Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Titel: Ulysses Moore – Die Insel der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
Vom Netzwerk:
mit dem die Fässer befestigt waren. »Wir tragen die hier hoch zum Brunnen. Und dann warten wir auf die Tauben.«
    Sie rollten die Fässer einen Weg entlang, der zu einem fast völlig überwucherten Häuschen führte. Innen gab es eine einfache Feuerstelle. Die Wände waren verrußt und an manchen Stellen hatte jemand etwas mit Holzkohle daraufgeschrieben.
    »Ich bin schon lange nicht mehr da gewesen«, sagte der Leuchtturmwärter leise.
    »Was ist das hier?«
    »Ein Ort, an dem wir gespielt haben, als wir so alt waren wie du. Es war unser geheimer Treffpunkt.«
    Jason sah sich die dunklen Abdrücke an den Wänden an und versuchte die Graffitis zu lesen, doch die meisten davon waren kaum noch zu erkennen. Sein Herz tat einen Sprung, als er die Schriftzeichen vom Diskus von Phaistos erkannte, die an den Wänden zwischen gewöhnlichen Buchstaben standen. Ungläubig fuhr er die Zeichen mit der Fingerspitze nach. »Weißt du, was sie bedeuten?«
    »Ja, ebenso wie meine Freunde«, antwortete Leonard ungerührt. »Es war unsere Geheimschrift. Hier steht: ›Wir sind der Träume einfache Matrosen ...‹«
    »›Weder Kapitäne noch Anker oder Segel für sie‹«, beendete Jason den Satz. »Ist das auch von Shakespeare?«
    »Nein«, antwortete Leonard und musste lächeln. Die Geschwindigkeit, mit der der Junge den Satz entschlüsselt hatte, beeindruckte ihn. »Hilf mir jetzt bitte mal mit den Fässern.« Er schüttelte den Kopf und verließ das Häuschen.
    »Ich komme«, antwortete Jason, doch so recht konnte er sich nicht von den Inschriften losreißen. Er fand Ulysses Namen auf der Wand, aber die Handschrift wirkte unsicher und ganz anders als in den Notizbüchern. In ihr war auch der Schriftzug geschrieben: »Der große Sommer«. Daneben konnte er drei Unterschriften entziffern: Peter, Klio, Black. Und dann war da noch eine vierte, die fast vollständig verwischt war.
    Warum standen hier all diese Namen? Wenn Peter der Uhrmacher war und Klio die Schwester von Cleopatra Biggles, wer war denn Black?
    Jason wurde mit einem Mal etwas mulmig zumute.
    »He, Junge!«, rief Leonard von draußen. »Kommst du jetzt, oder nicht?«
    »Du hast nicht unterschrieben«, sagte Jason zu dem Leuchtturmwärter, als er neben ihm stand.
    »Vielleicht ist meine Unterschrift verblasst«, brummte Leonard.
    »Was war der ›große Sommer‹?«
    »Ach, das ist wirklich ein fantastischer Sommer gewesen«, sagte Leonard. »Es war der erste, den Ulysses hier verbrachte, der, in dem unsere Clique entstand.«
    »Und dann?«
    »Dann kam jemand, der zu viele Fragen stellte. Und die Clique löste sich auf.«
    Hinter dem Haus gab es einen von Mauern eingefassten, mit Steinplatten gepflasterten Hof. Ein rostiges Gitter in seiner Mitte deckte einen Brunnenschacht ab.
    Leonard und Jason rollten die Pechfässer bis zum Rand der Zisterne. Dann packte der Leuchtturmwärter das Gitter, spannte seine mächtigen Muskeln an und hob es hoch. »Und jetzt das Pech«, sagte er.
    Jason holte das Messer und half Minaxo die Deckel von den Fässern zu nehmen.
    Rasch breitete sich strenger Pechgeruch aus.
    »Was ist unten in dem Brunnen?«, fragte Jason. »Ist er tief?«
    »Wir glaubten damals, er würde bis hinunter zum Mittelpunkt der Erde reichen«, meinte Leonard grinsend. »Deshalb beschlossen wir ihn zu erkunden. Wir dachten, es würde eine so aufregende Reise werden, wie in dem Buch von Jules Verne ... Hast du das mal gelesen? Eine Expedition in den Schlund eines Vulkans. Black stieg als Erster hinunter. Deshalb nannten wir ihn von da an nur noch Black Vulcano. Die anderen und ich, wir sicherten das Seil.«
    »Und was geschah dann?«
    »Nach nur acht Metern war Schluss für Black. Zuerst waren wir enttäuscht, doch dann stellten wir fest, dass wir von der Höhle aus, die den Boden des Brunnens bildet, in eine Reihe von Gängen gelangen konnten. Vor langer Zeit dienten sie als Gefängnisse und später, im Zweiten Weltkrieg, als Munitionslager. Dort wurden Waffen versteckt für den Fall, dass die Deutschen versuchen würden Großbritannien zu überfallen.«
    »Jetzt verstehe ich aber immer noch nicht, was wir hier machen«, bemerkte Jason.
    Leonard richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Siehst du den Weg dort? Wenn Nestor zu dir gesagt hat, er wolle die Methode des Brunnens und der Taube ausprobieren, dann wird er dort schon bald auftauchen, um vom Brunnen aus in die Höhle abzusteigen. Ich gehe jetzt und hole Ariadne.«
    »Und was mache ich?«
    »Wenn es so weit

Weitere Kostenlose Bücher