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Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Sonntag damals … Erinnerst du dich? Penelope brachte Leonard zu mir, weil sie hoffte, ich könnte sein Auge noch retten. Während du, alter Esel, darauf verzichtet hast, deine Wunde versorgen zu lassen. Und dich damit praktisch selbst zum Krüppel gemacht hast. Und warum wolltest du nicht zu mir kommen? Weil du befürchtet hast, ich stelle dir Fragen, die du nicht beantworten willst. Dass ich dich frage, wie in aller Welt du dir in den Wäldern um Kilmore Cove eine Verletzung geholt hattest, die nur von einem Dreizack stammen konnte. Oder wie es Leonard angestellt hat, von einem Hai gebissen zu werden.«
    »Bowen, jetzt reicht’s! Du übertreibst.«
    »Du bist derjenige, der übertrieben hat. Du mit deinen lächerlichen Geheimnissen!« Der Arzt starrte Nestor weiter ins Gesicht, ohne den Blick abzuwenden. Dann sah er auf den Schlüssel hinunter und schloss die Tür des Archivs auf. »Komm jetzt bitte mit rein.«
    Nestor kam der Aufforderung nach. Er schaltete das Licht ein, und erst jetzt bemerkte er Black Vulcano und Mr Bloom, die geknebelt und schlafend auf zwei Klappbetten lagen. Er wirbelte herum. »Was zum Teufel ist hier los?«
    »Was hier los ist? Ich habe deine ewige Geheimniskrämerei satt, das ist los.«
    Noch bevor er reagieren konnte, spürte Nestor einen Stich am Arm.
    Der Arzt hielt eine kleine Spritze hoch, damit sein Opfer den Rest der gelben Flüssigkeit sehen konnte, der darin verblieben war. »Keine Angst, es handelt sich um ein rein pflanzliches Schlafmittel. Es wird in einer der Welten hergestellt, die du so liebst. Ich will euch nichts antun. Ich will nur, dass diese Geschichte ein für alle Mal ein Ende hat.«
    »Bowen, ich …«
    Alles um Nestor herum begann sich zu drehen, die Umrisse verschwammen. Der ehemalige Besitzer der Villa Argo fühlte sich plötzlich entsetzlich schwach. Auf der Suche nach etwas, an dem er sich festhalten konnte, taumelte er durch den Raum. Schließlich klammerte er sich an ein niedriges Regal, das ihm daraufhin sofort entgegenstürzte, zusammen mit einem wahren Regen von Karteikarten und Broschüren. Nun lag er am Boden und hatte das Gefühl, unter dem Papier, das auf ihn gefallen war, zu ersticken, während der Arzt aus großer Ferne weiter auf ihn einredete.
    »Du hast nicht die leiseste Vorstellung, wie sehr ich unter deinen Geheimnissen gelitten habe. Und darunter, ausgeschlossen zu werden. Als ihr euch immer im Park getroffen habt, erinnerst du dich noch? Wir waren zehn Jahre alt. Zehn Jahre! Und du warst bereits derselbe grausame Mensch, der du heute bist.«
    »Roger …«
    »Ach, du erinnerst dich sogar noch an meinen Namen!«
    Nestor schob die Broschüren von seinem Gesicht herunter und sah zu Dr. Bowen auf.
    »Aber in jenem Sommer fiel dir mein Name niemals ein. War es nicht so? Vielleicht, weil ich dir lästig war. Weil du Angst hattest, ich würde euch bei euren Spielen stören, bei euren … Expeditionen!«
    Nestor rief sich den Großen Sommer ins Gedächtnis und den Tag, an dem er und die anderen zum ersten Mal die Schlüssel untereinander aufgeteilt hatten. Roger Bowen war nicht dabei gewesen, weil seine Eltern nicht erlaubten, dass er allein aus dem Haus ging. Aus diesem Grund war er ausgeschlossen gewesen. Weil er nie etwas zusammen mit den anderen unternehmen durfte. »Roger, was … erzählst du denn … da? Wir … haben nicht …«
    »Und so ging es immer weiter. All die Jahre hindurch,
Ulysses
. Immer dasselbe Spielchen. Du bist nie in den Ort hinuntergekommen und die Treffen waren oben in der Villa. Ein exklusiver Klub, in den ich niemals eingeladen worden bin. Kein einziges Mal, in meinem ganzen Leben nicht!«
    Nestor versuchte, sich mit den Ellbogen abzustützen und in Richtung Tür zu robben. Doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Im Kopf wirbelten ihm die Antworten herum, die er Bowen gerne gegeben hätte, doch sie fanden nicht den Weg zu seinen Lippen.
    Roger war deshalb nie in die Villa Argo eingeladen worden, weil Penelope seine Ehefrau Edna Bowen nicht leiden konnte, ganz abgesehen davon, dass sie wohl die ganze Zeit nur an ihrer Haushaltsführung herumgenörgelt hätte. Roger selbst hatte nie zu verstehen gegeben, dass er gerne bei ihnen mitgemacht hätte. Aber wie konnte er so viel wissen? Und was hatte er jetzt eigentlich vor?
    »Der Moment ist gekommen, um abzurechnen. Ihr habt sämtliche Grenzen überschritten. Ihr habt eine neue Generation Londoner Kinder in die Sache verwickelt und jetzt halten sie die Schlüssel unter

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