zur Zeit gefangen, durch die man nicht mehr zurückkehren kann. Aber wenn wir Glück haben, kann sie das Labyrinth betreten und dort vielleicht einen Weg finden, der nach Hause führt.«
    Kaum dass er das gesagt hatte, spürte er Black Vulcanos Hand auf seiner Schulter. »Braver Junge. Es ist immer am besten, ehrlich zu sein. Aber ein bisschen Taktgefühl kann hin und wieder nicht schaden, weißt du?«
    Aber zu spät: Mit einem leisen Seufzer fiel Mr Bloom ohnmächtig zu Boden.

Kapitel 13
Unterhaltung im Regen
    Das Gewitter war längst weitergezogen, aber jetzt regnete es wieder stärker. Es schien fast so, als wollte es nie mehr aufhören.
    Zwischen kleinen Bergen von zusammengeknüllten Zetteln hockte Rick am Boden und schrieb, strich wieder aus, schrieb wieder etwas neu, fluchte, schrieb, strich durch und schimpfte die ganze Zeit auf Türen, Tiere, Getränke, Boote und Traumreisende.
    »Das ist wohl nicht so ganz deine Stärke, was?«, meinte irgendwann der Lockenkopf. »Was machst du denn da eigentlich? Deine Hausaufgaben?«
    Sie saßen alle drei unter dem Vordach eines Tempels, an dessen Säulen sich Efeu hochrankte. Ultima hatte den beiden Brandstiftern erlaubt, die Grube zu verlassen, und sie an einem trockenen Ort angekettet. Wortlos hatte sie sodann ein Lagerfeuer gemacht und darin Maiskolben geröstet, über die sich die Gebrüder Schere hungrig hergemacht hatten.
    Rick fuhr fort, zu schreiben und wieder auszustreichen, als hätte er den Lockenkopf gar nicht gehört.
    »Scheint ja so etwas wie ein Aufsatz zu werden«, meinte der Lockenkopf nach einer Weile.
    »Gehst du noch zur Schule oder arbeitest du schon?«, fragte sein Bruder.
    »Ruhe!«, schimpfte Rick und zerknüllte wieder einen Zettel. »Es ist so schon schwer genug, ohne dass ihr mir ständig Fragen stellt und mich ablenkt!«
    Die Brandstifter klirrten mit ihren Ketten. »Hey! Du wirst doch nicht erwarten, dass wir dir dabei helfen.«
    »Schließlich sind wir immer noch die Bösen.«
    Rick warf ihnen einen vernichtenden Blick zu und versuchte sich dann wieder auf seine Notizen zu konzentrieren. Er hasste derartige Knobeleien, weil er nie die Logik begriff, auf der sie aufgebaut waren. Und während er versuchte, eine Verbindung zwischen Milch, Kaffee und Limonade zu Booten, erträumten Orten und bunten Türen herzustellen, fragte er sich, wer so gemein gewesen sein konnte, sich so etwas auszudenken.
    Schließlich gab er auf. Erschöpft lehnte er sich mit dem Rücken an die Tempelmauer an und überlegte ernsthaft, sich einfach hinzulegen und endlich zu schlafen.
    Es war ein unglaublich langer Tag gewesen. Und das Rätsel als krönender Abschluss war einfach ein bisschen zu

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