Ulysses
Lydiahand.
Bloom aß Leb, wie schon gesagt. Sauber hier wenigstens. Dieser Kerl im Burton, klebrig von Geknorpel. Kein Mensch da: Goulding und ich. Saubere Tische, Blumen, Serviettenmitren. Pat hin und her, der kahle Pat. Nichts zu tun. Was Besseres nicht in ganz Dub.
Das Klavier wieder. Ist Cowley. Also wie er davor sitzt, wie einsgeworden damit, wechselseitiges Verstehen. Langweilige Gestalter, diese Fiedelkratzer, den Blick auf dem Bogenende, oder das Cello am sägen, an Zahnschmerzen denkt man dabei. Ihr hohes langes Schnarchen. Den Abend, wo wir die Loge hatten vorn. Die Posaune unten schnaufte wie ein Walroß, zwischen den Akten, ein anderer Blechbläser schraubte an seinem Ding rum, leerte Spucke aus. Und die Beine des Dirigenten, Sackhosen, zappelig schlappig. Ganz recht, daß sie die verstecken.
Zappliges Klingeling, flott und flink.
Bloß die Harfe. Liebliches golden funkelndes Licht. Mädchen spielte sie. Achterteil wie das Heck eines lieblichen. Also der Saft ist wirklich gut, eines lieblichen. Goldenen Schiffes. Erin. Die Harfe, die einst oder zweinstens mal. Kühle Hände. Ben Howth, die Rhododendren. Wir sind ihre Harfen.
Ich. Er. Alt. Jung.
- Ach, das krieg ich nicht mehr hin, sagte Mr. Dedalus, scheu, lustlos.
Stark.
- Los, verwünscht, grollte Ben Dollard. Dann spuck’s in Stückchen aus.
- M’appari , Simon, sagte Pater Cowley.
Er tat ein paar Schritte die Bühne herab, ernst, groß im Leiden, die langen Arme ausgestreckt.
Heiser leiste sein Kehlapfel. Leise besang er ein staubiges Seestück dort: Ein letztes Lebewohl . Eine Landzunge, ein Schiff, ein Segel auf den Wogen. Lebewohl. Ein liebliches Mädchen, ihr Schleier wehend im Wind auf der Landzunge, Wind um sie her.
Cowley sang:
- M’appari tutt amor :
II mio sguardo l’incontr …
Sie winkte, Cowley nicht hörend, mit ihrem Schleier einem Scheidenden zu, Lieber, dem Wind zu, Geliebter, dem eilenden Segel, oh komm doch zurück.
- Los, Simon.
- Ach, längst dahin sind mir des Tanzens Tage, Ben… Ja…
Mr. Dedalus legte seine Pfeife neben der Stimmgabel zur Ruhe und berührte, sitzend, die gehorsamen Tasten.
- Nein, Simon, wandte sich Pater Cowley ihm zu. Spiel’s in der Originaltonart. Ein b.
Tastend, gehorsam, stieg’s höher, erzählte, taumelte, beichtete, konfuse Konfession.
Zur Bühne hinauf schritt Pater Cowley.
- Hier, Simon. Ich werd dich begleiten, sagte er. Steh auf.
Vorüber an Graham Lemons Ananasbonbon, an Elverys Elefant klapperte Klingeling. Steak, Niere, Leber, Mantsch: beim Mahl wie für einen Fürsten saßen Fürst Bloom und Fürst Goulding. Fürsten beim Mahl, hoben und tranken sie Power und Apfelwein.
Die schönste Tenor-Arie, die je geschrieben wurde, sagte Richie: Sonnambula . Er hatte sie von Joe Maas gesungen gehört den einen Abend. Ah, dieser M’Guckin! Ja. Auf seine Art. Chorknabenstil.
Maas war der Knabe. Meßknabe. Ein lyrischer Tenor, wenn Sie so wollen. Vergesse das nie.
Niemals.
Zartfühlend sah Bloom über leberlosen Speck weg die straffen Züge sich verzerren.
Rückenschmerzen. Brights scharfer Blick. Nächste Nummer auf dem Programm. Zeche bezahlen.
Pillen, zerstoßenes Brot, Wert eine Guinee die Schachtel. Ziehts ein Weilchen in die Länge. Singt auch: Drunten bei den toten Männern . Ist eigentlich ein Ausdruck für leere Flaschen. Aber auch so ganz passend. Nierenpastete. Süßes zu. Kommt nicht richtig damit zurande. Was Besseres nicht in.
Typisch für ihn. Power. Etwas eigen mit dem, was er trinkt. Ein Sprung im Glas, frisches Vartry-Wasser. Klaut Streichhölzer von Büfetts, um zu sparen. Und vertut dann wieder einen ganzen Sovereign für Schnickschnack. Und wenn man was von ihm will, keinen roten Heller. Besoffen dann weigert er sich, seine Zeche zu bezahlen. Komische Typen.
Niemals würde Richie jenen Abend vergessen. So lang wie er lebte, nie. Auf dem Olymp des Old Royal mit dem kleinen Peake. Und als der erste Ton.
Rede hielt inne auf Richies Lippen.
Jetzt geht das dicke Getue los. Rhapsodien auf schlechthin alles und jedes. Glaubt seinen eigenen Lügen. Tut er wirklich. Phantastischer Lügner. Aber dazu braucht man ein gutes Gedächtnis.
- Welche Arie ist das? fragte Leopold Bloom.
- Alles ist jetzt verloren .
Richie spitzte schmollig die Lippen. Ein leiser Einsatzton, lieb Banshee, murmelte Alles. Eine Tross. Eine Drossel. Sein Atem, vogelsüß, gute Zähne, auf die er stolz ist, flötete klagendes Weh.
Ist jetzt verloren. Reicher Ton. Zwei Noten in einer
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