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Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Titel: Ulysses Moore – Die steinernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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... Wie ...?«
    »Ja, ja, nur die Ruhe«, erwiderte sie. »Was hast du mir zu erzählen?«
    »Ich ...« Er war so durcheinander, dass er den Mund gar nicht richtig zubekam. »Ich ... bin runtergestürzt.«
    »Wo runter?«
    »Von ... von ...«, stotterte er, verzweifelt bemüht, sich eine gute Ausrede einfallen zu lassen.
    Gwendaline wedelte hektisch mit den Händen in der Luft herum. »Von den Klippen von Salton Cliff. Das habe ich Ihnen doch schon ausgiebig am Telefon erzählt.«
    Manfred grunzte etwas.
    »Und was hattest du auf den Klippen von Salton Cliff zu suchen?«
    »Ich war mit dem Strandbuggy unterwegs ... auf der Straße zur Villa Argo.«
    »Und wie hast du es geschafft, mit dem Strandbuggy die Klippen hinunterzustürzen?«
    Manfred wurde immer kleinlauter und zwirbelte verlegen an der Decke herum.
    »Ich musste einem Pferd ausweichen.«
    »Ach so«, meinte Oblivia mit eisiger Stimme. »Du bist also einem Pferd ausgewichen.«
    Gwendaline merkte, dass die Unterhaltung an einem kritischen Punkt angelangt war. »Wie wäre es mit einer Tasse Tee?«, fragte sie, um die Situation zu entschärfen.
    Als sich Oblivia der Friseurin zuwandte, verwandelte sich ihre erzürnte Miene blitzschnell in ein freundliches Lächeln. »Was für eine wunderbare Idee! Ich komme mit in die Küche, dann kann sich Manfred inzwischen in Ruhe umziehen.« Während sie noch redete, warf sie ihm schon die Sachen hin, die sie zu Hause für ihn ausgesucht hatte. »Stell keine Fragen!«, zischte sie leise. »Sonst kannst du dir einen neuen Job suchen.«
    Gwendalines Küche war ebenso behaglich eingerichtet wie die übrige Wohnung. Die blauen Küchenschränke und Regale hatte sie mit Trockenblumensträußen dekoriert.
    Die Friseurin stellte drei Porzellantassen mit Silberrand nebeneinander auf den Tisch. Dann füllte sie einen Teekessel mit Wasser. Oben auf dem Deckel des Kessels saß ein kleiner Vogel.
    »Er pfeift, wenn das Wasser kocht«, erklärte sie.
    »Wie süß!«, flötete Oblivia. »Sie haben wirklich eine wunderschöne Wohnung!«
    »Finden Sie? Ich habe alles selber eingerichtet ... Das heißt ... Ich habe es selbst geplant und habe mir dann helfen lassen.«
    »Wirklich ganz reizend. Hören Sie mal, meine Liebe«, fuhr Oblivia fort. »Ich weiß nicht, wie ich mich für das entschuldigen soll, was passiert ist. Ich finde, ich stehe jetzt in Ihrer Schuld.«
    »Nein, auf gar keinen Fall. Es war ... es war mir ein Vergnügen, glauben Sie mir. Seit Jahren hat in dieser Wohnung niemand mehr geschnarcht... Ich meine ... Auch wenn er fantasierte und von Zeit zu Zeit schrie, war es doch irgendwie mal eine schöne Abwechslung ...«
    »Haben Sie gehört, was er sagte?«
    »Eigentlich hat er nur ständig Ihren Namen wiederholt. Und außerdem ging es noch um mehrere Schlüssel und Türen.«
    »Ach, die Tür!«, jammerte Oblivia theatralisch. »Immer die gleiche Geschichte.«
    »Was für eine Geschichte?«
    »Manfred ist von Türen besessen. Er sammelt sie sozusagen.«
    »Wie faszinierend!«, seufzte Gwendaline Mainoff und fand, dass ihn diese Eigenart noch umso interessanter machte.
    »Ja, aber anstrengend. Ziemlich anstrengend. Sie haben ja gesehen, was passiert ist.«
    »Meinen Sie wegen der Klippen?«
    »Ganz genau.«
    »Er behauptet, dass er da zum zweiten Mal heruntergestürzt ist.«
    »Ja, und jedes Mal wegen der gleichen Tür.«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz ...«
    Der Vogel auf dem Wasserkessel begann zu pfeifen und Gwendaline goss den Tee auf.
    »In der Villa Argo«, erklärte Oblivia, »muss es eine alte Tür aus dem 18. oder 19. Jahrhundert geben, die er um jeden Preis sehen will. Aber aus verschiedenen Gründen ist ihm das nie gelungen.«
    »Der Ärmste!«
    »Das können Sie laut sagen! Er redet praktisch von nichts anderem mehr, denn wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, bringt ihn nichts mehr davon ab. Dabei würde es ihm genügen, diese Tür nur einmal zu sehen. Aber bis dort wieder alles seinen geregelten Gang geht ...«
    »Ach so. Sie meinen wohl wegen der neuen Besitzer. Sie müssen ja erst einmal einziehen und so.«
    »Stimmt. Genau aus diesen Gründen. Sie verstehen sicher, er kann nicht einfach zu dieser Familie aus London gehen und fragen, ob er ihr Haus betreten und sich die Tür ansehen darf.«
    »Na ja, die würden ihn zumindest für ziemlich exzentrisch halten.«
    »Sie haben es erfasst.«
    »Und er könnte wieder von den Klippen stürzen.«
    »Das wäre natürlich noch schlimmer.«
    Gwendaline hatte

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