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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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höhnen und alle nur eben gerade noch tolerirlich finden. Die da mit Witzen sich hervor thun auf Kosten frauenzimmerlichen Zartgefühls (eine Gemüthsart, mit welcher er es nie gehalten), ihnen würde er nimmer zugestehen, auch nur den Namen der traditionsreichen guten Erziehung zu tragen, noch Erben zu seyn derselben: während für jene, die, da sie alle Nachsicht und Geduld verloren haben, nichts mehr verlieren können, noch das scharfe Antidotum der Erfahrung blieb, ihre Insolenz zu veranlassen, einen jähen und unrühmlichen Rückzug anzutreten.
    Nicht daß er nicht hätte fühlen können mit der feurigen Jugend, welche nichts giebt auf die schiefen Mäuler der Tapergreise noch auf das Grunzen der Gestrengen und ist stets dafür (wie die keusche Vorstellung der Heiligen Schrift es ausdrückt), vom verbotenen Baume zu essen, doch gieng dies nicht so weit, daß er, unter welcher Bedingung auch immer, imstande gewesen wäre, der Menschlichkeit zu vergessen gegenüber einer braven Frau, wenn ihre Stunde gekommen, das Gesetz zu erfüllen. Um aber zum Schluß zu gelangen, wenn er nach den Worten der Schwester auch auf eine rasche Entbindung gerechnet hatte, so war er doch, das muß einbekannt werden, nicht wenig erleichtert von der Kunde, daß nach so bedrückend langer Prüfung die Niederkunft nun unter günstigen Auspicien ihren Anfang genommen hatte, ein Zeugnis einmal mehr für die Gnade und Mildthätigkeit des Höchsten Wesens.
    In diesem Sinne öffnete er seinem Nachbarn sein Herz und sagte, wenn er seiner Auffassung in dieser Sache solle Worte leihen, so gehe seine Meinung (die eines Mannes, der hier vielleicht eigentlich lieber schweigen sollte) dahin, daß man schon von kalter Konstitution sein müsse und frostigen Witzes, um nicht zu frohlocken bei dieser neuesten Nachricht von der Frucht ihres Wochenbetts, maßen sie nicht durch eigen Verschulden in solchen Schmerzen gelegen. Der geputzte junge Pursche sagte, schuld daran sey vielmehr ihr Gatte, welcher sie in die Hoffnung gebracht, oder so müßte es wenigstens sein, wenn anders sie eine zweite Matrone wäre von Ephesus. Ich muß euch noch zur Kenntniß bringen, sagte da Mr. Crotthers und schlug auf den Tisch, um seine Rede durch einen nachdrücklichen Kommentar zu unterstreichen, daß der alte Glory Allelujerum hier heute wieder vorgesprochen hat, ein ältlicher Mann mit geckenhaftem Backenbart, und er trug mir durch die Nase die Erkundigung vor, wie weit denn Wilhelmina wäre, mein Leben, wie er sie nennt. Ich hieß ihn sich bereit halten, da das Ereigniß in Bälde eintreten werde. Kotz Leben, ich will offen mit euch sein. Ich kann mich nur höchlich verwundern über das Mannesvermögen des alten Knackers, der ihr nun schon wieder ein Kind rausgeholt hat. Und alle fielen ein und priesen dasselbe, ein jeglicher nach seiner Weise, obschon der obgenannte junge Pursche bei seiner frühern Meinung blieb, es müsse ein anderer denn ihr Ehegespons da in die Bresche gesprungen sein, ein ordinirter Geistlicher, ein Fackelträger (tugendsamlich) oder ein reisender Händler in Artikeln, welche in jedem Haushalt benöthigt werden. Einzigartig, sprach der Gast zu sich selbst, dieses wundervoll ungleiche Vermögen der Metempsychose, das diesen Menschen eignet, also daß das Dormitorium der Kindbettinnen und der Seziersaal können zu Seminaren solcher Frivolität werden, daß die bloße Erwerbung akademischer Titeln hinreicht, diese Jünger der Leichtfertigkeit im Handumdrehen in beispielhafte Practici einer Kunst zu verwandeln, welche von den meisten nur irgendwie ausgezeichneten Menschen für die edelste ist geschätzt worden. Aber, fügte er weiters hinzu, vielleicht geschieht es auch nur, den eingeschnürten Empfindungen Erleichterung zu schaffen, welche auf ihnen allen gleicherweise bedrückend lasten, denn mehr als einmal habe ich beobachtet, daß gleich und gleich sich im Lachen gern gesellt.
    Doch mit welcher Berechtigung, so darf der edle Lord, sein Beschützer, vielleicht gefragt werden, hat dieser Fremdling, welchen nur fürstliche Huld zu den Bürgerrechten zugelassen, sich selbst zum obersten Richter aufgeworfen unserer inneren Politik? Wo bleibt jene Dankbarkeit, welche ihm von der Loyalität hätte angerathen sein sollen? Hat dieser Verräter an seiner Art nicht während des jüngsten Krieges, wann immer der Feind einen vorübergehenden Vortheil errungen hatte mit seinen Granaten, eben jenen Augenblick benutzt, sein Geschütz gegen das Reich zu richten,

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